Thailand II: Glauben & Religion

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Die Lebenslehre Buddhismus 


Die alles beherrschende Religion in Thailand ist der Hinayana- oder Theravada-Buddhismus, der auch in den Nachbarstaaten Burma, Laos und Kambodscha sowie auf Sri Lanka verbreitet ist. Rund 95 % der Einwohner Thailands sind Buddhisten. 

 

Der Buddhismus beruht auf den Erkenntnissen des Fürstensohnes Siddharta Gautama, der im Jahre 543 vor Chr. in der kleinen Stadt Lumbini, im indisch-nepalesischen Grenzgebiet, geboren wurde. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens verließ er im Alter von 29 Jahren seine Frau und sein neugeborenes Baby. Er verzichtete auf den Königsthron und ein Leben im höfischen Luxus. Siddharta Gautama unterwarf sich den verschiedensten religiösen Disziplinen, ohne jedoch je eine Antwort auf seine Fragen zu finden. Verzweifelt setzte er sich unter einen Bodhi-Baum (Feigenbaum), wo ihm nach sieben Wochen der Meditation die Erleuchtung zuteilwurde. Damit war der Buddha (der Erleuchtete) geboren, der die Ursprünge und den Sinn des menschlichen Leidens erkannt hatte. 

 

Nach Gautama Buddha gibt es vier grundlegende "Edle Wahrheiten" zu beherzigen:

Alles Leben ist Leiden (Dukkha) 

 

Alles Leiden wird durch Begierden hervorgerufen (Samudaya) 

 

Die Zerstörung der Begierden bedeutet das Ende des Leidens (Nirodha) 

 

Die Begierden, die Ursache des Leidens, können durch den "Edlen Achtfachen Pfad" (Magga) ausgelöscht werden. 

 

Dieser Pfad der Erlösung besteht aus rechter Erkenntnis, rechtem Denken, rechter Rede, rechten taten, rechtem Lebenserwerb, rechter Bestrebung, rechter Aufmerksamkeit und rechter Konzentration. Von äußerster Wichtig sind dazu ein gutes Betragen, Selbstbeherrschung und Bescheidenheit, Gnade und Großzügigkeit. Eigenschaften, die bis heute in Thailand hoch angesehen werden. 

 

Doch die große Lehre spaltete sich schon in den ersten Jahrhunderten nach Buddhas Tod in zwei Auslegungsrichtungen. Die Hinayana-Lehre (kleines Fahrzeug) ist die ursprüngliche und ureigene Richtung, die sich streng an Pali verfassten heiligen Schriften orientiert und das Ziel individueller Erlösung von der Wiedergeburt, das Nirwana, verfolgt. Die wohl älteste Variante des Hinayanas ist der Theravada, der sich besonders in Thailand und seinen östlichen Nachbarstaaten Laos und Kambodscha verbreitete. 

 

Dem gegenüber idealisiert die Mahayana-Lehre (großes Fahrzeug) die sogenannten Bodhissattvas, halberleuchtete Wesen, die auf die individuelle Erlösung und den eigenen Einzug ins Nirvana verzichten, zugunsten des Strebens nach dem Heil für alle. Der Mahayana-Buddhismus fasste vor allem in China, Japan, Vietnam und Indonesien Fuß. 

 

Seit dem 3.Jahrhundert vor Chr. verbreitete sich der Hinayana-Buddhismus von Indien aus. Auch die Mon, die auf dem Gebiet des heutigen Thailands siedelten, nahmen zahlreiche Elemente der indischen Kultur und den Hinyana-Buddhismus an. Als die Thai-Völker das Mon-Reich von Dvaravati im 12./12. Jahrhundert durchdrangen, übernahmen sie dessen Religion. 

 

Nachdem der Vater Thailands, König Rama Khamheng, den Hinayana-Buddhismus als Staatsreligion verankert hatte, erlebte dieser eine Zeit großer Blüte, die sich in schönen Tempelanlagen und religiösen Kunstwerken ausdrückte. 

 

Ein Jahrhundert nach der Zerstörung der alten Hauptstadt Ayuthaya reformierte König Mongkut Rama IV (1851-1868), den Buddhismus, indem er den streng orthodoxen Orden "Thammagut-Nikai" gründete. Bis heute spalteten sich die thailändischen Mönche in Anhänger des Thammagut-Nikai- und des Mahamkai-Ordens (der große Orden). 

 

Die Mönche unterstehen generell einer von einem buddhistischen Rat geleiteten Dach- und Kontrollorganisation, dem Sangha. Dieser unterteilt sich in drei Gruppen: 

 

die Bhikku oder älteren Mönche 

 

die Samanera oder Novizen 

 

die Dek-Wat oder Tempeljungen 

 

Letztere sind nicht ordiniert, sondern Hilfskräfte, die wie die Mönche in den Tempeln leben. Der Rat des Sangha überwacht die schriftgerechte Ausübung des Hinayanas oder des Theravada.

 

Das Wat - das Kloster


Thailand wird auch das Land der tausend Tempel genannt und kann heute rund 27.000 davon, die Wats, aufweisen. Sie zählen zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten des Landes mit einmaligen Architekturmerkmalen. Man unterscheidet vier verschiedene Tempelanlagen bzw. Wats. Wat bedeutet Kloster.

 

Differenziert wird zwischen einem vom König veranlassten Wat-Bau (Wat Luang), den Tempeln von Prinzen (Wat Chao), denen von Adligen (Wat-Khun Nang) und schließlich denen, deren Bau durch Spenden des einfachen Volkes finanziert wurde (Wat Ratsadorn). 

 

Jedes Wat setzt sich aus mehreren Gebäuden zusammen. Bot oder Ubosoth ist die sogenannte Ordinationshalle eines Tempels, in der alle wichtigen Versammlungen der Mönche abgehalten werden. Sie beherbergt jeweils einen auf einem prächtigen Altar thronenden Buddha. Die Bots sind an den Sema oder Grenzsteinen zu erkennen, die sie umgeben. 

 

Die Vihara dient hauptsächlich als täglicher Gebetssaal. Auch hier befinden sich Buddhafiguren verschiedener Größen. In der Regel stützen quadratische Säulen aus Holz oder Stein das überhängende Dach der Vihara. 

 

Der Chedi ist wohl der wichtigste Teil jedes Wat und ist wie in Indien oder auf Sri Lanka identisch mit den Stupas, die immer ein glockenförmiges Aussehen haben. Ursprünglich diente es der Aufbewahrung von heiligen Reliquien des Buddha oder von Buddha Statuen. Heute hat der Chedi auch eine symbolische Bedeutung als zentraler Punkt oder religiöses Zentrum. Den Ursprung der Chedi/Stupas kennt man aus den alten indischen Sanskrit-Texten. 

 

Der Prang ist ein schlanker, turmähnlicher Bau, der sich nach oben verjüngt. Seine Vorbilder findet man im alten Khmer-Reich mit seinen prachtvollen Tempeln. Das wohl berühmteste Wat ist das Wat Arun in Bangkok mit seinem herausragenden mittleren Prang. 

 

Der Mondop besteht aus einem würfelförmigen Sockel mit einem pyramidenartigen Aufbau aus Holz oder Stein. Mondops sind fast immer über oder um heilige Orte errichtet, so z.B. über dem an mehreren Orten im Land zu findenden "Fußabdruck des Buddha". 

 

Der Prasart ist ein aus der Khmer-Architektur stammendes Bauwerk mit würfelförmigem Sockel und domhaft gewölbtem, von vier Stützpfeilern getragenem Dach. Er dient als eine Art königliche Thronhalle oder auch zur Aufbewahrung geheiligter Objekte. Der zum Wat Phra Kaeo in Bangkok gehörende Prasat enthält beispielsweise die lebensgroßen Statuen der Könige der Chakri-Dynastie. 

 

Hor Trai wird die Tempelbücherei genannt. Sie wurde in der Vergangenheit auf Pfeilern über Teichen gebaut, um die weißen Ameisen von den Palmblatt-Manuskripten fernzuhalten. Obwohl heute viele Wats modernisierte Gebäude besitzen, fehlt es doch oft bei vielen an der Instandhaltung. Die Bibliotheken beinhalten naturwissenschaftliche Werke und viele Schriften aus dem Sanskrit. 

 

Die Sala (ähnlich unserem Saal) ist ein überdachter, meistens hölzerner Pavillon, mit quadratischer oder rechteckiger Grundstruktur. Salas dienen der Entspannung und befinden sich nicht nur in Tempeln, sondern auch an vielen öffentlichen Plätzen und Privatgrundstücken. 

 

Ein Chofa ist ein an den Giebeln der Tempeldächer angebrachtes flammenartiges Ornament und symbolisiert de Garuda. Dieses sagenhafte Wesen, halb Mensch, halb Vogel, diente einst dem Gott Vishnu als fliegende Vehikel. 

 

Einige Klöster im Bereich von Bangkok sind so weitläufig, daß sie an eigene kleine Städte erinnern - mit Straßen, Wegen und Wohnanlagen für hunderte von Mönchen, Nonnen und Laienhelfer. Hinzu kommen Läden und Verkaufsstände für Erfrischungen. 

 

Von der Außenwelt wird das Wat-Gelände oft durch eine Mauer abgeschirmt. Dadurch bleibt es eine ruhige, kühle und grüne Oase der Reinheit und Meditation inmitten der lauten Wirren Bangkoks. So sind Wats auch Orte der Ruhe und Erholung. 

 

Als Besucher eines Wat sollten Sie einige ungeschriebene, aber grundlegende Regeln beachten: 

 

Beim Besuch des Wat sollten Sie angemessen gekleidet sein (keine kurzen Hosen oder Röcke) und ein gepflegtes Äußeres aufweisen. Die Schuhe müssen ausgezogen werden, wenn Sie den Bot betreten. Überschreiten Sie die Türschwellen und vermeiden Sie dabei, Ihren Fuß auf diese zu setzen. Zeigen Sie nie mit den Füßen auf Mönche oder Buddha-Statuen. Respektieren Sie sämtliche Anweisungen in den Tempeln. Sie sind Gast und haben damit auch Verpflichtungen. Insbesondere gilt dies auch für Fotos. Das Fotografieren von Betenden, Buddha-Statuen oder Mönchen sollte nur auf ausdrückliche Erlaubnis hin erfolgen. Es gibt aber auch Zeitpunkte, an denen fotografieren völlig unangebracht ist. Sensibilität ist angezeigt. Wenn Sie sich in einem Bot hinsetzen, achten Sie darauf, dass Ihre Füße nicht auf Mönche gerichtet sind. Auch das Sitzen mit gekreuzten Beinen gilt als unsittlich. Sitzen Sie nur mit nach hinten gewinkelten Beinen, auch wenn es zuerst schwerfallen mag.


Mönch werden - die Ordination


Gemäß der Tradition soll jeder männliche Thai etwa mit Vollendung des zwanzigsten Lebensjahres, möglichst vor einer Heirat, für einige Zeit in den Mönchsorden eintreten. Im Volksglauben gewinnt man großen Verdienst, wenn man für einige Zeit Novize oder Mönch wird. Aber auch all diejenigen, die die Kosten der Ordination bestreiten oder unterstützen, erlangen großen Verdienst. Derjenige, der nicht Mönch geworden ist, gilt insbesondere in den kleineren Dörfern immer noch als unreif. Sein Ansehen ist nicht groß, da man ihn für unvollkommen hält. Durch Einführung eines "westlichen" Schulsystems und einer modernen Arbeitswelt ist die Dauer für einen Aufenthalt im Kloster nicht mehr festgelegt, und kann einige Wochen, Monate oder ein ganzes Leben betragen. In den Großstädten soll schon jeder dritte Mann den Brauch nicht mehr folgen. Auch das Mindestalter von 20 Jahren hat keinen Bestand mehr. In vielen Klöstern sieht man zehn- bis zwölfjährige Jungen, die zunächst die schulische Ausbildung im Buddhismus im Wat beginnen, und im Alter von 15 Jahren als Novizen aufgenommen werden. Die Ordination eines Mönches wird von einem sogenannten Mönchsrat, den ältesten Mönchen eines Wat (Kloster), vorgenommen. Der Zeitraum der Ordination ist meistens zwischen den Monaten Juli und Oktober. Dies ist auch die Zeit, wo sich die Mönche zu religiösen Schulungen zurückziehen. Für die Ordination muss eine bestimmte Zeremonie abgehalten werden, die vorher eingeübt wird und wie folgt abläuft: 

 

Der junge Mann bereitet eine Schale vor, auf der Räucherstäbchen, Wachskerzen und Blumen liegen. Diese übergibt er seinen Eltern oder älteren Verwandten. Dabei kniet er sich vor ihnen hin und verbeugt sich in der Haltung der Verehrung mit gefalteten Händen vor ihnen. Dadurch erweist er ihnen Respekt und unterrichtet sie von seiner Bereitschaft, in die Ordination zu gehen. Anschließend erfolgt ein zeremonieller Abschiedsgruß mit folgendem Inhalt: "Ich bitte darum, das alle Taten, die ich in Gedanken, Handlungen oder Worten gegen sie gewendet habe, gnädig zu vergeben". Nachfolgend verabschieden sich die Eltern oder Ältere und der junge Mann verbeugt sich nochmals mit gefalteten Händen bis zum Boden. 

 

Einen Tag vor dem Eintritt ins Kloster findet große Aufregung statt. Nachbarn und Verwandte bringen Geschenke und Spenden, meistens Geld, vorbei, um zu unterstützen und Verdienste zu erwerben. Die Vorbereitungen dauern meistens bis spät in die Nacht. In den ländlichen Dorfgemeinschaften ist die Hilfe untereinander immer noch vorbildlich, auch wenn zwischenzeitlich Unstimmigkeiten vorkamen. 

 

Der angehende Mönch war vorher für einige Zeit als Laie ins Kloster eingetreten, um zu lernen, wie er in Pali Fragen beantworten muss, die ihm die älteren Mönche bei der Ordination stellen werden. Zur Zeremonie gehört auch das Schneiden der Haare, der Augenbrauen und des Bartes. Danach wird er ganz in Weiß eingekleidet, das Symbol der Reinheit. 

 

Am Nachmittag vor dem Tag der Ordination schreitet der Kandidat, meistens mit anderen Kandidaten, entweder in einer Prozession durch die Ortschaft oder in der Wohngegend. Gegen Abend erfolgt nicht nur das gemeinsame Essen, sondern auch die Tham Khwan-Zeremonie. Khwan, der persönliche Geist, soll dadurch gestärkt werden, damit der Kandidat die Zeit im Kloster durchhält. In Verbindung mit der Ordination heißt diese Ritual Tham Khwan Nag. Nag, in Sanskrit und in Pali Naga, ist die Bezeichnung für eine mythische Schlange. Ein Kandidat für den Mönchsorden wird ebenfalls Nag genannt. 

 

Warum die Bezeichnung Nag? Eine Sage zufolge verwandelte sich zu Zeiten Buddhas eine Naga in einen Menschen, um zum Mönch ordiniert zu werden. Eines Tages verwandelte sich der Naga-Mönch im tiefen Schlaf zurück in eine Naga. Die Mönchsgemeinde sah dies und erschrak. Die Angelegenheit wurde sofort den Buddha vorgetragen und der Naga-Mönch wurde aus dem Orden ausgeschlossen, da nur Menschen als Mönch ordiniert werden durften. Die Naga erbat sich nun vom Buddha die Gnade, dass einem Kandidaten für den Mönchsorden ihr Name, Naga, als angenommener Name verliehen werde zur Erinnerung der Tatsache, dass sie einmal Mönch war. Der Buddha stimmte zu, und deshalb ragen alle Mönchskandidaten den Namen Naga oder Nag. Diese Sage trägt Spuren eines uralten Schlangenkultes. 

 

Mit Absprache des Wats kann dann die Uhrzeit der Ordination festgelegt werden. Der Kandidat begibt sich zu einer Prozession vor seinem Haus zum Wat. Er muss auf dem Weg zum Wat in seinen gefalteten Händen eine Kerze, Räucherstäbchen und eine Lotosblume tragen. Dies symbolisiert eine Verehrungsgeste. Mitgeführt werden die acht Requisiten eines Mönches: die Almosenschale, den herkömmlichen Rock, das Übergewand, das Schultertuch, den Gürtel, das Rasiermesser, die Nadel und den Wasserfilter. Außerdem bringt man Roben und andere Gaben für den zukünftigen religiösen Lehrer des Kandidaten und den Mönchen. 

 

Im Bereich des Bots, der Gebetshalle, angekommen, um schreitet die ganze Prozession dreimal im Uhrzeigersinn den Bot. Der Kandidat, der bereits vor dem Eintreten in den Bot-Bereich abgestiegen ist, geht zu einem der Grenzsteine vor dem Bot, erweist diesem seine Verehrung und spricht eine Pali-Formel. Dieser Grenzstein symbolisiert den Wohnort eines Schutzgeistes, der besänftigt werden muss. Danach erhebt er sich und geht in das Bot. Beim Betreten des Ordinationsraumes im Bot wird der Kandidat vor seinen Eltern oder seinem Förderer an der Hand geführt. Freunde und Verwandte folgen ihnen. Während sie hintereinander schreiten, sind sie alle mit einem lockeren Baumwollfaden in der Hand verbunden. Dieser Faden symbolisiert praktisch eine Art Verdienstleistung, damit jeder den gleichen Anteil an Verdienst erhält. Schwangere Frauen dürfen übrigens nicht an dieser Zeremonie teilnehmen, weil nach dem Glauben dadurch eine schwere Geburt möglich wäre. 

 

In der Ordinationshalle werden danach alle Geschenke abgelegt und man setzt sich. Der Kandidat zündet zunächst zur Verehrung Buddhas eine Kerze an und verbeugt sich. Dabei steht das Podest mit der Buddha Statue vor ihm, darunter sitzt die Versammlung der Älteren. Die Kerze hat auch eine Symbolik. Sobald die brennende Kerze an ihrem vorgesehenen Platz gesteckt wird, wird sie als Vorzeichen für das Mönchsleben gedeutet. Steht sie aufrecht, wird er der Religion lange dienen. Neigt sich die Kerze ein wenig, was meistens der Fall ist, wird er nicht sehr lange im Orden verbleiben. Je stärker sie sich neigt, desto kürzer wird sein Aufenthalt im Kloster sein. 

 

Jetzt erfolgt die Übergabe der gelben Mönchsgewänder. Der Kandidat muss sich vor den älteren Mönchen nieder hocken und das Gewand mit beiden Händen hochhalten. Nun muss er mit lauter Stimme in Pali den Ältestenrat um seine Ordination als Novize bitten. Wird die Zustimmung erteilt, geht er hinaus, um sich umzuziehen. Dabei wird ihm geholfen. Danach kommt er zurück, um sein Gelübde abzulegen, was wieder von einem älteren Mönch entgegengenommen werden muss. Danach muss er die Mönchsversammlung bitten, im Orden aufgenommen zu werden. Er überreicht dazu dem Obermönch die Almosenschale, der sie ihm dann mit einer Schlinge über die Schulter hängt. 

 

Zwei ältere Mönche nehmen sich dann seiner an und er wird in die Nähe des Rates geführt. Dort muss er vorgeschriebene Fragen in Pali mit Ja oder Nein beantworten. Diese Prozedur wurde vor der Ordination als Laie geübt. Sollte doch mal eine Frage falsch beantwortet werden, wird die Frage einfach wiederholt, damit der Kandidat die Frage richtig beantwortet. Da es für die jungen Menschen oft schwer ist, alles auswendig zu lernen, ist der Rat in dieser Beziehung geduldig. Danach wenden sich die beiden fragenden Mönche vom Kandidaten ab und teilen dem Rat mit, dass der Kandidat bereit sei. Erst jetzt erfolgt die Verkündung des Rates, dass der Kandidat in den Orden aufgenommen wird. Somit wird er zum richtigen Mönch. Die Zeit seiner Ordination wird genauestens notiert, da oftmals mehrere Mönche gleichzeitig ordiniert werden. Nun beginnt der neue Mönch, die Geschenke an die älteren Mönche zu verteilen, und er selbst empfängt ebenfalls Geschenke von Freunden und Verwandten. Schon am nächste Tag beginnt das Leben als Mönch.


Mönch sein - das Leben eines Mönches


Dieser Beitrag soll Ihnen einen Einblick in das Leben der Mönche in den ländlichen Gebieten Thailands ermöglichen. Sie werden dadurch auch viel offener gegenüber dem Buddhismus und Buddhisten. 

 

Die meisten Beobachtungen machte ich dabei in der kleinen Ortschaft Nong Chok, in der Nähe von Minburi, im östlichen Randgebiet der Region Bangkok. Dort gibt es noch viele intakte und genutzte Kanäle, die Klongs, wo sich auch zwei Wats befinden, die mir bei meinen Beobachtungen "Modell" standen. Doch es waren nicht nur Beobachtungen, sondern auch viele Gespräche mit den Mönchen und den Anwohnern, um alles besser verstehen zu können. 

 

Will man tiefer in die Kultur und den Charakter der Thailänder eindringen, ist es notwendig, sich mit ihrer Religion zu befassen. Der Buddhismus wird in den ländlichen Gebieten am meisten gepflegt. Da immerhin fast 65% der Bevölkerung auf dem Land lebt, sollten wir uns auch in diesem Gebiet aufhalten. 

 

Der thailändische Buddhismus gehört zur sogenannten südlichen Schule, dem Hinayana-Buddhismus, dem auch die meisten Nachbarstaaten, außer Vietnam, angehören. Das Gegenstück zum Hinayana-Buddhismus, der z.B. in China, Japan und Vietnam gepflegt wird. Noch immer wird der Buddhismus zum Teil falsch interpretiert. Der Buddhismus ist keine Religion im eigentlichen Sinn des Wortes, sondern eher eine ethische Gesinnung und Philosophie. Dabei betet der Buddhist keinen Gott an, sondern strebt den Weg Buddhas an, um nach den Regeln des Buddhismus zu leben, und dafür später eine Erlösung zu erlangen, die ihm der Wiedergeburt anrechnet wird. Dafür versuchen die meisten Thai, im Sinne von Tham Bun, auch viel Gutes zu machen oder an solchem teilzunehmen, um sein Karma-Konto praktisch aufzuladen

 

Der Wohnort - das Wat

Der Buddhismus wird in den vielen Klöstern von den Mönchen gepflegt und weitergegeben. Solch ein Wat ist in zwei Hauptbezirke unterteilt: der Wohnbereich der Mönche und der religiöse Bereich mit seinen Kultbauten. 

 

Den Wohnbereich bezeichnet man als Sangha, er kann je nach Größe des Klosters, aus einem oder mehreren Gebäuden bestehen. Außer der Wohnung des Abtes, dem Oberhaupt des Wat, sind alle Wohnungen schmucklos. 

 

Wer Abt werden möchte, muss wenigstens zehn Jahre Mönch gewesen sein und sich dadurch Ansehen und Recht erworben haben. Er muss sich mit allen religiösen Angelegenheiten auskennen und zusätzlich Kenntnisse der Traditionen in seiner Gemeinde haben. Seine Ernennung erfolgt durch einen Ältestenrat. 

 

Die jüngsten Mönche (Bikkhu) leben zumeist in Gemeinschaftsunterkünften, ältere Mönche haben meist ein eigenes Zimmer, das oftmals auch als Meditationszelle (Kuti) bezeichnet wird. Die Halle Sala) im Wohnbereich dient zugleich als Speiseraum, als Gebetshalle und als Unterrichtsraum, wo der Mönchslehrer die Tempeljungen Lesen und Schreiben lehrt. Hier befindet sich auch eine Küche. Manches Wat sind manchmal so klein, dass es nur über ein einzige Häusergruppe verfügt. 

 

Bis zu Beginn dieses Jahrhunderts hatte die Sangha noch größerer Bedeutung als heute. Früher waren die Klöster Schulen, Krankenhaus, Altenheim und religiöses Zentrum in einem. Nach der Modernisierung des Staates blieb nur noch die religiöse Funktion der Sangha erhalten, auch wenn selbst heute noch vielen größeren Klöstern Schulen angegliedert sind, die eine nicht geringe Schülerzahl unterrichten. Dazu kommen zwei bedeutende buddhistische Universitäten in Bangkok. 

 

Der Bot ist das heiligste Gebäude im Wat und gehört zum religiösen Bereich. Dort werden vor allem die Ordinationen abgehalten. Im Viharn thront die heiligste Buddha-Figur des Klosters. Der Viharn ist meistens ein hallenförmiges Gebäude, das den Mönchen und Laien als Stätte der Andacht und der Opferungen dient. In manchen (ärmeren) Klöstern kann der Viharn jedoch ganz fehlen und in manchen (reicheren) Klöstern gibt es sogar mehrere. Hier befinden sich auch ein Glocken- und ein Trommelraum. Glocke und Trommel werden dazu verwendet, um die Mönche oder die Gemeinde zu den Andachten oder anderen Gelegenheiten zusammenzurufen. 

 

Bot und Viharn haben typische Merkmale aufzuweisen:

Beide Gebäude sollen zu einer Wasserstelle ausgerichtet sein, weil nach der Legende der historische Buddha unter einem Bodhi-Baum die Erkenntnisse fand und dieser Baum an einem Wasserlauf stand. Ist kein Wasserlauf vorhanden, dann bauen die Mönche als Ersatz einen Brunnen. Findet man jedoch auch kein Wasser im Brunnen, was insbesondere im Nordosten vorkommen kann, so sollen die Gebäude zumindest in Richtung Sonnenaufgang weisen. Zudem muss die Zahl der Fenster eines Bots immer ungerade sein, während diese Regel für den Viharn nicht eingehalten werden muss. 

 

Fast jedes Dorf verfügt über ein Wat. Der Bau eines Klosters gilt als höchst verdienstvoll. Derjenige, der nichts spenden kann, hilft beim Bau mit. Natürlich fragt man sich als beobachtender Farang, warum die Thais mehr Zeit investieren neue Wats zu bauen, statt mehr alte und ältere zu renovieren. Bei der Bevölkerung besteht der Glaube, dass der Verdienst für die Renovierung eines Wat dem ursprünglichen Erbauer zugutekommt. Um jedoch einen höheren Verdienst für sich selber zu erlangen, unterstützt man lieber den Bau eines neuen Wat oder neuen Gebäudes. 

 

Manche Gläubige vererben nach ihrem Tod z.B. dem nahe liegenden Wat Immobilien. Das können frei Grundstücke, Reisfelder oder auch Gebäude mit Land sein. Dadurch kann das Wat sein Areal entweder vergrößern oder z.B. das geerbte Land weiter verpachten, um aus den Einkünften für den Unterhalt des Wat aufzukommen. 

 

Einfluss eines Wat

Dorfklöster sind nicht nur religiöse Zentren, sondern auch kostenlose Herberge für die Alten, Waisen und Reisenden. Zudem stellen sie noch immer eine Alternative zum öffentlichen Schulsystem dar. Viele Bauernsöhne bleiben Mönch, um nach der 6-jährigen Grundschulzeit eine weiterführende Bildung zu erhalten. Auch wissen die Klöster am besten, welche sozialen Probleme in der landwirtschaftlichen Entwicklung auftauchen können. Die Klöster haben heute noch großen Einfluss auf das Dorfleben, sei es, schlechten Dorfklatsch aus der Welt zu räumen, oder nur Dorfangelegenheiten mitzuregeln. 

 

Das Leben als Mönch

Es gibt unterschiedliche respektvolle Bezeichnungen für einen Mönch, die davon anhängig gemacht werden, wann jemand in einem Mönchsorden eingetreten war, wie alt ein Mönch ist und wie lange jemand Mönch ist. Am respektvollsten werden die älteren Mönche begrüßt, die schon viele Jahre oder ihr ganzes Leben Mönch sind. 

 

Einen jungen Mönche bezeichnet man als LUANG PHI – หลวงพ

 

Ein Mönch mittleren Alters bezeichnet man als LUANG PHO – หลวงพ่อ

 

Ein älterer und berühmter Mönch bezeichnet man mit LUANG PU – หลวงปู

 

Ein Mönch, der erst im späten Alter Mönch wurde, bezeichnet man als LUANG TA -หลวงตา ; dies ist aber weniger respektvoll als Luang Pho ist

 

Ein Mann, der für 10 Jahre Mönch wird, nennt man LUANG THERA – หลวงเถระ

 

Nach der Ordination ist ein junger Mann jetzt Mönch geworden und muss sich nun anderen Regeln unterwerfen. Er muss insbesondere eine innere Ruhe finden und lernen unterwürfig sein zu können. Bescheidenheit und Zurückhaltung sind die zu erlernenden Tugenden. Nach der Ordination kann der junge Mönch auf Wunsch im Wat bleiben, in dem er ordiniert wurde, oder er hat auch die Möglichkeit, in einem anderen Wat aufgenommen zu werden. Gewöhnlich bleiben die Mönche, die längere Zeit in einem Wat verbleiben möchten, in der Nähe ihres Wohnortes oder Geburtsstätte. Den meisten ist das Wat am Wohnort auch vertrauter. Mancher der jungen Männer war schon in seiner Kindheit für kurze Zeit Novize. Als Mönch hat er nicht nur die Ordensregeln und die buddhistischen Regeln zu erlernen, sondern muss vorwiegend Verdienste erwerben. In den ersten Tagen muss sich der junge Mönch erst einmal in seiner vertrauten und doch neuen Umgebung einrichten. Dabei helfen ihm natürlich die älteren Mönche, wobei mit älteren Mönche diejenigen gemeint sind, die beschlossen haben für immer im Wat zu leben, und nicht, dass es sich nur um alte Mönche handelt. 

 

Spätestens am zweiten Tag, nach der Ordination, muss ein Mönch ausziehen, um Almosen zu empfangen. Es ist seine Pflicht, dies zu tun. Die Thailänder bezeichnen diese Tätigkeit als Prot Sat, wörtlich übersetzt: "Barmherzigkeit den Kreaturen erweisen". Die Gläubigen (Kreaturen) haben durch die Abgabe von Essen und Geschenken die Möglichkeit, Verdienst zu erwerben. Der Mönch nimmt die Rolle eines Priesters an, der durch die Annahme der Almosen diesen Verdienst ermöglichst. So muss der Spender bei dem Mönch seinen Dank mit einem Wai aussprechen, dass er seine Gaben annimmt und nicht umgekehrt muss sich der Mönch bedanken. So erhalten die Mönche den größten Teil ihres Essens nur durch diese Almosen, den sie dann gemeinsam im Wat gemeinsam verspeisen. 

 

Der Tag eines Mönches

Der Tagesablauf eines Mönches ist von vier Dingen bestimmt: Almosen sammeln, Meditation, Gebete und Studium der buddhistischen Schriften. 

 

Die Mönche stehen in der Regel bereits gegen vier Uhr morgens auf. Geweckt wird die Mönchsgemeinde durch das regelmäßige Anschlagen einer Glocke im Wat. Durch das Glockengeräusch werden nicht nur die Mönche geweckt, sondern auch die umliegenden Bewohner. Die Gläubigen haben dann etwa drei Stunden Zeit, bevor die Mönche an bestimmten Stellen stehen werden, um die Speisen zu empfangen. Der Reis, die Hauptspeise, muss dabei immer frisch gekocht sein, damit man Verdienste erwirbt. Dabei werden meistens bessere Speisen gespendet als man selber isst oder man kocht etwa, was man zum Teil erst den Mönchen übergibt. 

 

Nach dem Aufstehen erfolgen die Morgentoilette und das Waschen am Kanal oder im Waschraum. Danach sieht man die Mönche innerhalb des Wat-Bereiches. Sie tragen ihre Roben so, dass ihre rechte Schulter frei bleibt. Wenn sie das Wat verlassen, sind die Schultern immer bedeckt. Nun erfolgt das Studieren der Tripitakka, den heiligen Schriften des Theravada-Buddhismus und das Lesen und Erlernen der Lehrreden Buddhas, den Sutras. Diese Übungen dienen auch dazu, die buddhistischen Texte auswendig zu lernen. Das Rezitieren solcher Texte erfolgt meistens gemeinsam. 

 

Anschließend erfolgt der Weg der morgendlichen Almosensammlung. Auf dem Land gehen die Mönche hintereinander zu einem bestimmten Platz, wobei der ranghöchste Mönch vorne geht und der jüngst ordinierte Mönch ganz hinten. Die Mönche, deren Wat am Kanal nur schwer zu erreichen ist, kommen mit einem Boot, meistens mit zwei Mönchen besetzt, zu den am Kanal liegenden Häusern. In einer Metropole wie Bangkok ist dies kaum möglich, so dass die Mönche sich trennen, und einzeln losgehen, um Almosen einzusammeln, und sich dann wieder vereinen, um gemeinsam zum Wat zurückzukehren. Mönche, die z.B. wegen Krankheit nicht mitgehen können, lassen sich meist durch einen Tempeljungen vertreten. 

 

Die Spender dürfen, als Zeichen des Respekts, bei der Übergabe der Spenden keine Fußbekleidung tragen. Gemäß den buddhistischen Regeln darf ein Mönch keine Speisen oder andere gaben nehmen, wenn sie nicht von jemanden überreicht oder angeboten werden. Wer, im seltensten Falle, sich gegen die Regeln benimmt und keinen Respekt zeigt, dem kann durchaus sie Annahme seiner Spende verweigert werden. Mit einem Wai bedankt sich der Spender beim Mönch. Der Spender sollte auch nicht den Kopf eines Mönches überragen, sondern möglichst sich bei ihm mit einem Wai tiefer verbeugen. Dies ist eine Geste der Achtung. Für einen Thai ist der Kopf mit seiner Persönlichkeit identisch und damit tabu. 

 

Wer seinen Kopf berührt, so der Glaube, schwächt sein Glück und seine Gesundheit. Zudem kann es eine Beleidigung sein; außer in der Verwandtschaft oder engen Freundeskreis. Frauen dürfen den Mönch nicht berühren. Reis kann mit einem Löffel noch einfach im Almosengefäß der Mönche gegeben werden, ohne dieses zu berühren, aber andere Gaben dürfen sie nicht direkt übergeben, sondern legen diese auf ein Tuch, was entweder ihnen der Mönch bereitlegt oder haben die Gaben selber auf ein Tuch oder Tablett gelegt, wo es der Mönch entnehmen kann. Für einen Mönch stellt es eine Sünde dar, während seines Zölibats willentlich oder unwillentlich den Körper einer Frau zu berühren. Und dieses Verbot erstreckt sich auch auf Frauen. Nach der morgendlichen Rückkehr zum Wat nehmen die Mönche gemeinsam das Essen ein. 

 

Bis zur Mittagszeit können viele Aufgaben wahrgenommen werden. Sei es das Auswendiglernen buddhistischer Schriften, der Empfang von Gläubigen oder Unterweisungen von älteren Mönchen. Die Nachmittage dienen der Selbstfindung und einem zeitlichen Freiraum. Dabei vermeiden die Gläubigen meistens, einen Mönch ohne vorherige Absprache zu besuchen. Einige Mönche schlafen aber auch, andere studieren weiter die buddhistischen Schriften, einige meditieren oder erledigen Aufgaben, die zum Erhalt des Wats notwendig sind. Gegen Mittag nehme dann die Mönche ihre zweite Mahlzeit ein, welche auch die letzte Mahlzeit des Tages ist. Um etwa 16.00 Uhr ist dann das letzte Abendgebet. 

 

Nach drei Monaten (oder längerer Zeit) verlassen die meisten Mönche das Kloster wieder. Diejenigen, die einige Jahre im Kloster gelebt haben und zudem vielleicht eine Art Berufsausbildung machen konnten, haben es auf dem Land leichter, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Die meisten jedoch versuchen eine weiterführende Schule aufzusuchen oder sogar zu studieren, und wer sich solch eine Ausbildung nicht leisten kann, versucht sich als Landarbeiter. 

 

Die Tempeljungen

Im Thai werden die Tempeljungen als Luk Sit bezeichnet. Der Luk Sit ist im Grunde ein Knabe von etwa acht oder neun Jahren, der dem Mönch Arbeiten abnimmt. Als Gegenleistung bekommt er Religionsunterricht und wird im Lesen und Schreiben unterwiesen. Da sich viele Eltern in den ärmeren Regionen trotz Schulpflicht eine Schule kaum leisten können, werden viele Tempeljungen in den Klöstern aufgenommen. Der Mönchslehrer übernimmt dabei die Rolle des Lehrers und des Erziehers. Deshalb nennen die Tempeljungen ihren Mönchslehrer auch Luang Pho oder Luang Pu, was ehrwürdiger Vater oder ehrwürdiger Großvater bedeutet. 

 

Bevor jedoch der Tempeljunge Schüler werden kann, muss er sich einer kurzen Zeremonie unterwerfen. Er muss vorher Buddha und dem Mönch huldigen, um als Schüler aufgenommen zu werden. Danach übergibt der Tempeljunge dem Mönchslehrer ein Tablett mit einer Kerze, einem Räucherstäbchen und Blumen. Der Mönch nimmt es entgegen und stellt das Tablett auf den Altar. Nun ist der Tempeljunge als Schüler angenommen. Dieses Ritual findet nur an einem Donnerstag statt, dem "Tag des Lehrers"; Wan Khru. Auch in Schulen und Universitäten gibt es einen Wan Khru. Dieser findet am ersten Donnerstag des ersten Semesters im Jahr statt. 

 

Der Tempeljunge hat die Möglichkeit im Wat zu wohnen, oder, wenn seine Eltern oder Verwandten nicht so weit wohnen. Jeden Abend zu einer Familie zu gehen. Den Tempeljungen wird, wegen ihres geringen Alters, viele Freiheiten gelassen. Die Aufgaben eines Tempeljungen sind zum Beispiel die Wohnungen fegen, das Geschirr zu spülen, das Essen vorzubereiten oder auch, sofern vorhanden, den Garten zu pflegen. Die Tempeljungen dürfen erst dann essen, wenn die Mönche mit ihrem Essen fertig sind; wobei auch hier oft ein Auge zugedrückt wird. Sie leben meistens nur wenige Wochen oder Monate im Wat, und können somit auch nur wenig lernen. 

 

Im Wandel der Zeit

Im Wandel der Zeit ändert sich auch das Leben der Mönche. Neben den acht ursprünglichen Requisiten eines Mönches: die Almosenschale, den herkömmliche Rock, das Übergewand, das Schultertuch, den Gürtel, das Rasiermesser, die Nadel und den Wasserfilter, hat man auch zugelassen, das man Toilettenartikel wie moderne Rasierklingen, aber auch Bücher, Brillen und Sandalen haben darf. Im modernen Kommunikationszeitalter ist der Gebrauch von Handy, Computer und Internetanschluss ganz normal. Viele Klöster pflegen ihre eigene Internetseite und werben für ihr Wat und die buddhistische Lehre. 

 

Die Zukunft des Mönchstums

Thais, die mehr auf Drängen der Familie als aus eigener Überzeugung Mönch geworden sind, wandeln das Bild des Mönchstums. Durchaus kann man, wenn auch nur vereinzelt, rauchende Mönche sehen oder Mönche mit einem Walkman in der Hand. Auch gab und gibt es Mönche, die gegen elementare Mönchsregeln verstoßen haben (Wahrsagerei, Völlerei, keine sexuelle Enthaltsamkeit, Lotterieverkauf, Alkoholgenuss). Wenn die gesellschaftliche religiöse Entwurzelung ihren weiteren Weg geht, so wird die ursprüngliche Lehre keine eindeutige Chance erhalten. Auch in der thailändischen Gesellschaft wird schon lange darüber kritisch diskutiert.


Mae Chi - die Nonnen


Während man männliche Mönche in Thailand jeden Tag auch unterwegs begegnen und sehen kann, sieht man Nonnen unterwegs seltener, da die meistens in einem Wat leben und dort tätig sind. Das liegt aber auch daran, dass es, gegenüber den etwa 300.000 männlichen Mönchen, nur rund 15.000 Nonnen im ganzen buddhistischen Königreich geben soll. Alle Nonnen erkennt man daran, dass sie weiße Roben oder weiße Kleidung tragen, und die meisten wie auch die Mönche sehr kurzgeschorene Haare haben. Eine Nonne nennt man Mae chi. Sie hat zwar ein gewisses Ansehen in der thailändischen Gesellschaft, das jedoch immer noch weitaus geringer ist als dies eines Mönch.

 

Im Gegensatz zu manchen Nonnenorden in Deutschland dürfen Nonnen in Thailand keinen eigenen Orden gründen oder ordiniert werden, und haben auch weitaus weniger Rechte als Mönche. Der Grund, warum buddhistische Nonnen kaum Rechte haben, gleichberechtigt neben einem Mönch die buddhistischen Regeln zu lernen, zu beten und ordiniert werden zu können, liegt wohl weiterhin darin, das immer noch die konservativen Denkweisen aus den Anfänge des Buddhismus befolgt werden. So darf nach dieser Denkweise ein Mönch nicht den Reizen einer Frau unterliegen oder dadurch abgelenkt werden, wenn er im Wat lebt, um die buddhistischen Regeln zu lernen und zu befolgen.

 

Dabei soll selbst Buddha es nicht verboten haben, das Nonnen einen eigenen Orden gründen und eine volle Nonnenordination erhalten können! Buddha soll seinem Lieblingsschüler, dem Mönch Amanda, dessen Bitte zugebilligt haben, das auch einen Nonnenorden gegründet werden kann, aber Buddha soll im auch im Voraus gesagt haben, das solch ein Orden nicht lange bestehen würde.

 

Auch müssen sich Nonnen an das Gebot wie alle Frauen halten, einen Mönch oder dessen Robe nicht zu berühren. Ebenfalls dürfen Frauen einem Mönch nichts direkt überreichen. Jede Gabe an den Mönch wird deshalb vor ihm auf dem Boden oder auf einer Schale gestellt, oder der Mönch legt ein gelbes Tuch aus, worauf die Gaben gelegt werden können. Dadurch wir eine direkte Berührung ausgeschlossen. Nonnen dagegen können von weiblichen oder männliche Gläubigen direkt etwas annehmen.

 

Leben im Wat

Alle Nonnen leben meistens in einem extra zugewiesenen Bereich eines Wat. Eine Mae chi hat ähnliche Pflichten wie ein Mönch. Nonnen stehen ebenfalls wie die Mönche sehr früh auf, meditieren und helfen bei der Vorbereitung des Essens für die Mönche, wenn diese von ihrem Almosengang am frühen Morgen zurückkehren. Nonnen machen niemals eine Almosengang mit Mönchen zusammen, sondern die Gläubigen versorgen die Nonnen mit Essen, Dingen des täglichen Bedarfes und auch Geldspenden. Seltener sieht man schon auch mal eine Nonne oder mehrere Nonnen auf den Almosenrundgang.

 

Nonnen übernehmen auch ebenso wie Mönche und Tempeljungen auch Aufgaben, um den Wat sauber und instand zu halten, dazu gehört ebenso das Geschirr nach dem Essen zu spülen, das Reinigen von Räumlichkeiten, das Pflegen von Grünanlagen oder notwendige Ausbesserungsarbeiten.

 

Wie die Mönche kann jede Mae chi meditieren und die buddhistischen Schriften und Regeln studieren oder wird von einem erfahrenden Mönch eingewiesen. Grundsätzlich aber dürfen Nonnen bei religiösen Zeremonien keine Ämter oder buddhistische Zeremonien ausüben. Während der buddhistischen Zeremonien sitzen sie nie zusammen mit den Mönchen, sondern bei den Gläubigen, jedoch oft an vorderste Reihe. Manche Nonnen leben nur einige Zeit in einem Wat, manche ihr Leben lang.

 

Trotz mancher konservativen Denkweise, Regeln und fehlenden Rechten ist jedoch eine Mae chi nicht als eine geduldete Hilfskraft in einem Wat zu verwechseln. Jede Mae chi ist sich ihren fehlenden Rechten, ihrer Rolle und ihren Aufgaben in einem Wat bewusst! Ihnen ist der Umgang mit Geld gestattet, daher übernehmen die Mae chi oftmals die Bewirtschaftung eines Wat. Auch organisieren sie, mit Unterstützung von Gläubigen, die Vorbereitungen für buddhistische Veranstaltungen. Ebenso ist es ihnen gestattet, in ihrem Tätigkeitsbereich Gläubige zu empfangen, um ihnen Ratschläge zu erteilen oder auch Essen, Dinge des alltäglichen Lebens und Geldspenden anzunehmen. Dabei dürfen sie Spenden von weiblichen und männlichen Gläubigen annehmen. 

 

Nonne auf Zeit

Einige junge Mädchen oder Frauen können auch für einige Tage Nonne werden. Solche Nonnen auf Zeit brauchen ihren Kopf nicht ganz zu rasieren, aber das Haar wird in der Regel kurz geschnitten. Viele dieser Mädchen und Frauen erfüllen ein selbst aufgelegtes Gelübde, um für kurze Zeit Nonne zu werden oder danach sogar sein Leben neu auszurichten. Dahinter spiegeln sich aber auch persönliche Einzelschicksale und andere Gründe wieder, um solch einen Schwur, Nonne auf Zeit zu werden, auch einzuhalten. 

 

Dies könnten u.a. folgende Gründe haben:

 

Nach einer schweren Krankheit man wieder gesund wird.

 

Man möchte eine schlechte Tat (Sünde) wieder gut machen.

 

Man möchte sich von einem Leid erlösen können, sei es der Tod eines geliebten Menschen, einer unglücklichen Trennung oder Ähnliches.

 

Man möchte sich einfach Gedanken über den Sinn des Lebens machen und darüber in der Abgeschiedenheit eines Wat nachdenken und meditieren. 

 

Man möchte sich sozial engagieren, ältere und kranke Menschen helfen. Nonnen engagieren sich viel für ältere und kranke Menschen sowie Waisenkinder.

 

Durch den Aufenthalt und dem Erfüllen von Aufgaben in einem Wat, erhofft man sich, das Gelübde damit erfüllt zu haben. Durchaus üblich ist es, dass ein erfahrender Mönch besonders den Nonnen auf Zeit in den buddhistischen Regeln einweist und Unterricht in der Meditation und im Gebet erteilt. Dazu gehören auch Ratschläge für das zukünftige Leben. Manche bleiben dann für ihr ganzes Leben eine Nonne.

 

Die zukünftige Rolle der Nonnen in Thailand

Natürlich wird die Rolle der Frau im thailändischen Theravada-Buddhismus und die fehlenden Rechte von thailändischen Nonnen auch in Thailand schon seit vielen Jahren diskutiert. Das dafür notwendige Engagement vieler Frauen ist vorhanden. So wurde u.a. mit Unterstützung Ihre Majestät, König Sirikit, das Thai Maechi Institut vor vielen Jahren gegründet, um für diese Thematik ein Forum anzubieten. Diskutiert wird die fehlende höhere gesellschaftliche Anerkennung von Nonnen, die fehlende Gleichstellung von Nonnen und Mönchen sowie die derzeitige offizielle Nichtanerkennung von Nonnenorden. Gefordert wird nicht nur ein moderner Buddhismus in Thailand, sondern auch die Ordination von Nonnen.

 

Nachdem 1999 in Sri Lanka die volle Ordination von Nonnen im Theravada-Buddhismus wiederhergestellt wurde, fühlen sich immer Nonnen und Frauen in Thailand darin bestätigt, auf den richtigen Weg zu sein, um auch öffentlich mehr über ihre zukünftige Rolle im thailändischen Buddhismus zu diskutieren.

 

In Thailand einzig anerkannter Tempel mit weiblichen Mönchen ist der Songdhammakalyani Tempel. Das Wat befindet sich am Petkasem Highway 195, Muang District von Nakhonpathom 73000.


Buddha für jeden Wochentag


Etwa 500-600 n.Chr. soll die buddhistische Tradition entstanden sein, sogenannte Dhamma-Tage (Dhamma=die Lehre) einzurichten. Buddhistische Gläubige waren davon überzeugt, das verschiedene Ereignisse im Leben Buddhas an bestimmten Wochentagen stattfanden. Dazu erhielt zunächst jeder der sieben Dhamma-Tage ein jeweils abgeändertes farbiges Zeichen vom Dhamma-Rad (Rad der Lehre). Darauf folgte bald der Wunsch der Gläubigen, die einzelnen Wochentage durch verschiedene Abbildungen Buddhas zu symbolisieren.

 

Obwohl nicht sicher ist, wann und wo genau damit begonnen wurde, dem Wunsch der Gläubigen nachzukommen, aber schließlich wurde eine Vorschrift für die Herstellung dieser Figuren und Bildnisse geschaffen. Es wurden dann bestimmte und festgelegte Haltungen Buddhas, die er in seinem Leben annahm, den Wochentagen zugeordnet und man ließ diese Figuren als Grundbasis für alle Gläubigen anfertigen. Der Mittwoch erhielt als einzige Ausnahme zwei Buddha-Figuren zugeordnet. So soll zumindest die thailändische buddhistische Tradition entstanden sein, eine bestimmte Buddha-Figur in einer bestimmten Haltung einem jeweiligen Wochentag zuzuordnen. Bis heute habe sich die Grundhaltungen der Buddha-Abbildungen, ob als Figur oder Bildnis, nicht geändert.

 

In der Ayuthaya-Periode ordnete man sogar jeden Wochentag einer Farbe zu. Montag erhielt so die Farbe Gelb, Dienstag die Farbe Rosa, Mittwoch (tagsüber) die Farbe Grün, Mittwoch (nachts) die Farbe Hellgrün, Donnerstag die Farbe Orange, Freitag die Farbe Blau, Samstag die Farbe Purpur und Sonntag die Farbe Rot. Wer sich für Astrologie interessiert, der kann sich sogar bei einem Astrologen darüber erkundigen für welchen Wochentag jeweils welche Farben und welche Tage Glück oder Unglück bringen. Ebenso wie der Charakter des Kindes sein wird, welches an einem bestimmten Wochentag geboren wurde, sowie welcher Beruf optimal wäre.

 

So ist es auch kein Wunder, das ein gläubiger Buddhist traditionell auch eine Wochentag-Buddha-Figur auf dem Haus-Altar stehen haben möchte. Dieser Wochentag repräsentiert in erster Linie den Tag, an dem man geboren wurde. So kann es durchaus vorkommen auf einem Hausaltar sogar mehrere dieser Wochentage-Buddha-Figuren zu finden, für jeden Familienangehörigen eine, je nachdem an welchem Tag das Familienmitglied geboren wurde. Als glücksverheißen empfindet es der Gläubige, solch eine Wochentag-Buddha-Figur von einem Mönch überreicht zu bekommen oder aus einem ganz bestimmten Wat zu bekommen.

 

Die hier acht beschriebenen Buddha-Figuren sind auch häufig in thailändische Tempeln in einer Reihe zu sehen. Darunter sind meist schwarze Almosenschalen, um dort Münzen für seine Wochentag-Figur reinzuwerfen. Es soll Glück und Verdienst bringen.

 

Montag - Paang Ham Yat

Buddha wendet Übel und Krankheit ab

Stehende Figur, Buddha hält seine rechte Hand nach oben in Brusthöhe, wobei die Handfläche nach außen zeigt. (in manchen Abbildungen können auch beide Hände erhoben sein oder statt der rechten Hand wird die linke Hand erhoben). Auch "Frieden stiftend" genannt.

 

Legende dazu:

Einst wurde die indischen Stadt Vesali nach einer Dürre von Hungersnot, Cholera und von bösen Geister gepeinigt. Man rief Buddha zu Hilfe und Buddha ließ durch einen starken Regen die Dürre beenden und die Stadt reinigen. Danach wurden Almosenschalen mit geweihtem Wasser gefüllt, worauf Buddha und sein Jünger Ananda betend durch die Stadt wanderten, um mit dem Weihwasser die Kranken zu heilen und die Geister zu vertreiben. 

 

Dienstag - Paang Sai-Yat

Der liegende ruhende Buddha 

Liegende Figur, Buddha liegt auf seiner rechten Seite, sein Kopf ruht auf ein Kissen, seine rechte Handfläche stützt seinen Kopf, der linke Arm liegt den seitlichen Körper entlang. 

 

Legende dazu:

Einst gab es eine gewissen Asurindarahu, der größte aller Riesen im Königreich der Riesen. Er war stolz und überheblich, weil er sich für den Größten hielt. Er bat um Audienz bei Buddha, war aber zu stolz sich vor Buddha zu verbeugen. Buddha lag auf eine Liegstatt, die rechte Hand stütze seinen Kopf, die linke Hand lag ruhig. Als Buddha den Riesen empfand, sah dieser das Wunder, das Buddha größer wurde wie er. Um dem eingebildete Riesen eine Lektion zu erteilen, zeigte er ihm das Reich der Engel, denn jeder Engel war hundertmal größer als Asurindarahu. So wurde der Riese beschämt, wie er sich verhalten hatte. Bevor er in sein Königreich zurückkehrte, machte er einsichtig dem Buddha seine Ehrerbietung.

 

Mittwoch - tagsüber - Paang Um Baat

Buddha mit der Almosenschale

Stehende Figur, Buddha steht hier andächtig und hält mit seinen Händen die Almosenschale der Mönche.

 

Legende dazu:

Als einst Buddha in seiner Vaterstadt Kapilayastu seine Familie besuchte um dort vor ihnen zu predigen, wurde ihm von Seiten der Familie und der Höflinge hoher Respekt entgegengebracht. Nach der Predigt Buddhas kehrten alle nach Hause zurück. Am nächsten Tag wurde ein prächtiges königliches Mahl für Buddha vorbereitet, jedoch hatte man vergessen, Buddha dazu ausdrücklich einzuladen und war in der falschen Annahme, Buddha würde ohne Einladung kommen. Da Buddha die Einladung nicht erhalten hatte, ging er mit seinen Jüngern, die Almosenschalen in der Hand haltend, die Hauptstraße von Kapilavastu hinunter, damit das einfache Volk für seine Ernährung sorgen würde. So hatte das Volk Kapilavastu zum ersten Mal das Privileg, Buddha und seine Jünger mit einer Almosenschale tragend zu sehen und Ihn und seine Jünger mit Essen versorgen zu dürfen.

 

Mittwoch - abends - Paang Pa Le Lai 

Der Buddha sitzend im Wald mit Affe und Elefant

Sitzende Figur, Buddha sitz bequem, seine linke Hand liegt auf dem Oberschenkel, seine rechte Hand auf dem Knie. Er empfängt von einem Affen eine Honigwabe und von einem Elefanten einen Wassertopf.

 

Legende dazu:

Einst war Buddha mit seinen Jüngern in Kosambi angekommen. Dort gerieten seine Jünger in einer Diskussion und vergaßen dabei sogar am Mittag zu Essen und zu Trinken. So ging Buddha in einem Waldstück, um dort einen friedlichen Platz zu finden. Dort ruhte er sich unter einem Baum aus. Ohne sein Zutun kam ein Affe und ein Elefant zu ihm. Der Affe gab ihm zum Essen eine mit Honig gefüllte Bienenwabe und der Elefant gab ihm zum Trinken einen Topf Wasser.

 

Donnerstag - Paang Samadhi

Buddha in der Meditation

Sitzende Figur, Buddha sitzt in der Meditationshaltung, seine Hände liegend entspannt in seinem Schoß, wobei die Handflächen nach oben zeigen.

 

Legende dazu:

Nachdem sich Siddharta Gautama den verschiedensten religiösen Disziplinen unterwarf, ohne jedoch je eine Antwort auf seine Fragen zu finden, meditierte er unter einem Bodhi-Baum (Feigenbaum). Schließlich wurde ihm nach langer Meditation die Erleuchtung zuteil. Er hatte es geschafft und er hatte nun die Erkenntnis, dass die Begierde, die Gewalt und die Unwissenheit die Ursache für alles Leid auf der Welt waren. So wurde ihm bewusst, dass nur derjenige ins ewige Nirvana eingehen kann, wer die Begierde, Gewalt und Unwissenheit überwinden kann und somit auch das Leiden beenden kann. Nun wurde aus dem einstigen Prinzen der Erleuchtet, der Buddha.

 

Freitag - Paang Ramphueng

Buddha in Nachdenklichkeit und Ruhe

Stehende Figur, Buddha steht hier nachdenklich, seine Hände liegen gekreuzt an seiner Brust, wobei die linke Hand über der rechten Hand liegt.

 

Legende dazu:

Einst wurde Buddha von den beiden Kaufleuten Tapussa und Bhallika aufgesucht, die Buddha eine Almosenspeise darreichten. Obwohl Buddha ihnen noch nicht seine Lehre erklärt hatte, wurde beide seine ersten Laienanhänger. Sie diskutierten darüber, wie man die Lehre Buddhas für das einfache Volk verständlicher machen konnte, damit es nicht nur gebildete Menschen verstehen konnten. So machte sich Buddha Gedanken darüber, um schließlich einen Weg zu finden, seine Lehre auch für das einfache Volk verständlich machen zu können.

 

Samstag - Paang Naga-Prok

Buddha wird von einer Naga beschützt

Sitzende Figur, Buddha sitzt in der Meditationshaltung, seine Hände liegend entspannt in seinem Schoß, wobei die Handflächen nach oben, außen zeigen. Über ihm spreizt der König der Nagas seinen Körper über Buddha, um ihn vor den Regen zu schützen.

 

Legende dazu:

Nach seiner Erleuchtung blieb Buddha weitere sieben Tage unter dem Bodhibaum, um wieder in tiefer Meditation zu verfallen, so dass er nichts mehr von außen wahrnehmen konnte. Als später ein starker Monsunregen einsetzte, schien es so, dass Buddha aus seiner tiefen Meditation geweckt werde, aber da erschien plötzlich eine siebenköpfige Riesenkobra vor ihm, die Mucilinda hieß. Doch sie bedrohte nicht Buddha, sondern streckte alle ihre sieben Köpfe über Buddha, um ihn vor dem starken Regen zu schützen, damit Buddha seine tiefe Meditation ungestört fortführen konnte.

 

Sonntag - Paang Thawai Net

Buddha in Achtsamkeit

Stehende Figur, Buddha steht achtsam, seine Hände sind in der Höhe der Oberschenkel, wobei die rechte Hand über die linke Hand ist. Seine Augen sind geöffnet.

 

Legende dazu:

Es wird erzählt, das Buddha, nachdem er unter dem Bodhibaum die Erleuchtung fand, aufstand, einen Schritt nach Nordosten machte und dann sieben Tage lang den Baum betrachtete, ohne einmal mit den Augen zu blinzeln. So soll ihm in dieser Zeit das Leiden aller Lebewesen, auch das des Baumes, bewusstgemacht haben.


Triratna - die dreifachen Edelsteine


Damit auch alle Anhänger der buddhistischen Lehre ihren rechten Weg gehen würden, soll Buddha das einfache Einweihungsritual Triratna eingeführt haben, das Zeremoniell der dreifachen Edelsteine. Andere Bezeichnungen sind auch die dreifachen Juwelen oder die drei Kostbarkeiten. Mit den drei Juwelen kennzeichnet man die Grundlage der buddhistischen Religion: Buddha, das Dhamma (auch Dharma) und das Sangha. Zusammen ergeben sie das Triratna.

 

Jeder Anhänger der buddhistischen Lehre soll das Tisarana (auch Traisarana), die dreifache Zufluchtsformel (auch die dreifache Zuflucht genannt) aussprechen, um sich als Buddhist zu bekennen. Tisarana ist ein buddhistisches symbolisches Ritual. Damit drückt man seinen Respekt und seine Zugehörigkeit zum Buddhismus aus, sei es alleine vor dem Hausaltar oder öffentlich in einem Wat, vor einem buddhistischen Abbild oder bei einer religiösen Festlichkeit.

 

Noch heute wird die dreifache Zufluchtsformel in der alten Pali-Sprache ausgesprochen. Beim zweiten Aufsagen wird noch das Wort dutiyampi ("zum zweiten Mal"), beim dritten Aufsagen tatiyampi ("zum dritten Mal") vor jedem Pali-Satz hinzugefügt.

 

Die drei Zufluchtsformeln:

 

Ich nehme Zuflucht zum Buddha (ich bekenne mich zu Buddha)

Buddham saranam gacchami

 

Buddha, der Erleuchtete, verkörpert nicht nur Tugend und Güte, sondern ist auch mit den drei positiven Eigenschaften ausgestattet: der endlosen Weisheit, der vollkommenden Reinheit und dem Universalmitleid. Buddhisten ist er ein Vorbild, das Ideal menschlicher Vervollkommnung und Symbol für die Erleuchtung.

 

Ich nehme Zuflucht zum Dhamma (zur Lehre Buddhas)

Dhammam saranam gacchami

 

Als Dhamma bezeichnet man auch die Erlösungslehre oder die Lehre Buddhas. Abgefasst wurde sie nach seinem Tod in den sogenannten drei Körben, dem Tipitaka. Das Tipitaka enthält das Vinaya-Pitaka, die Regeln des Mönchsordens, das Sutta-Pitaka, die Lehrtexte, und das Abhidhamma-Pitaka, die höhere Lehre.

 

Zuflucht zum Dhamma nehmen, bedeutet so viel wie, sich zu den Lehren Buddhas zu bekennen, die Lehren Buddhas zu achten und den Unterricht in den Lehren durch Mönche zu würdigen. Jeder Buddhist sucht seinen eigenen Weg, die Lehre Buddhas im Leben anzuwenden und zu erfüllen.

 

Ich nehme Zuflucht zum Sangha (die buddhistische Gemeinde)

Sangham saranam gacchami

 

Zuflucht zum Sangha nehmen, bedeutet so viel wie, ich bekenne mich zu unserer buddhistischen Gemeinde, ich achte die Mönche, begleite und unterstütze sie. Als Sangha wird im allgemeinen die Gemeinde oder auch die Mönchsgemeinde bezeichnet. Angehörige einer buddhistischen Gemeinde sind immer mindestens ein Mönch oder mehrere Mönche, die Laienanhänger und eventuell auch Nonnen.

 

Jede Gemeinde, als kleinste Einheit, hat ein Wat (Kloster) und einen Mönch oder mehrere Mönche vor Ort oder in der Nähe, den sie unterstützen. Jedes andere Wat, Mönch oder auch Nonne, den man außerhalb seiner Gemeinde besucht, unterstützt man oftmals mit einer kleinen oder großen Spende jeder Art, um auch hierdurch Verdienste zu erwerben und Tham Bun zu machen.

 

Die dreifache Verbeugung vor Buddha und Mönchen

 

Buddha-Abbilder übergibt man Opfergaben (Verehrungsgaben), das sind in der Regel Kerze, Blumen und Rauchstäbchen.

 

Vor dem Hauptaltar wird das Buddha-Abbild dreimal mit einem in Stirnhöhe angelegtem Wai und dreimal mit einer tiefen Verbeugung geehrt. Bei jeder Verbeugung liegen beide Hände zusammen und flach auf dem Boden, und die Stirn neigt sich bis zu den Händen runter. Also zuerst die erste Verbeugung, dann der erste Wai, die zweite Verbeugung und zweiter Wai, dann die dritte Verbeugung und der dritte Wai. Dies symbolisiert ebenfalls die dreifache Zuflucht. Danach erfolgt meistens ein kurzes Gebet, anschließend entzündet man Rauchstäbchen und Kerze und legt diese mit den Blumen vor dem Buddha-Hauptaltar nieder. Danach verbeugt sich der Buddhist in gleicher Weise wieder dreimal mit einem hoch angelegtem Wai tief vor dem Buddha-Abbild.

 

Besucht man einen Mönch in einem Wat, so ist in gleicher Weise zunächst die Buddha-Figur vor dem Altar, danach dem Mönch die Ehre zu erweisen. Verlässt man den Mönch und Wat, so erfolgt das gleiche Verfahren vor dem Weggehen, zuerst die dreifache Verbeugung und Wai vor der Buddha-Figur vor dem Hauptaltar, danach vor dem Mönch.


Uposatha-Tage - die Mondtage


Bereits zu Buddhas Lebzeiten wurde der buddhistische Brauch des Uposatha-Tag (in Pali / Sanskrit = Upavasatha) für die Mönche vorgeschrieben. Mit Uposatha wird allgemein ein Tag der inneren Einkehr, Buße, Erneuerung der Mönchsregeln und des Fastens beschrieben. Für die Mönche, die dem Theravada-Buddhismus angehören, ist Uposatha ein besonderer religiöser Feiertag. Traditionell richten sich die Uposatha-Tage nach dem Mondzyklus und werden an vier folgenden Tagen abgehalten: 

 

- am Vollmondtag 

 

- am Neumondtag 

 

- am zunehmende Halbmondtag (erstes Viertel) 

 

- am abnehmende Halbmondtag (letztes Viertel) 

 

An diesen Tagen sollen sich die Mönche in den Klöstern zurückziehen, um in der Mönchsgemeinde (sangha) zur inneren Einkehr zu kommen (meditieren), zu beichten, sich die Ordensregeln Bhikkhu Patimokkha(auch Pratimoksha) anzuhören und zu fasten. Fasten bedeutet, das nur ein Essen vor 12 Uhr eingenommen werden darf und danach nichts mehr. Bei der Rezitation der Bhikkhu Patimokkha müssen in der Regel mindestens 4 Mönche anwesend sein. Die Teilnahme ist Pflicht für jeden Mönch, an diesen Tagen anwesend zu sein. Kann ein Mönch nicht teilnehmen, außer bei Krankheit, so muss er einen anderen Mönch mitteilen, dass er kein Vergehen begann und sich an die Mönchsregeln gehalten hat. Die Tage werden aber auch genutzt um jegliche mögliche Streitigkeiten oder verbale Vergehen in einer Mönchsgemeinde (sangha) zu diskutieren und zu klären. Solche Diskussionen werden vom ranghöchsten Mönch geleitet. 

 

An den Vollmonds- und Neumondstage gibt es zwischenzeitlich auch eine mögliche Beicht-Zeremonie für Mönche, an der nur ordinierte Mönche einer Mönchsgemeinde teilnehmen dürfen. Wenn die Ordensregeln Bhikkhu Patimokkha (auch Pratimoksha) vor der versammelten Mönchsgemeinde als Erinnerung vorgetragen werden, kann ein Mönch an diesen Tagen auch beichten (Beichte = desana), wenn er gegen einer der Regeln verstoßen hatte, wissentlich oder unwissentlich. Bei einer Beichte müssen mindestens 2-3 Mönche anwesend sein. Das Oberhaupt des Klosters oder der ranghöchste Mönchträgt nun die Mönchregeln vor, gegen die verstoßen wurden und belehrt zugleich die Mönche, die gebeichtet hatten, dass zukünftig die Mönchregeln streng eingehalten werden müssen. Dazu erinnert er auch an die notwendigen Verhaltensregeln von Mönchen (vinaya). Die Mönche müssen sich zunächst zu ihrem Vergehen bekennen und um Verzeihung bitten. Dazu gibt es eine kurze Beicht-Formel, zwischen dem Mönch, der sein Vergehen bereut und dem ranghöchsten Mönch, der in etwa so folgt: 

 

Mönch: Ehrwürdiger Mönch, ich habe ein oder mehrer Vergehen begannen ! 

 

Ranghöchster Mönch: Sieht Du Dein Vergehen und Deine Fehler ein ?! 

 

Mönch: Ja, Ehrwürdiger Mönch, ich sehe meine Fehler und meine Vergehen ein ! 

 

Ranghöchster Mönch: In Zukunft müssen Sie sich von diesen Vergehen enthalten ! 

 

Mönch: Ja, Ehrwürdiger Mönch, ich will mich zukünftig davon enthalten ! 

 

Nach der Beichte erfolgt eine Reinheitserklärung (desanagamini) für diese Mönche (Bhikkhus) und eine Art Segnung, das die Vergehen verziehen wurden. Sollte aber ein Vergehen gravierend sein oder sogar eine Straftat bestehen, so kann ein Mönch von der Mönchsgemeinde ausgeschlossen werden. Dies kann z.B. folgende Gründe haben: 

 

- Geschlechtsverkehr 

 

- schwerer Diebstahl 

 

- Tötung eines Menschen, Anstiftung zur Tötung, Aufmunterung zur Selbsttötung 

 

- Vortäuschung eines höheren Mönchsranges oder Missbrauch des Mönchranges 

 

- Unbelehrbarkeit 

 

- schlechtes Verhalten in der Öffentlichkeit 

 

Die vier Uposatha-Tage sind somit Tage der inneren Einkehr, der Reinigung und der Erneuerung der eigenen Dhamma-Praxis und der Buße. 

 

Uposatha auch für Laien 

 

An diesen Tagen werden die Klöster besonders häufig von buddhistischen Gläubigen (auch Upasaka= Laienanhänger genannt) besucht. Solche Tage gelten auch als besondere Tage für Thambun (Verdienste erwerben). Man spendet Essen für die Mönche, betet zusammen, hört sich die Predigt an und lässt sich segnen. Doch auch manche Laien nutzen Uposatha, oft mit Gleichgesinnten, um einen Tag oder länger in einem Kloster zu bleiben, um sich Zeit zur Besinnung und innerer Einkehr zu nehmen. An solchen Tagen sieht man meistens viele Frauen, die sich in Weiß (Farbe der Reinheit) kleiden und eine Mae Chi (Laien-Nonne) werden, aber auch Männer kleiden sich in weiß. Meistens werden die Geschlechter getrennt, und der Anleitung und Aufsicht von Mönchen, wird dann gemeinsam meditiert und gebetet. Auch werden an den Uposatha-Tagen die 8 Tugendregeln (sikkhapada) für Laien gelehrt. In der Regel gelten nur die ersten 5 Tugendregeln. Wer folgende 8 Tugendregeln einhalten kann, erhält einen hohen Segen, inneren Frieden, Würde und Verdienst. 

 

Der Mondkalender 

Hier eine kleine Einführung in den Mondkalender. Die Anziehungskraft des Mondes bewirkt nicht nur Ebbe und Flut, sondern beeinflusst auch alle festen, flüssigen und gasförmigen Körper. Die chinesische Kultur basiert fest auf dem Glauben an Mondeinflüsse, die sich immens auf Menschen auswirken, weil unser Körper ja zum größten Teil aus Wasser besteht. Der chinesische Mondkalender, eine der ältesten Zeitrechnungen der Menschheit, reicht bis ins Jahr 2637 v.Chr. zurück, als der chinesische Kaiser Huang-ti den ersten Zyklus der Tierkreiszeichen einführte. Ein voller Zyklus umfasst 60 Mondjahre und besteht aus 5 einfachen Zyklen zu je 12 Jahren. Jedem der 12 Jahre eines solches einfachen Zyklus ist ein Tier zugeordnet. Über die Entstehung dieses Tierkreises erzählt auch eine buddhistische Legende: als Buddha sich anschickte die Erde zu verlassen, rief er alle Tiere zu sich. Es kamen jedoch nur 12 Tiere, um ihn Lebewohl zu sagen. Zur Belohnung benannte er ein Jahr nach jedem der Getreuen, und zwar in der Reihenfolge ihres Eintreffens. Zuerst kam die Ratte, dann der Büffel, danach Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Diese Reihenfolge gilt bis heute.

 

Im Laufe eines vollen Zyklus von 60 Mondjahren bildet jedes der 12 Tierzeichen eine Kombination mit den 5 Hauptelementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Alle diese Elemente werden von einem Planeten beherrscht: Holz von Jupiter, Feuer von Mars, Erde von Saturn, Metall von der Venus und Wasser vom Merkur. Zudem besteht jedes der Elemente aus einem positiven und einem negativen Pol, das berühmte chinesische Yin und Yang. Das Mondjahr selber wird in 12 Monaten zu je 29,5 Tagen eingeteilt. Etwa alle 2,5 – 3 Jahre fügt man zur Fehlerkorrektur einen Schaltmonat hinzu, fortlaufend in Zeitraum zwischen dem zweiten und elften Monat des Mondjahres, um den Mondkalender mit dem Sonnenjahr zu synchronisieren. Durch das Addieren dieses Monats ergibt sich alle drei Jahre ein Mondschaltjahr. Der Beginn eines Mondmonats (Lunarmonat) fällt immer mit dem Neumondzusammen. Jeder Mondmonat wird in zwei Teile geteilt, der erste Teil ist der zunehmende Mond bis zum Vollmond dauert immer 15 Tage, der zweite Teil ist der abnehmende Mond mit den restlichen 14 oder 15 Tagen bis zum Neumond. Der Tag des Mondkalenders beginnt nicht wie bei uns um Mitternacht, sondern um 23.00 Uhr und seine 24 Stunden werden in 12 Abschnitte oder Doppelstunden aufgeteilt. Jeder Abschnitt wird von einem Tierzeichen beherrscht. Da sich die buddhistischen Feste in Thailandund in anderen buddhistischen Ländern in der Regel an den Mondkalender orientieren, dessen Daten sich von Jahr zu Jahr verschieben können, kann nicht immer der exakte Tag eines Festes im Voraus datiert werden.


Tham Bun - etwas Gutes tun


Wer sich mit Thailand beschäftigt, mit einem thailändischen Ehepartner verheiratet ist oder als Farang in Thailand lebt, hört regelmäßig den Begriff tham bun, und der eine oder andere hat sicherlich schon seine eigene individuelle Erfahrung damit gemacht. Tham bun bedeutet frei übersetzt "Gutes machen" und ist auch ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens, um Verdienste zu erwerben. Es gehört seit Kindesbeinen zur thailändischen Lebensart, im Leben möglichst viele solcher Verdienste erwerben zu wollen. Mit tham bun verbindet man auch die positiven Eigenschaften wie Freigiebigkeit, Freundlichkeit, Mitgefühl, Geduld und Besonnenheit. Die Bereitschaft, etwas freigiebig mit reinem Herzen und mit guten Gedanken zu geben, ist tham bun, denn nach der buddhistischen Lehre Buddhas, soll jeder Mensch mehr geben als nehmen, wobei das geben eine freiwillige Gabe jeder Art sein kann.

 

Dementsprechend ist es in Thailand auch üblich, großzügige gute Taten in Form von Spenden oder persönlichen Einsätzen öffentlich bekannt zu gemacht, damit jeder die Möglichkeit erhält, sich neidlos über diese gute Tat mitzufreuen, denn auch das neidlose Mitfreuen über eine gute Tat kann ein Verdienst sein. So sieht man u.a. an manchen Waisenhäusern, Schulen und auch an einem Wat ein aufgestelltes Schild, worauf der/die Spender öffentlich bekannt gemacht werden. Man sagt aber auch, wer neidvoll ist oder etwas eher lustlos gibt oder macht, der bekommt weniger Verdienst.

 

Religiöser Hintergrund

Tham bun hat auch tiefe religiöse Hintergründe in Thailand, wobei sicherlich der Aspekt zu berücksichtigen ist, das jeder Mensch in jeder Religion auch seine eigenen Ansichten dazu hat. Im Grunde erhofft sich jeder Einzelnen, das durch sein tham bun das eigenes Leben ruhig und sorgenfrei bleibt. Wenn jemand im jetzigen Leben Leid oder Negatives erlebt, könnten die Ursachen in der Vergangenheit, in einem früheren Leben liegen. Daher hilft hier die Ausübung von tham bun, um Positives zu verstärken und Negatives abzubauen.

 

Als Karma bezeichnet man auch als das Zusammenspiel von dem, was man im Leben macht und welche Auswirkung das für einen selber und jeden Einzelnen haben kann. So liegt es an jedem Einzelnen, sein Leben entsprechend zu gestalten. Es können Verdienste deshalb nicht nur erworben werden, sondern man glaubt auch, das man seine Verdienste im Leben ansammeln kann, um das eigene Karma zu beeinflussen.

 

Auch ist tham bun auch ein wichtiger Bestandteil des Wiedergeburtsgedanken. Da alle Taten im Leben auch Auswirkungen im nächsten Leben haben können, sollte man sich bemühen, jede Gelegenheit zum tham bun zu nutzen. Denn man ist davon überzeugt, dass derjenige, der im Leben viel Gutes getan bzw. viele Verdienste erworben hat, auch als Mensch wiedergeboren werden kann. Wer aber weniger Gutes getan hat bzw. zu wenige Verdienste erworben hat, kann auch als Tier oder Insekt wiedergeboren werden.

Einige Beispiele für tham bun:

 

Besonders das Verabreichen von Geldspenden, ist sehr beliebt bei den Thais, um Verdienste zu erwerben. Man unterstützt nicht nur sehr häufig ein Wat (Kloster) und religiöse Projekte wie der Neubau oder Reparatur eines Wat, sondern auch inländische Hilfsorganisationen und Hilfsprojekte, Schulen, Waisenhäuser und hilfsbedürftige Menschen. Hier einige Beispiele für tham bun:

 

Tham bun ist es, regelmäßig zu beten und Buddha zu ehren.


Tham bun ist es, den Mönchen jeden Tag Speisen zu geben.


Tham bun ist es, ein Wat mit Sach- und Geldspenden zu unterstützen.


Tham bun ist es, Waisenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen zu unterstützen.


Tham bun ist es, hilfsbedürftige Menschen zu helfen.


Tham bun ist es, jemanden einen Gefallen zu tun, welcher Art auch immer.


Tham bun ist es, jemanden in schwierigen Situationen beizustehen.


Tham bun ist es, jemanden zu verzeihen und zu helfen.


Tham bun ist es, nicht gleichgültig gegenüber dem Leid anderer zu sein.


Die Bildnisse Buddhas


Der Buddhismus spielt eine große Rolle in Thailand und bestimmt sogar die Einstellung zum Leben. 95 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten. Wer also die Thais in ihrer Denkweise verstehen möchte, muss sich auch zwangsläufig mit dem Buddhismus beschäftigen. Für uns besteht die Schwierigkeit darin, das jedes buddhistische Land im Laufe der Zeit eine Art "nationale Individualität" des Buddhismus hat, die natürlich auch mit Stolz nach außen präsentiert wird. Somit wird z.B. ein Europäer unterschiedliche Formen des Buddhismus kennen lernen, wenn er verschiedene buddhistische Länder, wie z.B. Japan, China oder Thailand besucht.

 

Wir werden uns aber nicht mit den landestypischen Eigenarten des Buddhismus auseinandersetzen, dazu müsste man ein ganzes Buch verfassen, sondern in erster Linie beschäftigen wir uns nur mit einem Teil des thailändischen Buddhismus, so wie er sich im Alltagsleben präsentiert: mit den Bildnissen Buddhas.

 

Wie alles begann

Seit über 2000 Jahren werden Buddha-Statuen, die ersten wurden wahrscheinlich in Indien hergestellt, in Stein gemeißelt, aus Holz geschnitzt, aus Ziegelsteinen gefertigt und mit Gips überzogen, aus Bronze, Kupfer und Gold gegossen sowie aus Elfenbein geschnitzt und aus Halbedelsteinen gefertigt. Unzählige Malereien und Kunstwerke zeugen weiterhin für die große Verehrung Buddhas und seiner großen Inspiration, die in die große Kunst und Kultur Südostasiens einfloss. Mit den Buddha-Bildnissen will man jedoch, entsprechend der Hinayana-Lehre, nicht die Person darstellen oder vergöttern, sondern an die Lehre erinnern und Gläubige inspirieren.

Obwohl sich die künstlerischen Stilrichtungen und technische Möglichkeiten im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben, ist die Darstellung von Buddha, dem Erleuchteten, noch immer an strengen Regeln aus der überlieferten indischen Kunst orientiert. Die ersten Buddha-Abbildungen in Siam sind wahrscheinlich unter dem Einfluss Sri Lankas entstanden.

 

In Sri Lanka fand man auch Darstellungen eines Ur-Buddhas; so jedenfalls die Bezeichnung. Dabei sind z.B. die Arme Buddhas vor der Brust gekreuzt und die Hände umschließen eine Glocke und den Donnerkeil. Der Donnerkeil ist symbolisch auch in Tibet und Nepal bekannt, und soll einst eine furchtbare Waffe der Götter gewesen sein. Es soll die Vereinigung des westlichen Prinzips darstellen. Eine andere Darstellung zeigt Buddha im Lotussitz mit über den Knien ausgestreckten Händen. Auf der linken Hand das Symbol der Sonne und auf der rechten das Symbol des Mondes.

 

Kennzeichen Buddhas

Um Buddha gegenüber normalen Menschen zu unterscheiden, wurde im Laufe der Jahrhunderte die Darstellung von Buddha religiösen Regeln unterworfen. So wurden für jede Buddha-Figur oder Abbildung folgende Merkmale festgelegt, die bis heute gelten:

 

Alle Finger an den Händen und alle Zehen an den Füssen sind gleich lang

 

Die Ohrläppchen reichen bis auf die Schultern.

 

Das Kopfhaar ist eng gekraust.

 

Beim stehenden Buddha reichen die Hände bis zu den Knien.

 

Die Körperform ist weich und elegant, so das man Buddha geschlechtsneutral darstellt.

 

Kurze Historie zur Herstellung von Buddha-Figuren

In früherer Zeit gab es noch keine modernen Stahlformen für die Metallgießerei, die man immer wieder neu verwenden konnte. Doch man half sich damit, dass man ausgeklügelte Methoden entwickelte, um jede gewünschte Form doch auch in Metall gießen zu können.

 

Diese traditionelle, alte Fertigungsmethode nannte man die Form des verlorenen Wachses. Es war, für heutige Maßstäbe, eine sehr aufwendige Technik. Zunächst wurde die Figur in einer Art roter Tonerde (din dääng) geformt und getrocknet. Danach wurde sie mit einer dicken Schicht Bienenwachs bedeckt. Die Wachsschicht musste exakt die Form der unterliegenden Tonfigur haben. Eine zeitraubende Arbeit.

 

Nachdem auch das Wachs einen bestimmten Härtegrad hatte, wurde auf ihn eine weitere Schicht Ton aufgetragen, die sich wiederum genau der Form der Wachsschicht anpassen musste. Man hatte also praktisch drei identische Figuren geformt und sie übereinander geschichtet. Dann wurde die aus drei Schichten bestehende Figur im Ofen gebrannt. Dabei erhärteten sich die Tonschichten vollständig, das Bienen wachs verflüssigte sich und floss aus kleinen Öffnungen heraus, die man, nachdem das Wachs vollständig abgeflossen war, wieder leicht schließen konnte. Daher also der Name der Fertigungsmethode Form des verlorenen Wachses.

 

Der so zwischen den Tonschichten entstehende Zwischenraum wurde mit flüssigem Metall gefüllt. Meistens wurde dafür Zinn und Kupfer verwendet, gelegentlich aber auch nak, eine spezielle Legierung die aus 80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Gold bestand. Dan gab es noch eine weitere spezielle Legierung, die man thong samrit nannte. Diese bestand aus Gold und einer Vielzahl von anderen Metallen. Nachdem sich die Legierung erhärtet hatte, wurde die äußere Tonschicht zerschlagen, und es kam die frisch gegossene Figur zum Vorschein. Die innere Tonschicht wurde sehr oft wegen der Gesamtstabilität in der Figur belassen.

 

Separat zur Figur wurde die sogenannte Haarkrone des Buddha gegossen, auf thailändisch hat sie die Bezeichnung yot, die wie eine Art Flamme von der Scheitelspitze ausgeht. Sie wurde anschließend an der Figur angebracht.

 

Danach erfolgte als letzter Arbeitsgang das Polieren der Figur auf Hochglanz, wobei meistens die traditionellen, orangefarbenen Tücher verwendet wurden. Orange ist die heilige Farbe der Buddhisten und die der Kleidung der Mönche. Oft wurde diese Arbeit von Mönchen vorgenommen. Manche Mönche arbeiteten, insbesondere in früheren Zeiten, oft auch als Handwerker.

 

Jede einzelne Herstellung einer Figur wurde in früheren Zeiten auch mit einem buddhistischen Ritual begleitet. Während der Fertigung mussten die Handwerker z.B. ganz in Weiß gekleidet sein, und die entstehende Figur wurde sogar von allen Seiten durch einen Wandschirm aus weißem Tuch vor neugierigen Blicken geschützt. An den vier Ecken des Wandschirms kniete je ein Mönch, und diese vier Mönche segneten den Arbeitsvorgang nach Leibeskräften. Soweit die technische Seite der Herstellung von Buddha-Figuren in der Vergangenheit.

 

Heutzutage

Auch heute noch werden Buddha-Abbildungen aus den unterschiedlichsten Materialien in durch verschiedene Methoden hergestellt. Moderne Stahlformen haben dabei größtenteils die aufwendige Technik des verlorenen Wachses abgelöst. Es soll aber noch wenige Meister im Land geben, die auch heute noch die traditionelle Herstellung beherrschen und anwenden.

 

Wer sich für die Herstellung interessiert sollte sich die Ban Dinso Road in Bangkok aufsuchen. Dort befindet sich der bekannte Brahmanen Tempel Bot Phram. Hinter diesem Tempel, auf der Westseite gelegen, befindet sich eine Buddha-Fabrik. Die Öffnungszeiten sind unregelmäßig, der Eintritt frei. Hier erhält man die beste Gelegenheit, den Arbeitern bei der Anfertigung von Buddha-Figuren zuzuschauen. Die meisten der hergestellten Figuren werden aber auf der nahen Bamrung Muang Road verkauft.

 

In der Bamrung Muang Road werden sehr viele Buddha-Figuren produziert und verkauft. Hier kann man zusehen, wie die gold- oder bronzefarbenen Metall-Buddhas hergestellt werden, die später die Tempel des ganzen Landes zieren: sitzende Buddhas (Phra nang), stehende Buddhas (Phra yün) und liegende Buddhas (Phra non). Die meisten werden heute aus Messing in fertigen Formen gegossen und anschließend, nach Bedarf, auch mit Gips überzogen und angemalt. Auch heute noch werden alle hergestellten Buddha-Figuren von Mönchen gesegnet. Die schönsten geschnitzten Buddha-Figuren aus Holz findet man weiterhin nur in Nord- und Nordostthailand. Raritäten und deshalb besonders beliebt und kostbar sind kleine Figuren aus Jade, Elfenbein, Silber und Gold.

 

Zukunft

Es gibt sogar schon einen modern anmutenden Buddha, von den Thais maitreya genannt. Der maitreya sitzt in einer "westlichen" Haltung, wobei beide Beine nicht mehr angewinkelt sind, sondern herabhängen, als wenn er auf einen Stuhl sitzen würde.

 

Respekt vor Buddha!

Der Buddhismus und jede andere Religion sind in Thailand durch das Gesetz geschützt, und der König ist der Schutzherr eines jeden Glaubens. Eine Handlung, die eine Religion beleidigt, kann mit Geldbusen und Gefängnisstrafen geahndet werden. Man erwartet hier die gleiche Achtung jeder Religion, wie auch ein thailändischer Gast in Europa deren Religionen achtet.

 

Wenn man als Gast in Thailand ist und sich wenig mit dem Buddhismus vertraut gemacht hat, mag man über den alltäglichen Buddhismus im Leben der Thais etwas verwundert sein. Ja, manches scheint uns sogar für übertrieben. Als Gast sollte man aber den Buddhismus respektieren, akzeptieren und miterleben, um auch die Thais besser verstehen zu können. Zum alltäglichen Leben gehört für die Thais die Teilnahme Buddhas an ihrem Leben.

 

Schwerwiegende Handlungen sind z.B. das Besteigen von großen Buddhas, um einen Schnappschuss zu machen. Aber auch das mutwillige Zerstören einer Buddha-Abbildung, das vorsätzliche Stören einer religiösen Versammlung oder das Verunglimpfen von Mönchen gehört zu den übelsten Vergehen, dessen man sich schuldig machen kann. Umgekehrt kann man sich ja auch kaum vorstellen, dass ein Tourist oder Deutscher bei uns eine Jesus-Abbildung in der Kirche für einen Schnappschuss besteigt, kirchliche Einrichtungen beschädigt oder gar eine kirchliche Messe stört. Auch ist mir keine Werbung bekannt. Wo Jesus, wenn auch nur im Hintergrund, Werbung macht.

 

Verboten ist ebenfalls das Ausführen von Buddha-Figuren jeder Art, es sei denn, man ha entweder eine Genehmigung oder kann die Zugehörigkeit zu einer buddhistischen Religion belegen. Aber auch selbst dann sind hier sehr strenge Richtlinien zu beachten. Da die meisten Touristen solche Statuen nur als Souvenir betrachten und dementsprechend kaum mit gebührendem Respekt damit umgehen, hatte man diese strenge Regel aufgestellt. Wer trotzdem ohne Ausfuhrgenehmigung eine Buddha-Figur mitnimmt, dem kann es passieren, dass sie bei der Durchleuchtung entdeckt und aus dem Gepäck entfernt wird und sogar ein Bußgeld bezahlt werden muss.

 

Wer im Übrigen eine Buddha-Figur z.B. in seinem Hotelzimmer nicht aufstellt, sondern hinlegt, sollte darauf achten, dass die Statue hoch genug steht, so hoch, dass sie sich möglichst über dem eigenen Kopf befindet. Sollte sie als Souvenir irgendwie ungeschickt platziert sein oder sogar liegen, wird man manchmal verblüfft feststellen, das dass Hotelpersonal die Buddha-Figur irgendwann aufstellt. Sehen und hören werden Sie jedoch nicht, dass ein gläubiger Buddhist die Figur um Verzeihung für die Entgleisung des Gastes bittet!

 

Die Merkmale Buddhas

Im Laufe der Zeit wurden jedoch nicht nur bestimmte religiöse Merkmale für die Darstellung Buddhas festgelegt, sondern es wurden auch, trotz vielfältiger Darstellungen und verschiedener Stilepochen in den letzten Jahrhunderten, bestimmte charakteristische Eigenschaften in den Bereichen Haltung und Gesten festgelegt, die stets von tiefer religiöser Bedeutung sind und bis heute gelten.

 

Von besonderer symbolischer Bedeutung ist hierbei Asana, die Körperhaltung Buddhas, und insbesondere Mudra, die Handhaltung Buddhas, zu nennen. Beides gilt als Ausdruck bestimmter Ereignisse und Lebenssituationen Buddhas. Manche sind Yogastellungen ähnlich.

Kurze Historie

 

Schon seit mindestens 2000 Jahren sind den Brahmanen bestimmte Handhaltungen bekannt, die jedoch von ihnen auch unter magischen Gesichtspunkten angewendet wurden. Im Brahmanismus waren den Priestern bestimmte Handhaltungen vorgeschrieben, wenn sie heilige Texte lasen, denn nach ihrer religiöser Auffassung waren Worte und Gebärden untrennbar verbunden.

Bestimmte Gesten sollten dabei, so der Glaube der Brahmanen, wie ein Zauberstab beliebige Wirkungen und Illusionen hervorrufen können. Gut und Böse trennten sich, weiße und schwarze Magie konnte man dadurch beherrschen. Dazu war höchste Geistes- und Körperbeherrschung notwendig. Die Brahmanen behaupteten von sich, diese Kenntnisse von den alten indischen Göttern erhalten zu haben, und betrachteten sich deshalb auch als die Vertreter oder Söhne der Götter.

 

Doch nicht nur den Brahmanen waren solche magischen Rituale bekannt. Im Zusammenspiel von Geist, Körper und Sprache kannten dies z.B. auch die alten Druiden der Kelten. Der sagenumwobene Zauberer Merlin soll sogar eine Art bioenergetische Energie für seine Magie eingesetzt haben. Die indischen Yogas und Fakire sollen es ebenfalls beherrscht haben, und noch heute sollen die Meister es beherrschen. Schon in Altindien nannte man diese Zauberer Siddha (die Vollkommenden). Ihre Macht war gefürchtet und geachtet zugleich, den sie kannten die legendäre kosmische Kraft Teja, ein angebliches fünftes Element. Jeder reiche Fürst hatte einen Siddha am Hof. Betrachtet man einige unglaublichen Leistungen der indischen Yogas, so kann einem ein Schauer über den Rücken jagen, sollte es mal einen höheren Zauberkult in der Vergangenheit gegeben haben.

 

Viele Abwandlungen dieser magischen und religiösen Handhaltungen wurden auch in der Gebärdensprache des klassischen indischen und thailändischen Tanzes (z.B. Ramakien) übernommen. Insbesondere beim indischen Tanz, ist es für einen unbelasteten Besucher schwer verständlich den Inhalt bzw. die Bedeutung jeder einzelnen Bewegung zu deuten. Der indische Tanz, so die Legende, soll ebenfalls einst von den altindischen Göttern gelehrt worden sein.

 

Asana, die Körperhaltung Buddhas

Vier mögliche Körperhaltungen Buddhas kennt der buddhistische Glauben:

 

Sitzend

Wohl die bekannteste und häufigste Darstellung Buddhas. Buddha im Lotussitz beim Meditieren. Bei manchen Darstellungen sieht man eine Nagaschlange über ihn. Diese Nagaschlange hieß Muchalinde und war einer der Naga-Könige. Er schützte Buddha während der Meditation vor einem starken Regenguss, wozu er seine fünf (manchmal auch sieben) Häupter fächerartig über Buddha ausbreitete. Die Nagaschlange ist ein halbgöttliches Wesen aus der indischen Mythologie, das in einem sagenhaft schönen Reich in der Unterwelt lebt. Diese Haltung hat drei verschiedene Bezeichnungen in Europa: Diamantsitz, Lotussitz und Meditationssitz.

 

Liegend

Buddha beim Übergang ins Nirwana, mit einer Hand den Kopf stützend. Den berühmtesten Buddha in dieser Stellung finden Sie im Wat Pho in Bangkok.

 

Stehend

Buddha zähmt den wilden Elefanten seiner Feinde, der ihn vernichten sollte.

 

Schreitend

Buddhas Rückkehr zur Erde, nachdem er in den Himmel aufgestiegen war, um seiner Mutter seine Lehre zu verkünden.

 

Bei all den Körperhaltungen wird größter Wert auf die symbolische Handhaltungen, die Mudras, gelegt. Jeder Bildhauer schenkt dem auch seine größte Aufmerksamkeit. Für uns sind meistens die Bezeichnungen etwas verwirrend. Hier eine Auswahl der bekanntesten Mudras.

 

Mudras die Handhaltungen Buddhas

Dhyana-mudra

Der in Meditation versunkene Buddha sitz mit gekreuzten Beinen, im Schoss die Hände verschränkt, mit nach oben weisenden Handflächen. Auch Samadhi oder Virasana (Heldenhaltung) genannt.

 

Vitarka-mudra

(auch Dharmachakr genannt) Buddha dreht das Rad der Lehre, des endlosen kosmischen Zyklus, womit an seine erste Predigt nach seiner Erleuchtung im Hirschpark von Isipatana erinnert wird. Eine Hand oder beide Hände sind parallel zum Körper bis auf Brusthöhe angehoben, wobei sich Daumen und Zeigefinger berühren und einen Kreis bilden, der das Rad der Lehre symbolisiert. Das Rad selber ist ein wichtiges buddhistisches Symbol. Früher hatte man nur ein Rad dargestellt. Dies wird auch heute noch in Indien praktiziert.

 

Karana-mudra

Geste der Vollziehung. Zeigefinger und kleiner Finger sind gekrümmt und werden vom Daumen überdeckt.

 

Bhumisparsa-mudra

Diese Handhaltung ist auch das Symbol für Nachsicht und Friedfertigkeit. Buddha sitzt ähnlich wie beim Meditieren, bei dem die Finger der rechten Hand nach unten auf die Erde weisen, während die linke im Schoss liegende Hand offen nach oben zeigt.

 

In dieser Stellung soll Buddha vor 2500 Jahren unter einem Bodhibaum im damaligen Nordindien gesessen haben und auf seine Erleuchtung gewartet haben. Als Buddha in Meditation versunken war, erschien Mara, die Verkörperung des Bösen, um die Erleuchtung zu verhindern.

 

Zum Zeugen seiner Tugend rief Siddharta Gautama die Erdgöttin Thorani an, indem er mit den Fingerspitzen die Erde berührte. Thoranis Haare waren voller Wasser, denn nach jeder guten Tat opferte Gautama dem Brauch entsprechend der Erdgöttin Wasser. Thorani wrang ihr Haar aus und die Wassermassen spülten Mara und seine bösen Helfer fort. So wurde Gautama zum maravijaya, zum Bezwinger Maras.

 

Varada-mudra

Der Segen gewährende, barmherzige Buddha. Die gleiche Handhaltung wie bei Bhumisparsa. Hier fallen jedoch die Oberarme des stehenden Buddhas seitlich am Körper herab. Die vorgestreckten Unterarme im rechten Winkel dazu halten die Handflächen nach vorn.

 

Übergehender Buddha

Er liegt mit geschlossenen Augen auf seiner rechten Seite und hat seinen Kopf auf die rechte hand gestützt. Diese Stellung zeigt den sterbenden Buddha in dem Moment, wo er von dem Übel der Wiedergeburt erlöst wird und auf den Übergang ins Nirwana wartet. U.a. im Wat Pho, Bangkok, zu bewundern.

 

Abhahya-mudra

Buddha gibt Schutz und Frieden. Geste der Furchtlosigkeit oder Schutzgewährung. Beruhigende, schützende Geste bei der stehenden oder sitzenden Buddha-Figur, meist mit einer Hand, gelegentlich mit beiden Händen. Der Oberarm liegt am Körper, der Unterarm bildet einen rechten Winkel von 90 Grad nach vorne, die Handflächen weisen nach vorne, wobei die Finger nach oben zeigen.

 

Die Pflege von Buddha-Statuen

Nach buddhistischer Überzeugung haben die Menschen die Pflicht, sich um religiöse Buddha-Statuen und -Figuren so zu kümmern, als handle es sich bei ihnen um Mitlebewesen. Deutlich wird dies bei den Buddha-Stauen. Wir empfinden es als Kunstverständnis Bruchstücke uralter religiöser Skulpturen z.B. in Museen aufzubewahren und zu besichtigen. Den gläubigen Buddhisten jedoch wäre dies bei Abbildungen des Erleuchteten unverständlich, auch wenn es natürlich auch Ausstellungsstücke in Museen gibt. Man ist davon überzeugt, das Buddha-Statuen jeglicher Größe ein individuelles Leben führen.

 

Deshalb empfindet ein gläubiger Buddhist für eine beschädigte Buddha-Statue eher Mitleid, und fasst es als seine Pflicht auf, die Beschädigungen mit Zement oder anderen Hilfsmitteln notdürftig auszubessern. Dies ist natürlich nicht als eine alltägliche Aufgabe eines Thai, Ausschau nach beschädigten Statuen zu halten, zu betrachten. Eine unbekannte Zahl von Buddha-Statuen, die man nicht mehr wiederherstellen konnte, wurden bereits im Laufe der Jahrhunderte in Chedis eingemauert, um diesen Statuen eine würdevolle Bestattung zu geben.

 

Dies ist auch die eigentliche Funktion der Chedis, es sind im Grunde genommen nichts anderes als Grabkammern. Nicht nur für leibliche Überreste Buddhas wie einzelne Knochen oder Asche, sondern auch für zerstörte bedeutende Buddha-Statuen dienen solche Grabkammern, sofern sie dort reinpassen. Dem buddhistischen Glauben entspricht es, dass die alten buddhistischen Bauwerke einen höheren Stellenwert haben, wenn sie durch Neubauten überbaut werden, als wenn man die alten Reliquien in Neubauten überführt. So soll es u.a. auch mal eine kolossale Buddha-Statue mit dem Namen Sri Sarbejna gegeben haben. Sie war durch Kriege derart beschädigt, dass an eine Rekonstruktion oder Reparatur nicht mehr gedacht werden konnte. Mit einem förmlichen Begräbnis wurde die Statue in einem Grabmal beigesetzt.

 

Reparaturen von Buddha-Statuen

Beschädigte Statuen, die eventuell noch gerettet werden können, versucht man möglichst originalgetreu zu rekonstruieren, und wenn dies nicht gelingt, ist es auch nicht ganz so wichtig, da im Vordergrund steht, die beschädigte Statue soweit herzurichten, damit das körperliche Wohlergehen gewährleistet werden kann.

 

Verletzen einer Statue

So ist es kein Wunder, zu verstehen, dass Buddha-Statuen ihre eigenen Gesetze haben. In der Ayuthaya-Dynastie gab es z.B. sehr strenge Gesetze gegen solche Personen, die sich schuldig machten, einen Buddha-Abbildung zu verletzen. Wer einer Buddha-Statue den Kopf entfernte wurde als Mörder verurteilt. Besonders schwerwiegend war die Zerstörung einer Statue, die mit einem Mal auf der Stirn versehen war. Dieses Mal, das sogenannte dritte Auge, symbolisierte die große Weisheit Buddhas. Wer eine Statue beschädigte, wurde des versuchten Totschlags angeklagt. Wer aus Habgier Gold von der Oberfläche einer Statue abkratzte um dieses zum Eigennutz zu verkaufen, wurde ebenfalls des Mordes angeklagt, war doch das Entfernen des Goldes gleichbedeutend mit dem Häuten bei lebendigem Leibe.

 

Thailand gehört heute zu den modernen Staaten Südostasiens, dennoch hat sich insbesondere in den ländlichen Gebieten im Glauben kaum etwas geändert. Auch heute gibt es, dass bestimmte Buddha-Statuen belebt sind, über ein Eigenleben und eine besondere Kraft verfügen oder auch Wunder vollbringen können. Natürlich gibt es im heutige Thailand nicht mehr so harte Strafen wie zu Zeiten der Ayuthaya-Dynastie, aber das zerstören oder Beschädigen einer Buddha-Statue wird auch noch heute betraft.


Von wundersamen Buddha-Figuren


Heute noch sprechen die Thais mit Buddha-Statuen, als seien sie Menschen wie du und ich, nur eben viel mächtiger. Viele Gläubige sind der Ansicht, das Buddha-Statuen auch Wunder vollbringen können und über wundersame Kräfte verfügen. 

 

Die geheimnisvolle Kraft Teja 

Es ist die wundersame Kraft Teja, eine Art Energie, die sich auch Buddha als Folge seiner Erleuchtung aneignete. Die Bezeichnung Teja ist vermutlich aus dem Sanskritwort Deva abgeleitet. Deva bedeutet göttlich, aber auch leuchtend, glänzend, übermenschliches Wesen und Engel. Die Inder selber bezeichnen es als die Kraft aus dem Äther, etwa gleichzusetzen mit der legendären kosmischen und universiellen Kraft Vril oder dem fünften Element der Alchemisten. 

 

Diese legendäre Kraft Teja soll eine Art elektrische Licht-Energie sein, die auch Buddha beherrscht haben soll. Dies soll auch einer der Gründe dafür sein, dass Buddha-Statuen mit Vorliebe mit Goldblättchen verziert werden, um einen glänzenden, lichtempfindlichen Effekt zu erzielen, der diese Teja repräsentieren soll. 

 

Zweimal soll Buddhas Körper geleuchtet haben. An dem Tag wo er die Erleuchtung unter dem Bodhibaum fand und dann kurz vor seinem Übergang ins Nirwana. Sein Körper soll wie Gold bzw. wie ein überirdisches Licht geleuchtet und die Erde gebebt haben, so die Überlieferung. Wir finden auch viele Abbildungen, wo Buddha mit einer Art Strahlenkranz versehen ist, der diese Licht ausdrücken soll. Nur eine Legende ? 

 

Durch dieses Teja, so ist man überzeugt, können Buddha-Statuen ein Eigenleben entwickeln. So gibt es im buddhistischen Glauben auch die Überzeugung, dass es normale und mächtige Buddha-Statuen gibt, die man natürlich besonders verehrt. Dies soll auch im Laufe der Jahrhunderte sogar bei vielen Kriegen eine wichtige Rolle gespielt haben. Hatte eine Stadt einen mächtigen Buddha, so war es für einen Feind, bei einem Angriff, mit dem Risiko verbunden, dass die Statue vielleicht ihr Teja auf sie richtete. Eventuell war dies auch der Grund, warum z.B. die Burmesen bei den Kriegen gegen Siam, obwohl ebenfalls überzeugte Buddhisten, viele Buddha-Statuen zerstörten. Waren Sie im Glauben, dadurch die macht der Buddha-Statuen und damit Siams zerstören zu können. 

 

Es gibt in Südostasien natürlich auch Ruinenstätte. Mit Andacht weisen die Thais darauf hin, dass die Gesichter von Buddha-Abbildungen von keiner Pflanze im Ganzem bedeckt würden, da dies von ihr nicht zugelassen wird. Ihre Kraft (Eigenleben) ist damit aktiv. Dabei ist es schon verblüffend, dass tatsächlich z.B. im alten Angkor die Gesichter relativ frei sind, und die Baumwurzeln, Lianen oder andere Pflanzen in einer Art Bogen um das Gesicht wachsen. Ob etwas an dieser Geschichte wahr ist ? 

 

Natürlich ist es schwer nachzuvollziehen, in welcher Beziehung die geheimnisvolle Kraft Teja mit dem Buddhismus steht. Seit Jahrhunderten führen Buddhismus und Animismus ein Miteinander. Dies war für den Buddhismus in manchen Zeiten und manchen Regionen auch eine Überlebensfrage. Deshalb gab es verschiedene, seltsame Symbiosen, so z.B. in Nepal, wo der Buddhismus mit hinduistischen Glaubensinhalten verschmolzen ist. Ähnliches gibt es in China und Japan. Buddhas Lehre wurde ja in einer Zeit verbreitet, wo Geisterglaube, Brahmanismus, Magie und andere seltsame Religionen weit verbreitet waren. Dies war auch Buddha bekannt. Und da er anscheinend die Gefahren erkannte, wurde auch die Regel für die Mönche bestimmt, dass kein Mönch übernatürliche Fähigkeiten vorspielen dürfte! 

 

Insbesondere die Brahmanen waren damals sehr einflussreich. Sie waren Priester, Magier und Repräsentanten der Götter in einer Person. Das Wort Brahman kommt aus dem altindischen Veda (Wissen), und ist eine Bezeichnung für eine Rituelle Handlung die mit einem Zauberwort begleitet wurde. Auch kannten die Brahmanen fünf Elemente: Erde, Wasser, Feuer, Wind und die kosmische Kraft. Teja soll ja ein Teil der kosmischen Kraft, des fünften Elements gewesen sein. 

 

Die Druiden der Kelten waren der festen Überzeugung, das ein geweihter oder heiliger Ort, ein so genannter nemetan, ein mythischer Mittelpunkt der Erde sei und als Kraftquelle einer Art energetischer Energie, dem fünften Element, dienen konnte (Energetik= gr. Lehre von der Energie) und zugleich Bindeglied zu den Göttern war. Die alten Griechen kannten den Ort Nemea, wo auch einer der heiligsten Tempel des Gottes Zeus stand. Zeus galt als Beherrscher der kosmischen Kraft, woraus auch seine Blitze bestanden haben sollen. 

 

Insgesamt ist die Thematik sehr kompliziert. Trotzdem sollten wir es nicht direkt als Unsinn oder Aberglauben abtun, sondern weiterhin untersuchen. Einstein soll einmal gesagt haben, nachdem seine Relativitätstheorie zunächst bei der Wissenschaft nicht verstanden wurde: Was nicht verstanden wird, wird auch nicht akzeptiert. Betrachten wir also alles als ein grosses altes Geheimnis, dass wir vielleicht noch wenig verstehen und noch nicht richtig interpretieren können. Es ist jedoch ein Teil des Buddhismus und des Glaubens in Thailand. 

 

Thailändische Erzählungen

 

Da es in Thailand Millionen von Buddha-Figuren aller Grössen gibt, ist es bemerkenswert, dass sich die ungewöhnlichsten Geschichten auf nur wenige Buddha-Statuen beziehen. Die meisten hört man erst so richtig, wenn man intensiv danach fragt, warum die eine Buddha-Statue mehr verehrt wird als die andere.

 

Hier eine Auswahl ungewöhnlicher Geschichten, die das Eigenleben und die Macht von Buddha-Statuen untermauern sollen. Mag auch manches der mir erzählten Informationen ausgeschmückt worden sein, letztendlich bleibt vieles unerklärlich! Die Thais wachsen mit solchen Geschichten auf. Möge sich jeder selber seine Gedanken über die Geschichten machen und jeder seine ganz persönliche Antwort finden. 

 

Der sprechende Buddha 

Von einer grossen, liegenden Buddha-Statue in einem Wat der Provinz Ang Thong heisst es, sie habe in der Regentschaft von König Chulalongkorn die Fähigkeit der Sprache bewiesen. Eines Nachmittags, als der Abt des Wats und eine grosse Zahl von Mönchen anwesend waren, habe die Statue zunächst einige murrende Töne von sich gegeben. Als sich die aufgeregte Menge wieder beruhigt hatte, kam mit der Figur und dem Abt ein Dialog zustande. Die Statue sagte eine schwere Cholera-Epidemie voraus. Als der Abt die Statue fragte, ob man die Epidemie bekämpfen könnte, gab die Buddha-Statue die Rezeptur einer Kräutermischung bekannt, die man anfertigen sollte. Tatsächlich soll die Epidemie ausgebrochen sein und die Kräutermischung war das Allheilmittel dagegen. 

 

Der vergrabene Buddha 

Eine der ungewöhnlichsten Buddha-Figuren Thailands befindet sich 20 km nördlich von Phuket Town, im Wat Thong, dem Tempel des goldenen Buddhas. Diese Figur ist halb in der Erde vergraben, und nur die obere Hälfte ragt hinaus. Eine lokale Legende erklärt auch diesen seltsamen Zustand. 

 

Dort, wo heute der Wat Phra Thong steht, war Anfang des 19.Jahrhunderts nur eine kleine Weide. Hier hatte ein Junge einen Büffel weiden lassen. Als es mittags sehr heiss und der Junge müde wurde, beschloss er etwas zu Schlafen. Zuvor wollte er aber den Büffel an ein Metallstück festbinden, dass aus der Erde ragte, damit der Büffel nicht weglaufen konnte. 

 

Abends trieb der Junge den Büffel heim, so wie er es jeden Tag tat. Zuhause angekommen, wurde er plötzlich krank. Sein Zustand verschlimmerte sich zum Abend, und am nächsten Morgen war das Kind tot. Die Familie war fassungslos, war ihr Junge doch vorher kerngesund. Niemand konnte sich den plötzlichen Tod erklären. 

 

Eines nachts hatte der Vater des Jungen einen seltsamen Traum, der ihn zu der Weide führte, an der sein Sohn den Büffel gehütet hatte. Verstört machte sich der Vater am nächsten Morgen auf, um die Weide zu untersuchen. Wie von einer inneren Stimme geleitet, stiess er auf das aus der Erde ragende Metallstück, an dem sein Sohn den Büffel angebunden hatte. Von Neugierde und Furcht getrieben, rief er einige Freunde zusammen, und gemeinsam versuchte man nun, das Metallstück auszugraben, da er es alleine nicht schaffte. 

 

Schon nach kurzer Zeit kam zur Verblüffung aller eine goldene Buddha-Statue zum Vorschein. Das Metallstück war nichts anderes als der Haarkranz der Statue. Trotz aller Kraftanstrengungen konnten die Männer den Buddha aber nicht aus seiner inneren Umklammerung lösen. Ihnen gelang es nur, die Figur bis zur Brusthöhe freizulegen. Da sie glaubten, es wäre ein geheiligter Willen der Buddha-Statue, liessen sie den Buddha in der Erde und errichteten einem Wat darum herum, den heutigen wat Phra Thong. Natürlich könnte man meinen, dass sich die Männer vielleicht nicht genügend angestrengt hätten, aber in der nachfolgenden Geschichte wird gezeigt, dass wohl mehr dahintersteckt.

 

Einige Jahre später, im Jahre 1809, fielen die Burmesen plündernd in Phuket ein. Als sie die goldene Buddha-Statue sahen, versuchten auch sie den Buddha aus der Erde zu ziehen. Doch auch sie schafften es nicht die Figur aus der Erde zu lösen. Als sie den Einfall hatten zumindest den Kopf zu erbeuten und abzuschlagen, wurden sie urplötzlich von wilde Hornissenschwärmen angegriffen, von denen sie schliesslich auch in die Flucht geschlagen wurden. 

 

Die Einwohner von Phuket bauten den Wat weiter aus und liessen den Buddha mit einer Gipsschicht bedecken, um ihn vor den Blicken raffgieriger Feinde zu schützen. Im Laufe der Zeit wurde diese Gipsschicht aber von Abertausenden von Gläubigen mit Goldblättchen bedeckt, so das wieder ein goldener Buddha entstand. Auch heute kommen täglich Hunderte von Thais zu dem Wat, um die Figur zu ehren. Für sie hat die Figur ein starkes Eigenleben und damit verfügt sie auch über wundersame Kräfte. 

 

Der Wat enthält weitere sieben Buddha-Statuen, die aber in voller Grösse zu sehen sind, und die sieben Wochentage symbolisieren sollen. Die Gläubigen werfen Spendengelder in ein Sammelgefäss, das beim Buddha ausgestellt ist, der mit ihrem Geburtswochentag bezeichnet ist. Wie das Anbringen von Goldblättchen soll auch dies helfen, Verdienste für das nächste Leben zu erwerben. Der Wat Phra Thong befindet sich in Thalang, nordwestlich von Phuket Town. 

 

Der magische Buddha 

18 km südwestlich von Lampang befindet sich der Wat Phra That Lampang Luang. Er wurde im 11.Jahrhundert erbaut und gehört zu den ältesten Anlagen Thailands. Seine spirituelle Bedeutung erhält das Wat durch den Phra Keo Don Thao, der auch als Jade-Buddha bezeichnet wird und dem magische Fähigkeiten zugesprochen werden, so dass dieser Buddha ebenfalls von vielen Thais regelmässig besucht wird. In früheren Zeiten, so die Überlieferungen, hatte die Figur in einem gleichnamigen Wat in Lampang gestanden. Die Buddha-Figur soll sogar aus denselben Materialblock gehauen worden sein wie der berühmte Emerald Buddha im Wat Phra Keo in Bangkok. 

 

Die strafenden Buddhas 

25 km von Luang Prabang (LAOS) entfernt gibt es den unscheinbaren Ort Pak Ou. Die Hauptattraktion des Ortes ist die Höhle Tham Thing. Diese Höhle ist, wie viele Höhlen in Südostasien, von kleinen Mönchsgemeinden oder Eremiten bewohnt und ein Wallfahrtsort der Laoten. In der Höhle gibt es eine Unzahl von Buddha-Figuren, die seit 400 Jahren von Gläubigen und früher von der königlichen Familie hierhergebracht wurden. Es sollen einst 5.000 Figuren gewesen sein, wovon einige mehrer Jahrhunderte alt sein dürften. 

 

Die wachsende Zahl der Touristen, die diese Höhle besichtigen, hat insbesondere die Reihen der kleinen Metallfiguren im Laufe der Jahre gelichtet. Aber immer wieder wird auch darüber berichtet, dass es den Dieben anschliessend schlecht erging und nicht wenige sogar krank wurden, Unglück hatten oder gar starben. Manche Souvenir-Diebe haben im letzten Moment die Figur im Ort oder im Hotelzimmer gelassen, von wo sie dann die glückliche Heimreise nach Tham Thing antraten. Die Einwohner schliessen daraus, dass von dieser Höhle aus eine spirituelle Kraft auf alle Figuren übergeht. 

 

Der eigenwillige Buddha 

In der Stadt Chachoengsao, östlich von Bangkok, gibt es den Wat Sothorn Wararam Wora Vihara. Dieses Wat beherbergt den Phra Putthasothon oder wie er meistens von der Bevölkerung benannt wird, Luang Phaw Sothon. In diesem Wat verstarb ja der Mönch Luang Po Sothorn. Gibt es hier einen Zusammenhang mit der Figur ? 

Diese Buddha-Figur gehört zu den heiligsten Buddhas in ganz Thailand. Die Statue hat die Meditations-Haltung. Sie ist rund 1,60 Meter im Schoss breit, und fast 2 Meter hoch. Das Wat liegt am Flussufer, ungefähr 2 km südlich von der Sala Klang, dem Gebäude der Provinzverwaltung. 

 

Die Legende berichtet, dass vor langer Zeit drei bronzene Buddha-Statuen von Prachinburi den Fluss herunter geschwemmt wurden und bei Sampathan zum Vorschein kamen. Die Einheimischen versuchten, so heisst es, die drei Statuen mit Seilen an Land zu ziehen, was ihnen aber nicht gelang. Selbst die kleinste Statue liess sich auch nicht mit vereinten Kräften bewegen. Sie wurden weiter flussabwärts getrieben. 

 

Die grösste Statue sei später bei Ban Laem in der Samut-Songkhram-Provinz zum Vorschein gekommen. Die Einheimischen dort brachten sie schliesslich ins Wat Ban laem. Die kleinste Statue tauchte später im Wat Bang Phli in Samut Prakan auf. Die mittelgrosse aber, Luang Phaw Sothon, wurde bald vor dem Wat Sothon gesehen. Die Leute versuchten wieder sie mit Seilen aus dem wasser zu ziehen, hatten aber erneut keinen Erfolg. Schliesslich hatte ein Mann die Idee, zunächst eine Behausung für die Statue zu bauen. Vielleicht war die Figur ja deshalb nicht bereit an land zu gehen, da keine Behausung für sie dar war. 

 

Phra Phaw Sothon wurde, als der Schrein fertiggestellt war, zunächst förmlich gebeten, in die neue Behausung umzuziehen. Danach war es den Einheimischen tatsächlich möglich, die Statue an Land zu bringen. Sie wurde gemäss dem Versprechen der Gläubigen, in dem eigens erbauten Schrein im Wat Sothon untergebracht. Jedes Jahr werden zu Ehren der Figur zwei Tempelfeste gefeiert, einses Mitte des 5. Mondkalendermonats, eines Mitte des 12. Mondkalendermonats. 

 

Der Wunsch Buddha In Phrae (Nordthailand) gibt es das Wat Phra That Cho Hae. Ausserhalb des Wats ist eine kleine Kapelle, worin sich die heilige Buddha-Figur Phra Chao Tam Chai befindet. Sie soll die Kraft haben manchmal Wünsche erfüllen zu können. 

 

Wahrlich seltsame Geschichten, die selbst Kenner des Buddhismus in Thailand nicht immer erklären können. Wir sollten vielleicht auch einmal mit dem Gedanken leben, ob uns, als aufgeklärte Europäer, in gewisser Hinsicht nicht die Verbindung zum Ungreifbaren verloren ging. Vielleicht ist Ihnen auch eine dieser seltsamen Geschichten bekannt ? 

 

Der Kristall-Buddha 

In Chiang Mai, im Wat Chiang Man an der Rajaphakinai Road, dem ältesten Wat der Stadt, kann man zwei heilige Buddha-Figuren bewundern, den Phra Sae Tang oder Kristall-Buddha, der einst der Königin Chama Devi, der Herrscherin von Haripunjai (das heutige Lamphun) gehörte, und 1281 von König Mengrai nach Chiang Mai geholt wurde und den Phra Sila oder Stein-Buddha, der 100 Jahre alt und aus Indien sein soll. Beide Figuren werden ebenfalls wundersame Kräfte zugesprochen. 

 

Schlusswort 

Für manche Leser mag sich einiges suspekt anhören, aber wenn man sich mit den Bildnissen Buddhas beschäftigt und dabei einige Verhaltensweisen beobachtet und diese hinterfragt, so stösst man unweigerlich auf Geschichten und Gegebenheiten, die uns auch ein geheimnisvolles Thailand repräsentieren, dass wir noch lange nicht vollständig verstanden haben. 

 

Um den Buddhismus in Thailand vollständig zu verstehen, dies ist meine persönliche Auffassung, braucht man sehr viel Geduld und Toleranz. Die Bildnisse Buddhas sind der Hauptbestandteil des alltäglichen Buddhismus in Thailand, dem wir deshalb auch unsere Aufmerksamkeit widmen sollten, wenn wir uns mit dem Buddhismus und den Glauben in Thailand ernsthaft beschäftigen. 

 

Manches Geheimnis können wir weder durch rationales noch durch passives Denken oder Intoleranz lösen, sondern vielleicht nur durch mehr Beobachten, Zuhören und Nachdenken. Erst dann werden wir in Gesprächen mit Mönchen und Gläubigen alles besser erfassen können. Dabei ist es natürlich nicht immer leicht, Aberglauben vom Unfassbaren trennen können, doch soll jeder für sich die Geschichten über wundersame Buddha-Figuren interpretieren.


Sart Thai - Gedenktag für Verstorbenen


Der Sart Thai Tag, andere Schreibweisen sind auch Wan Sart Thai oder Thai Sart, ist ein nicht offizieller Gedenktag in Thailand und in Südostasien, wo man die Verstorbenen ehrt. Im thailändischen Buddhismus wird der Tod nicht nur als ein Zyklus des Lebens angesehen, auch nimmt man an, das alle Verdienste verstorbener Familienmitglieder in irgendeiner Weise den noch lebenden Familienangehörigen zugute kommen kann. Auch ist es Tham bun, um für sich Verdienste zu erwerben, aber auch zugleich die Verdienste der Verstorbenen zu würdigen. Ein besonderer Tag für Angehörige und Freunde, um allen verstorbenen Verwandten und Freunden in Trauer und Erinnerung zu gedenken. 

 

In der Regel findet dieser Gedächtnistag im Monat September statt, der nicht von jedem Thai beachtet wird, jedoch besonders in den ländlichen Regionen wird dieser Tag noch von vielen Thais gewürdigt. Zu diesem Anlass werden die Bilder der Verstorbenen zu Hause oder die angebrachten Bilder an Urnengräbern der Verstorbenen gesäubert und mit frischen Blumengirlanden geschmückt. Es werden Kerzen und Rauchstäbchen vor den Bildern entzündet, dann erfolgt ein Gebet und mit einem Wai verabschiedet man sich von den Verstorbenen. Auch mit gemeinsamen Gebeten wird im Wat (Thai-Tempel) mit Mönchen an den Toten oder die Toten gedacht. 

 

Das Wort Sart stammt von der altindischen Sprache Pali ab, und wird von der Bedeutung her als Saison, Herbstzeit oder auch Fall der Jahreszeit genannt. In früheren Zeit soll es ein brahmanisches Sart-Fest gegeben haben. In der Vergangenheit glaubten die Menschen, dass die gute Ernte von Feldfrüchten von denen Nahrungsgeister oder vom Wohlwollen der Geister von Verstorbenen abhinge. Nur diese Nahrungsgeister oder die Geister der Verstorbenen bestimmten, ob die Menschen oder Nachkommen verhungern mussten oder eine reiche Ernte bekamen. Gab es schlechte Ernten oder eine Hungersnot, glaubte man, das diese Geister in irgendeiner Form verärgert zu haben. Um die Geister wieder zu beruhigen wurden sie jeweils zur Erntezeit mit Opfergaben geehrt. Ob es allerdings einen Zusammenhang mit dem heutige Sart Thai Tag gibt, ist nur eine Vermutung. 

 

Sart nam - Weihwasser für die Verstorbenen 

Einen Brauch, denn man immer nach einer buddhistischen Feier beobachten kann, ist das Sart nam (auch sat nam, sart nahm, kruat nam), das Weihwasser für die Verstorbenen gießen. Jeder nimmt das von einem Mönch gesegnete Wasser (nam mon) in einen Becher und gießt außerhalb das Wasser im Boden, möglichst in der Nähe eines Baumes. Damit möchte man den Verstorbenen den Segen der Mönche weiter geben, damit mögliche Sünden der Toten gesühnt werden. Auch möchte man dadurch nicht nur eine gute Tat (thambun) vollbringen, um eigene Verdienste zu erwerben, sondern mit dem vergießen des Weihwassers diese Verdienste an die Verstorbenen weitergeben. Viele sprechen dabei einen leisen Segnungsspruch aus. Im seltenen Fall möchte man auch ruhelose Geister (z.B. unnatürlich Verstorbene) damit besänftigen. 

 

Aber in vielerlei Hinsicht wird der Begriff Sart immer für solche Festtage in Verbindung gebracht, wenn es sich um Geister oder Verstorbene handelt. So wird das chinesische Fest der hungrigen Geister auch als Chinese Sart Festival bezeichnet. In Kambodscha gibt es im gleichen Zeitraum den Prachum Ben-Tag. An diesem Tag gedenkt und ehrt man die Verstorbenen und Vorfahren. Darauf folgt das Bon Dak Ben Fest, das Geister-Gedenken-Fest.



Der Prinz der Buddha wurde


Die erste biographische Erzählung von Buddhas Leben hieß "Die Taten Buddhas" und soll von dem indischen Dichter Ashvagosha zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert geschrieben worden sein. 

 

Solche Erzählungen sind nicht mit wissenschaftlichen Studien zu verwechseln, sondern dienen eher dazu, da Leben Buddhas einfach in einer Nacherzählung darzustellen. Es folgten weitere Erzählungen mit mehr oder weniger guten oder umfangreichen Ausschmückungen, so dass ich dieser Tradition folge, und auch meine Version der Nacherzählung hier niederschreibe. Beachten Sie bitte das Copyright !

 

Der Lebensweg Buddhas 

Vor etwa 2500 Jahren gab es im Norden Indiens ein kleines Fürstentum, das Kapilavastu hieß und nahe des ewig schneebedeckten Himalaya lag. Es wurde von dem weisen und gerechten Fürsten Shuddhodana Gautama des Shakya-Stammes regiert. Seine Gemahlin war die wunderschöne Fürstin Maya, die ebenso gütig und weise war wie ihr Gemahl. 

 

In einer klaren Vollmondnacht hatte die Fürstin einen seltsamen Traum: Sie träumte wie ein kleiner weißer Elefant durch ihre rechte Seite in ihren Leib hineinging. Doch noch seltsamer war sein Aussehen, denn er hatte statt zwei gleich sechs Stoßzähne und sein Kopf war nicht weiß wie sein restlicher Körper, sondern rot. Als die Fürstin wieder aufwachte, eilte sie zu ihrem Gemahl, den Fürsten Shuddhodana, und erzählte ihm den seltsamen Traum. Daraufhin ließ der Fürst einen allwissenden Astrologen herbeirufen, der diesen seltsamen Traum deuten sollte. 

 

Der Astrologe kam zu der Überzeugung, dass dieser Traum ein gutes Vorzeichen für eine kommende glückliche Geburt wäre. Es werde ein gesunder Sohn geboren, dem zwei Lebenswege offenstehen: der Weg des vollkommenen Fürsten oder der Weg des weisesten aller Weisen, wobei sein Weg immer friedliebend und gerecht sein würde. Der Fürst und die Fürstin waren glücklich über die Aussagen des Astrologen, waren sie doch fest davon überzeugt, dass ihr Sohn der vollkommenste Fürst aller Fürsten werden würde. 

 

Fast zehn Monate vergingen, da begab sich Fürstin Maya an einem Vollmondtag im Mai in den Garten von Lumbini. Im Garten angekommen, hörte sie wunderschönen Gesang und roch den lieblichsten Duft von Blumen. Die Fürstin wunderte sich über die Frische der Bäume mit ihren saftigen Blüten und keiner Spur von Alter. An einem besonders schönen und großen Baum blieb sie stehen. Seine Zweige sahen so aus, als wollten sie die Fürstin begrüßen. Neugierig streckte die Fürstin den Zweigen ihre Arme entgegen, und in diesem Augenblick gebar sie ihren Sohn aus der rechten Körperseite heraus, ohne das sie ein Schmerz verspürte. Auch fiel der Neugeborene nicht auf die Erde, sondern wurde durch göttliche Kraft aufgefangen. Kaum war der Jüngling geboren, stand er mit eigener Kraft auf, da machte er 7 Schritte in jede Himmelsrichtung. Dies symbolisierte, dass er Macht über die ganze Welt hatte. 

 

Freudig eilte die Fürstin zurück zum Palast, um ihren Gemahl von der glücklichen Geburt und der wundersamen Begabung ihres Sohnes zu berichten. Als sie mit ihrem Sohn im Palast eintraf, untersuchten die Hohenpriester der Brahmanen, die auch hellseherische Fähigkeiten hatten, den Neugeborenen und fanden an seinem Körper 32 Zeichen, die den Beweis ergaben, dass der Sohn des Fürstenpaares ein Auserwählter der Götter war. Als der Fürst an den Handflächen und Fußsohlen die Abdrücke erblickte, sah er mit Erstaunen das Chakra, das Rad der Lehre. Nun war auch er davon überzeugt, das sein Sohn ein Auserwählter war. 

 

Die Eltern gaben ihren Sohn den Namen Siddhartha, was "Der das Ziel erreicht hat" bedeutet. 

 

Und auch im ganzen Fürstenhof und im Fürstentum war man glücklich, dass Prinz Siddhartha bald der Herrscher der Welt sein würde. Freudig wurde ein großes Volksfest im ganzen Fürstentum abgehalten und alle waren glücklich über die Geburt des Prinzen. 

 

Nach sieben Tagen herrschte jedoch wieder große Trauer im ganzen Fürstentum, denn die Mutter des Prinzen, Fürstin Maya, verstarb plötzlich. Es herrschte große Trauer am Fürstenhof, und es ist dem jungen, immer lächelnden Prinzen zu verdanken, dass der Fürst nicht in tiefste Trauer verfiel. Mahapajapati, die Schwester der verstorbenen Königin, übernahm die Fürsorge für den jungen Prinzen. 

 

Nach einigen Tagen besuchte der alte Weise Asita den Königspalast, da er von der wundersamen Geburt und der Deutung der Astrologen gehört hatte. Als er den kleinen Prinzen sah, erkannte er sofort, dass dieses Kind ein großer Lehrmeister werden würde. Da fing er an zu weinen, und der König fragte ihm, warum er den weine. Darauf antwortete Asita, das er es bedaure, nicht mehr lange genug leben zu können, um die Lehren dieses Kindes hören zu können. Als König Shuddhodana dies hörte, wurde er nachdenklich. Denn er wollte einen Sohn, der die Kriegskünste und Regierungsgeschicke lernte, und nicht als weiser Mann lehrte. 

 

Es vergingen sieben Jahre in denen der Prinz er von seiner Tante aufgezogen wurde, die ihm die fehlende Mutter ersetzte. Als er das siebte Lebensalter erreichte, unterwiesen ihn Hohenpriester und Lehrer in den verschiedensten Künsten, die jeder Prinz erlernen musste. Prinz Siddharta war ein sehr gelehriger Schüler, und er verblüffte immer wieder seine Lehrer, wie leicht er Sprachen, die Mathematik und sogar die Astrologie erlernte. Aber am meisten beeindruckte er seine Lehrer damit, das er immer wieder alles genau und nachdenklich hinterfragte. Auch war er der begabteste Schüler in der Musik, im Schachspielen und Tanz. Selbst in den Kampfkünsten, die jeder Prinz beherrschen musste, gehörte er bald zu den besten Kriegern seines Alters. So war der junge Prinz schon früh in der Lage, seinen Vater bei seinen fürstlichen Pflichten weise zu unterstützen. 

 

Als der Prinz das sechzehnte Lebensjahr erreichte, nahm ihn der Fürst in der Erntezeit mit, um ihm den Brauch des ersten Pflügens zu zeigen. Denn es war Brauch im Land, dass der Fürst als erster eine Furche in einem Acker zog, um auch eine gute Ernte zu begünstigen. Der junge Prinz beobachte seinen Vater und anschließend die Bauern und Ochsen, wie sie mit viel Mühe und Schweiß die Furchen zogen. Dabei sah er auch, wie der eiserne Pflug junge Pflanzen, Wurzeln und auch kleine Tiere zerriss, was ihm nicht gefiel. Dann beobachtete er wie eine Eidechse eine Ameise verschlang, doch die Eidechse dann von einer Schlange verspeist wurde, als dann ein Geier aus den Lüften heraus die Schlange packte und zu seinem Nest trug. 

 

Nun wurde Prinz Siddhartha sehr bekümmert, kannte er doch bisher nur das einfache Leben am Fürstenhof. Nun fragte er sich, warum die Bauern so mühsam arbeiten und die Tiere so viel Qual erleiden mussten. Er bekam Mitleid mit den hart arbeitenden Bauern und den getöteten Tieren. Dem Fürsten entging nicht die Trauer und Nachdenklichkeit im Gesicht seines Sohnes, und er dachte mit Sorge an die Prophezeiung der Hohenpriester, dass sein Sohn den Weg des Weisen gehen und nicht den Thron begehren würde, um die Fragen des Lebens zu lösen. Um seinem Sohn jegliche Nachdenklichkeit zu nehmen, verwöhnte er ihn mit Prunk und Luxus, ließ nur die hübschesten Diener und Dienerinnen in seine Nähe, und ließ den Garten in voller Pracht gestalten. Nichts sollte ihn dazu bringen, sich etwas Anderes zu wünschen, als die ganze Pracht und das sorgenlose Leben eines Fürstensohnes. 

 

Der Fürst dachte sich, das sein Sohn mit 16 Jahren alt genug wäre, um heiraten zu können. Eine hübsche Frau an seiner Seite und weitere Aufgaben am Fürstenhof würden ihn dann ablenken. So geschah es, und es wurden die hübschesten Mädchen des Fürstentums zu einem staatlichen Fest am Fürstenhof eingeladen. Am Anfang des Festes, so war die Sitte, mussten alle festlich geschmückte Mädchen dem Prinzen ein Geschenk überreichen. Der Fürst beobachtete seinen Sohn sorgfältig, und es schien zunächst, dass ihm kein Mädchen zusagte. Es tanzten hübsche Tänzerinnen und es wurde ein großes Festmahl aufgefahren, um die vielen Gäste zu bewirten. Nach einiger Zeit erschien die letzte Bewerberin vor dem Prinzen, das Mädchen hieß Yasodhara - in einer anderen Version u.a. auch Prinzessin Bimbadevi. 

 

Yasodhara war wohl das hübscheste Mädchen von allen, ihre Augen waren wie Lotosblumen, ihre dunklen Haare glänzten wie Seide, ihr Gesicht sanftmütig und freudig und ihr Körper war wohlgeformt. Der junge Prinz war von der Erscheinung und Schönheit Yasodharas so sehr beeindruckt, das er beschloss sie zur Frau zu nehmen. 

 

Doch war es Sitte, dass sich der Prinz und künftige Fürst vor den Augen der Eltern von Yasodhara und seinem Vater als Prinz und späterer Fürst würdig erweisen musste. Schließlich gehörte Siddhartha der Kriegerkaste an. So musste sich der Prinz mit anderen jungen Prinzen in verschiedenen sportlichen Prüfungen messen, die jedoch von ihm alle gemeistert wurden. Zuletzt bestand die letzte schwierige Aufgabe darin, mit dem heiligen Bogen der Vorväter einen Pfeil zu verschießen. Dieser Bogen war sehr schwer und seine Sehne stark. Keinem gelang es den Bogen zu heben oder zu spannen. Nur Siddharta gelang es den Bogen zu heben, zu spannen und einen Pfeil zu verschießen. Er wurde Sieger des Wettkampfes und konnte Yasodhara heiraten. 

 

Hier erfährt man etwas über die Geschehnisse, die den jungen Prinzen sehr veränderten. Das junge Ehepaar verbrachte viele glückliche Jahre im Fürstenpalast und nichts schien das endlose Glück zu beenden. Sie lebten ausgelassen und glücklich, und der Fürst freute sich, dass nun sein Sohn ohne Sorge sein würdiger Nachfolger werden konnte. Im neunundzwanzigsten Lebensjahr, als Siddhartha 13 Jahre verheiratet war, gebar seine Frau ihm einen gesunden Sohn, den sie Rahula nannten. Als der Fürst seinen Enkel in den Händen hielt, hatte er keine Sorge mehr darüber, dass sein Sohn auf den Thron verzichten würde, und das die Prophezeiung in Erfüllung ging. 

 

Der Fürst ließ seinen Sohn, seine Schwiegertochter und seinen Enkel mit allen Freuden und Schönheiten verwöhnen, die sich ein Fürst leisten konnte, damit seinem Sohn alle Gedanken und Sorgen genommen werden sollten, nochmals über die Schattenseiten des Lebens nachzudenken. So sah er nur die Unvergänglichkeit immer junger Tänzerinnen und Dienerschaft, die Schönheit und Pracht immer blühender Gärten und nur Reichtum und Glanz. 

 

Doch eines Tages wollte der Prinz ausreiten, um in die Stadt zu fahren. So ließ er einen Wagen von seinem Diener Chandan anspannen, und gemeinsam verließen sie den Fürstenhof aus dem Osttor in Richtung Stadt. Als sie an eine mit Bäumen gesäumte Straße kamen, sah Siddhartha einen alten Mann, der mit einem Stock gestützt, langsam die Straße entlangging. 

 

Erstaunt fragte er seinen Diener: "Sag mir, mein treuer Diener Chandan, warum sind die Schritte des Mannes so schwer, warum geht er gebückt, hat graues Haar und eine faltige Haut?" 

 

"Mein Herr", antwortete der Diener Chandan, "dieser Mann ist schon alt, seine Kräfte schwanken und er dürfte nur noch wenige Zeit zu leben haben." 

 

Erschrocken fragte Siddhartha: "Wird jeder alt, bekommt graues Haar und Falten am ganzen Körper, um seinen zukünftigen Tod zu erwarten?" 

 

Chandan wurde traurig, wollte er doch seinen Herrn nicht belügen: "Ja, mein Herr, jeder Mensch und jedes Lebewesen auf dieser Welt altert und stirbt zum Schluss". 

 

Der Prinz war so betrübt, dass er dem Diener befahl sofort in den Palast zurückzukehren. Im Palast angekommen, dachte er lange über diese Begegnung und die Aussagen des Dieners nach. 

 

Wenige Tage später fuhr er wieder mit seinem Diener hinaus, da er endlich die Stadt besuchen wollte. Wieder kamen sie an der mit Bäumen gesäumte Straße vorbei, und er ließ den Wagen stoppen, als er einen stark abgemagerten Mann erblickte, der schwer atmend und zitternd auf dem Boden lag. 

 

"Was ist mit dem Mann geschehen und warum liegt er so kraftlos und ängstlich am Boden?", fragte er seinen Diener Chandan. 

 

"Mein Herr", antwortete Chandan, "dieser arme Mann ist schwer krank, und sein Zustand scheint so schlecht zu sein, dass er bald vom Tod erlöst wird." 

 

"Sag mir Chandan", sagte der Prinz, "könnte ich auch so krank werden, dass ich schmerzverzerrt und ängstlich auf den Tod warten müsste?" 

 

"Ja mein Herr, weder der Tod noch die Krankheit machen halt vor einem Prinzen, denn jeder Mensch ist den gleichen Gesetzen der Natur unterworfen." 

 

Der Prinz wurde noch betrübter, als er den alten Mann sah und wortlos gab er seinem Diener das Zeichen, sofort zurückzukehren. 

 

Wieder dauerte es nur wenige Tage, als der Prinz den Wunsch verspürte hinauszufahren. Doch diesmal wollte er nicht mehr über die mit Bäumen gesäumte Straße fahren, und so verließ er mit seinem Diener den Fürstenpalast durch das westliche Tor. 

 

Noch vor der Stadt trafen sie auf eine Trauergemeinde, wo vier Männer auf einer Bahre einen Verstorbenen trugen, die von vielen weinenden Verwandten und Freunden begleitet wurden. Bisher hatte der Prinz noch keinen Toten gesehen und fragte deshalb seinen Diener, wer denn der Mann auf der Bahre sei, der seine Augen geschlossen hielt und ein farbloses Gesicht hatte. Als der Diener erwiderte, dass dies ein Toter sei, der von seinen Verwandten und Freunden zum Scheiterhaufen gebracht und dann verbrannt würde, wurde der Prinz traurig. 

 

"Sag mir Chandan, werde auch ich einmal sterben und mein Körper auch verbrannt werden?" 

 

"Ja mein Herr, der Tod macht keinen Unterschied ob reich oder arm, ob Fürst oder Bettler, ob geliebt oder gehasst, jeder wird eines Tages sterben!" 

 

Nachdenklich machte sich Siddhartha mit seinem Diener langsam auf den Rückweg, als sie vor dem Palast einen Mann trafen, der einen gelben Umhang trug und dessen Haare und Bart rasiert waren. In seiner Hand trug er eine Schale, worin er die Almosen sammelte. Siddhartha konnte nur noch diesen Mann betrachten und war beeindruckt, dass dieser Mann, der anscheinend nur von Almosen lebte, so ein ruhiges, glückliches und friedvolles Gesicht machte. 

 

"Solch einen Mann habe ich noch nie gesehen, Chandan. Wer mag dieser Mann im einfachen Gewand wohl sein?" 

 

"Dies, mein Herr, ist ein Sadhu, ein umherziehender Weiser, der voller Geduld und Friedfertigkeit durch das Land wandert, und bei seiner Wanderung nach dem Sinn des Lebens sucht. Er hat seine Bedürfnisse abgelegt und würde es nie wagen einem Lebewesen Leid zuzufügen." 

 

Siddhartha war von der Erklärung seines Dieners sehr beeindruckt. Als beide in den Palast zurückkehrten, wurde ihm übel von dem ganzen Glanz, Luxus und Überfluss im Palast, und er dachte über sein bisheriges Leben nach, das er viel mit verschwenderischem Nichtstun verbrachte. Er dachte bis tief in die Nacht über sein Leben nach und dachte auch an den zufriedenen Bettelmönch, der den Sinn des Lebens suchte. 

 

Der junge Prinz fällt den Entschluss, den Palast zu verlassen. 

Im Schlafgemach setzte er sich auf das Bett seiner schlafenden Gemahlin, und betrachtete sie und seinen Sohn Rahula. Er wurde sehr traurig und dachte daran, das er sie vielleicht nie wiedersehen würde. So geschah es, dass sich der Prinz entschloss, den Palast zu verlassen, ohne seine Frau zu wecken, um ihr von seinem Entschluss zu erzählen. Im Nebenzimmer schliefen die Tänzerinnen und Dienerinnen. Im ganzen Raum waren Musikinstrumente, Schmuck und Essenschalen verstreut. Siddhartha merkte seinen Widerwillen, als er rückblickend die verschwenderische Pracht sah. So war er entschlossen, das Leben eines Prinzen aufzugeben. Er hatte so viele Fragen, dessen Wahrheit er nicht im Palast finden konnte. Heimlich ging er leise seinen Diener wecken. 

 

"Wach auf Chandan, wir müssen den Palast sofort verlassen!" 

 

"Was ist geschehen Herr", fragte der erschrockene Diener, "in der späten Nacht sollte keiner den Palast verlassen." 

 

"Mein lieber Chandan, gemeinsam sah ich mit dir die Leiden der Menschen, das Alter, die Krankheit und den Tod. Meine Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit finde ich nicht hier, deshalb hol mein Pferd, bevor mich jemand im Palast in meiner Entscheidung aufhält." 

 

Unverzüglich sattelte der Diener den Schimmel des Prinzen. Als der Prinz sein Pferd bestieg, wollte der Schimmel laut wiehern, als ob er ahnte, das sein Herr bald für immer weg sein würde. Dies beobachteten die Götter im Himmel, und damit Siddhartas Flucht nicht verraten würde, nutzten sie ihre Macht, das Wiehern zu unterdrücken Eilig schickten sie einige Zwerge auf die Erde, die das Pferd an ihren Hufen hochhoben, damit auch kein Hufschlag jemanden im Palast aufwecken konnte. 

 

So geschah es, dass der Prinz mit seinem Diener den Palast unbemerkt verlassen konnte. Noch mussten sie die geschlossenen Stadttore passieren, die die Götter mit ihren magischen Kräften öffneten, um sie nach dem Durchritt des Prinzen wieder zu schließen. Sie machten die ganze Nacht keine Rast und am nächsten Morgen überquerten sie einen Fluss, um im gegenüberliegenden Wald, der bereits zum nachgelegenen Königreich von Magadha gehörte, Rast zu machen. 

 

Im Wald angekommen, trafen sie einen Sadhu. Im Beisein des Sadhu zog Siddhartha seine Prinzengewänder aus und legte seinen Schmuck auf ein Tuch. Dann nahm er sein Schwert und schnitt sich die Haare ab. Er schenkte dem Sadhu seine Prinzengewänder und der Sadhu gab ihm eine safranfarbene Robe als Geschenk zurück, die Siddhartha sofort anzog. 

 

Chandan weinte im Schoß des Prinzen und war darüber traurig, dass sein Herr dies alles tat. "Sei nicht traurig, mein treuer Diener", sagte Siddhartha zu ihm, "nimm mein Pferd, meine Kleider und meinen Schmuck und kehre zum Palast zurück. Berichte meinem guten Vater und meiner schönen treuen Frau, dass ich sie deshalb verlassen habe, weil mein Innerstes verlangt, den Weg der Weisheit zu gehen. Auf meinem Weg will ich herausfinden, warum wir Menschen leiden müssen, und ich will herausfinden, ob man dieses Leid überwinden kann. Erst wenn ich eine Antwort auf mein Verlangen habe, so will ich zurückkehren. Sag ihnen auch, dass sie nicht traurig, sondern mit mir glücklich sein sollen, dass ich meine Bestimmung gefunden habe." 

 

Siddharta war nun alleine und suchte verschiedene Meister auf, die von sich behaupteten, den richtigen Weg gefunden zu haben, die Weisheit zu finden. Doch keiner der Meister konnte ihm dazu verhelfen, herauszufinden, warum es kein Leben ohne Leiden gibt und wie sich der Mensch von diesem Leiden befreien kann. 

 

Dann fand er einen Weisen in der Nähe der heiligen Stätte Gaya, der die Lehre verkündete, dass nur der die Antworten fände, der enthaltsam lebe und alle Entbehrungen auf sich nahm. Als Zeichen dafür, dass er jeglichen Luxus entsagte, beschwerte er die Ohrläppchen mit schweren Ohrringen. Damals war es üblich, das lange Ohrläppchen jene Asketen ausweisen, die allem entsagtem. 

 

So lebte Siddhartha fünf Jahre bei diesem Weisen mit fünf anderen Asketen an einem Fluss, und entbehrte allem. Er aß immer weniger, und wenn er etwas aß, so waren es wenige Bissen eines Gemüses oder wenige Schlucke einer Suppe oder auch nur Körner oder Wurzeln, wobei er alles Essen nur mit der Hand zuführte. Dies hatte zur Folge, dass der einst kräftige Prinz so mager wurde, dass seine Arme und Beine so dünn wurden wie ein Bambusrohr, seine Knochen die Haut spannten, sein Gesicht eingefallen war und der Glanz seiner Augen verschwand. Siddhartha wurde schwächer und schwächer und konnte sich kaum noch bewegen. Er war so schwach, das er kaum klar denken und handeln konnte. Wäre da nicht die junge Hirtin Sujata, die ihn immer wieder Essen brachte und fütterte, hätte er schon früh den Tod gefunden. 

 

Nun waren schon fünf Jahre vergangen, und er war dem Tode schon fast nahe, da hörte er einen Fischer, der seinen Jungen erklärte, wie er die Laute richtig spielen kann. Der Fischer erklärte seinem Sohn "Wenn du die Saiten zuviel spannst, reißen sie. Sind sie aber zu locker, kannst du keine Musik machen. Also sorge immer für die richtige Spannung, nicht zu fest und nicht zu locker, und du kannst darauf spielen." 

 

Siddhartha begriff, dass es einen weiteren Weg gäbe, seine Suche fortzusetzen und dass diese Askese sinnlos sei und er eher sterben würde, als eine Antwort zu finden. So beschloss er, sein Fasten sofort zu beenden, um wieder zu Kräften zu kommen. Als er zum nahegelegenen Fluss gehen wollte, um etwas zu trinken, fiel er nur wenige Schritte vor dem Fluss kraftlos aufs Gras und konnte nicht mehr aufstehen. 

 

Die anderen Asketen waren erbost von seinem Tun, aber Siddhartha beachtete sie nicht mehr. Die junge Hirtin Sujata, die öfters Siddhartha Essen brachte, sah den gestürzten Asketen am Fluss und half ihm auf. Sie gab ihm einen gefüllten Teller mit Reis, Honig und Milch. Mühsam leerte er den Teller, und er merkte bald, dass seine Kraft und sein Denken langsam zurückkehrten. Nach dem Essen nahm er ein Bad, rasierte sich und wusch seine spärliche Kleidung. Danach setzte er sich unter einen Bodhibaum und dachte über die vergebliche Suche nach. 

 

Etwas entfernt beobachtete er einen Brahmanenpriester, wie er Kräuter sammelte. Auch der Brahmanenpriester beobachtete den ausgezerrten jungen Mann am Fuße des Bodhibaumes. Der Brahmane gab Siddhartha großzügig einen ganzen Arm voller Kräuter. Siddharta machte daraus eine weiche Unterlage und setzte sich aufrecht darauf Richtung Osten blickend unter dem Bodhibaum. Er schloss die Augen und meditierte. Sein Wunsch, den Sinn des Lebens zu ergründen, war stärker als zuvor. 

 

Die Götter im Himmel beobachteten das Tun ihres Schützlings und wollten ihn nun, nach all den qualvollen Jahren, bei seiner Suche helfen. Doch es gab auch den bösen Mara, Herrscher über Finsternis und der Illusion, der befürchtete, sollte Siddhartha Erkenntnis erlangen, dass die Menschen die Furcht vor dem Tod verlieren, und er seine Macht verliert. So wollte er Siddhartha unter allen Umständen davon abhalten, den Sinn des Lebens zu ergründen. Um die Meditation zu stören, entsandte der böse Gott Mara eine finstere Armee häßlicher Dämonen, die Feuer und Gift spucken konnten. 

 

Als jedoch diese bösartigen Kreaturen Siddhartha ergreifen wollten, verwandelten sie sich in Blumen, ohne Siddhartha berührt zu haben, um ihn in seiner Meditation zu stören. Als der böse Gott Mara dies sah, wurde er wütend und versuchte eine List. So schickte er seine drei Töchter aus dem Totenreich, die die Namen Leidenschaft, Begierde und Vergnügung hatten. Ihre magischen lauten Tänze sollten die Ruhe der Meditation stören und Siddhartha ablenken. Doch Siddhartha öffnete nur kurz seine Augen, die nun wie ein Diamant strahlten, und verwandelte die drei Töchter in hässliche alten Frauen. Daraufhin berührte er mit seinen Fingern den Boden, was bedeutete, dass die Erde nun Zeuge wurde, das er den Herrn des Todes und der Finsternis trotz seiner List und Tücke besiegt hatte. 

 

Es wurde schon Nacht, aber Siddhartha meditierte weiterhin mit geschlossenen Augen. Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, öffnete Siddhartha langsam seine Augen und lächelte glücklich. Er hatte es geschafft und er hatte nun die Erkenntnis, dass die Begierde, die Gewalt und die Unwissenheit die Ursache für alles Leid auf der Welt war. So wurde ihm bewusst, dass nur derjenige ins ewige Nirvana eingehen kann, wer die Begierde, Gewalt und Unwissenheit überwinden kann und somit auch das Leiden beenden kann. 

 

Nach langer Zeit der Medidation wird der junge Prinz zum Buddha. Nun wurde aus dem einstigen Prinzen der Erleuchtet, der Buddha. Er blieb noch weitere sieben Tage unter dem Bodhibaum, um wieder in tiefer Meditation zu verfallen, so dass er nichts mehr von außen wahrnehmen konnte. Als später ein starker Monsunregen einsetzte, schien es so, dass Buddha aus seiner tiefen Meditation geweckt werde, aber da erschien plötzlich eine siebenköpfige Riesenkobra vor ihm, die Mucilinda hieß. Doch sie bedrohte nicht Buddha, sondern streckte alle ihre sieben Köpfe über Buddha, um ihn vor dem starken Regen zu schützen, damit Buddha seine tiefe Meditation ungestört fortführen konnte. 

 

Nach den sieben Tagen wusste Buddha, das er nun die vollkommene Erkenntnis erlangte. Er beschloss seine Erkenntnisse den Menschen mitzuteilen, damit jeder die Möglichkeit hatte, das Leid zu überwinden und aus dem unheilvollen Kreislauf der Wiedergeburt entfliehen zu können. Denn viele Menschen hatten Angst vor der Wiedergeburt, da niemand so recht wusste, ob man als Mensch, Tier, Insekt oder Pflanze wiedergeboren würde. Nach 49 Tagen tiefer Meditation hatte der 35jährige Siddharta die vollkommene Erleuchtung erlangt. 

 

Es begann seine erste Wanderung, die ihn nach Gaya führte. Dort blieb er 7 Wochen, um seine Erkenntnisse mitzuteilen. Danach wanderte zu der Stadt Sarnath, die sich in der Nähe der Heiligen Stadt Binares befand. In Sarnath trafen sich wandernde Asketen, Weise und Fakire. Dort traf er auch die 5 Asketen, die er einst verließ und die ihn dafür beschimpften. Nun erzählte er ihnen von seinem Weg und wie es ihm gelang, die Ursache des Leidens herausgefunden zu haben und das Leid überwunden zu haben. Die Asketen hörten ihm gebannt zu und wurden seine ersten Jünger. 

 

Es gingen viele Monate ins Land, und Buddha unterrichtete sie so lange in seiner Lehre, bis er fand, das sie nun soviel von der Lehre gelernt hatten, um diese auch anderen Menschen zu offenbaren. Bald darauf kamen immer mehr zu Buddha um neugierig seine Lehre zu hören, so dass er bald viele Anhänger hatte, die zum Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu Buddha, sich ebenfalls rasierten, ihr Hab und Gut verschenkten, safranfarbene Mönchsgewänder anzogen und nur mit einer Almosenschale ausgestattet Buddha zuhörten und folgten. 

 

Damit auch alle Anhänger der Lehre ihren rechten Weg gehen würden, führte Buddha ein Einweihungsritual ein, das der Drei Juwelen. So musste jeder Anhänger der Lehre folgendes Aussprechen, um aufgenommen zu werden: 

 

» Ich nehme Zuflucht zu Buddha. » Ich nehme Zuflucht zu Dharma (die Belehrungen) » Ich nehme Zuflucht zu Sangha (die Mönchsgemeinde) 

 

Als seine Anhängerschaft von Tag zu Tag größer wurde, wurden einige Priester der Brahmanen neidisch, da auch viele ihrer Anhänger lieber Buddha zuhörten. Die Brahmanen waren auch für ihre magischen Künste bekannt, so dass viele Anhänger Buddhas befürchteten, dass sie Buddha bekämpfen wollten. Doch auch Buddha konnte Wunder vollbringen. 

 

Alsbald gab es bei den Brahmanen einen Aufruhr, hatte sich doch eine große zischende Schlange in einer Hütte, wo das heilige Feuer eines Feuergottes der Brahmanen brannte, verkrochen. Keiner der drei Hohenpriester der Brahmanen wagte sich in die Hütte, um die große Schlange zu fangen. Als Buddha das sah, lächelte er und begab sich zur Hütte. Seine Anhänger und die Brahmanen waren entsetzt, als Buddha mit ruhigen Schritten in die Hütte ging und wenige Augenblicke später wieder aus der Hütte, mit der Schlange, heraustrat. Er hatte die Schlange in eine Natter verwandelt, die nun zusammengerollt auf seiner Almosenschale ruhte. Als dies die Hohenpriester sahen, hörten auch sie den Lehren Buddhas zu und wurden seine Anhänger. So kam es auch, das Buddha friedvoll mit Andersgläubigen redete und man sich gegenseitig zuhörte. 

 

Buddha lehrte viele Jahre seine Lehre und er hatte bereits viele Anhänger, als er darüber darüber nachdachte, dass er noch nicht sein Versprechen eingelöst hatte. Er hatte versprochen, das er dann zum Fürstenpalast zurückkehren würde, wenn er die Ursache für die Leiden der Menschen und deren Überwindung kenne. Nach sechs Jahren machte sich nun der einstige Prinz zum Fürstenpalast auf, um seiner Familie zu berichten. Lange, bevor Buddha den Fürstenpalast erreichte, wusste man schon von seiner Rückkehr. In der Stadt Kapilavastu war alles festlich geschmückt und die Menschen jubelten ihn zu. 

 

Am Fürstenpalast angekommen, wartete schon Fürst Shuddhodana voller Ungeduld. Als er seinen Sohn im safranfarbenen Gewand sah, seinen ruhigen Schritt und seine klaren Augen, da wusste er, dass die Prophezeiung der Astrologen in Erfüllung gegangen war. 

 

So saßen zunächst Vater und Sohn nach den vielen Jahren der Trennung zusammen, und Buddha erzählte seinem Vater von jener Nacht, als er unter dem Bodhibaum die Erkenntnis erlangte. Nachdem er seinem Vater alles erzählt hatte, ging er in das Gemach seiner Gemahlin Yasodhara, die er vor sechs Jahren ohne Abschied verließ. 

 

Yasodhara war wütend, als sie Buddha sah, denn sie konnte ihm nicht verzeihen, dass er sie und ihren gemeinsamen Sohn einfach verlassen hatte. Doch als sie Buddhas ruhigen Blick sah und seine innere Ruhe spürte, vergaß sie ihre Enttäuschung, umarmte ihn, um zu verzeihen. Auch ihr erzählte er alles, was ihm widerfahren war, und wie er die Erkenntnis unter dem Bodhibaum erlangte. Sie sprachen lange, und sie war sogar damit einverstanden, das Rahula, ihr gemeinsamer Sohn, dem Vater folgen und das Mönchsgewand tragen solle. 

 

Im Fürstenpalast erinnerte vieles an seine einst geliebte und verstorbene Mutter, Fürstin Maya. Buddha war traurig, wollte aber seine Aufgabe, seiner Mutter auch seine Erkenntnis weiter zu geben, unbedingt erfüllen. So wird erzählt, das er spät in der Nacht in tiefe Meditation verfiel, und seine verstorbene Mutter im Himmelreich des Gottes Indra besuchte, wo sie von Indra wiedergeboren wurde. Es gelang ihm so, auch seiner Mutter seine Lehre weiterzugeben, und die Götter Indra und Brahma geleiteten ihn zur Erde zurück, bis er aus seiner tiefen Meditation erwachte. 

 

Er verließ nach einiger Zeit nicht nur mit seinem Sohn Rahula den Fürstenpalast, sondern auch sein jüngerer Bruder Nanda und sein Cousin Ananda folgten ihm, und gemeinsam wanderten sie viele Jahre durch das Tal des Ganges, und verkündeten überall seine Erkenntnis: "Das Leben der Menschen ist Leiden, doch die Ursache für das Leiden sind ihre Begierde nach Geld, Macht und Ruhm. Nur wer diese Begierden bei sich selbst besiegt, wird vom Leid erlöst werden." Um den Anhängern den rechten Weg zu beschreiben, erklärte er ihnen den achtfachen Weg, um das Leiden zu überwinden. In immer mehr Orten gründete man Mönchsorden. 

 

So breitete sich der Buddhismus immer weiter aus, und von den Spenden der Laienanhänger wurden Klöster gebaut, und erhielten die Mönche auch Essen und Trank. So entstand das Prinzip des Austausches: die Mönche unterweisen die Laien in den Lehren, und die Laienanhänger geben dafür den Mönchen Essen, Trank, Medizin und Kleidung. 

 

Auf den vielen Wanderschaften begegnete Buddha den Menschen und Tieren mit Ruhe und Güte. Viel Wunderbares wird berichtet. So soll Buddha einen wild gewordenen Elefanten mit nur einer Handbewegung besänftigt haben, als dieser im Dorf alles zertrampeln wollte. So glaubte man, das Buddha die Macht besaß, mit Tieren reden zu können. 

 

Die Zeit verging und in den vielen Jahren gab es schon Tausende Anhänger Buddhas im Tal und außerhalb des Tales, es gab Mönchsgemeinden in Klöstern und Wandermönche, die die Lehre verbreiteten. Jetzt war Buddha schon alt geworden, und er wusste genau, dass ihm das Alter und eine Krankheit bald zusetzen könnten. Er merkte, das wohl auch er bald sterben müsste. 

 

So unternahm er seine letzte Reise, und begab sich mit einigen Anhängern nach Kuschingara. In einem Wald versammelte er seine mitgekommenen Anhänger um sich und ließ sich auf sein Lager nieder. Er sprach zu seinem Lieblingsjünger Ananda: "Mach mir ein Lager zwischen den Bäumen, denn ich bin sehr müde von der langen Reise." Als das Lager fertig war, legte Buddha sich auf die rechte Seite, den Kopf nach Norden und das Gesicht nach Westen gerichtet. 

 

Seine Anhänger wurden sehr traurig, denn sie sahen, das sich ihr Lehrmeister bereit machte zu sterben. Ananda weinte und niemand wusste so recht, was zu machen wäre. Dies sah Buddha und er sprach zum letzten Mal zu seinen Anhängern: 

 

"Seid nicht traurig, denn jedes Lebewesen muss einmal sterben, ungeachtet der Herkunft, des Alters oder des Ranges. Wir alle müssen mal sterben, so wie die Vase aus Ton auch einmal zerbricht. Dies ist das Schicksal der Sterblichen." 

 

Buddha schloss nun für immer seine Augen, versank in tiefe Meditation und ging so ins Nirvana ein. Dabei strahlte sein Körper wie helles Sonnenlicht und die Götter im Himmel, die seinen Tod sahen, ließen vom Himmel große goldene und purpurfarbene Blumen fallen.


Thailand- der Ramakien-Epos


In Indien gibt es zwei berühmte große Epen, das Mahabharata und das Ramayana. Das Ramayana, woher sich das thailändische Ramakien ableitet, ist im Umfang kleiner als das Mahabharata, aber immer noch gewaltig: Es umfaßt, in der Originalversion, rund 24.000 Doppelverse, die sich auf sieben Bücher verteilen. Im Ramayana (Ramas Lebenslauf oder Ramas Taten) geht es um die Kämpfe des göttlichen Helden Rama mit dem Dämonenkönig Ravana zur Befreiung der von diesem geraubten und gefangengehaltenen Sita, der Gattin Ramas. Das Ramayana ist im Grunde eine erzählende Dichtung von Liebe und Treue des unbescholtenen Gottkönigs Rama, der von seinem Vater Dacaratha, dem König der legendären Stadt Ayodhya, schuldlos verbannt wird.

 

Das niedergeschriebene Ramayana soll etwa um die Zeit Christi Geburt in Indien entstanden sein. Verfaßt wurde es von dem Weisen Valmiki, der auch als einer der ältesten Kunstdichter Indiens verehrt wird. Bis heute hat das Ramayana in seinen vielen Fassungen das religiöse, kulturelle und geistige Leben vor allem Indiens und Südostasien beeinflußt. Der Ursprung des Ramayana soll bis etwa 3000 v. Chr. zurückreichen und wie das Mahabharata über das Leben und die Taten der altindischen Götter erzählen! Es gibt sogar Gelehrte, die fest davon überzeugt sind, und Veröffentlichungen über solche Hypothesen liegen schon lange vor.

 

Im Laufe der Jahrhunderte kam die Geschichte auch nach Südostasien. Somit hat auch das Königreich Thailand eine regionale Fassung, die seit dem 5. Jahrhundert bekannt ist. Die regionalen Darstellungen sind gegenüber der Originalfassung etwas abgewandelt und den lokalen Gegebenheiten und Denken angepaßt worden. Rama wurde auch ein Titel späterer Könige Thailands. Auch der Name der einstigen Hauptstadt des alten Siams, Ayuthaya ist eine Gedankenverbindung zu der legendären indischen Stadt Ayodhya.

 

Seit dieser Zeit wird das Ramakien von Schauspielern in Theatern gespielt. Es gibt immer noch den großen Vorbehalt, daß die thailändischen Ramakien-Theatervorstel-lungen dem unverständlich bleiben, der ihren Inhalt nicht kennt. Ebenso gibt es den gleichen Vorbehalt, daß die Gemäldefolge in der Wat-Phra-Keo-Galerie von denen nicht verstanden wird, die das Ramakien nicht kennen Da beides zusammen gehört, erscheinen nur einem eingeweihten Betrachter die unzähligen Bildszenen als lebendige Geschichte. Nur wer das Ramakien gelesen hat, dem erzählen die Bilder den Verlauf des Ramakien-Epos in seinem ganzen Reichtum. Deshalb werde ich Ihnen das Ramakien nun „öffnen“.

 

Kurzübersicht

Als Rama von seinem Vater Dacaratha fortgejagt wird, begleiten ihn sein Bruder Laskhmana und seine schöne und treue Gattin Sita in die Verbannung. Sie teilen mit ihm das Leben eines Verbannten in den Wäldern. Doch eines Tages wird Sita vom Dämonenkönig von Lanka (Ceylon), Ravana, entführt. Der größte Teil des Ramayana schildert den Kampf Ramas und Ravanas um Sita, wobei Rama und Laskhmana vom Affenkönig und seinen Armeen unterstützt werden.

 

Da die Belagerung von Lanka, wo Sita gefangengehalten wird, keinen Erfolg hat, liefern sich die Gegner mit magischen, göttlichen und dämonischen Waffen schreckliche Schlachten. Rama bleibt am Ende siegreich, der Dämonenkönig stirbt und Rama schließt seine Sita in die Arme, und kehrt schließlich mit ihr als König nach Ayodhya zurück. Doch die Geschichte findet noch kein glückliches Ende, da Sita durch ihren Aufenthalt in Lanka ihre rituelle Reinheit verloren hat. Sie wird deshalb von Rama verstoßen und kehrt in den Schoß der Erde, aus dem sie einst hervorkam, zurück. Natürlich gibt es auch ein glückliches Ende. Soweit die Kurzfassung.

 

Einfluss des Ramakien in Thailand

Dieses Heldengedicht, das durch viele Nebenhandlungen und Abenteuer ergänzt wird, ist schon im alten Siam weit verbreitet und äußerst populär gewesen. Es ist nicht nur ein Heldengedicht sondern auch eine Liebesgeschichte, die seit frühester Zeit alle menschlichen Empfindungen und Leidenschaften ausdrückt, und Antworten auf moralische Probleme der Gesellschaft, dem sozialen Verhalten und vor allem des religiösen Lebens gibt. Dem Gläubigen, so die Überzeugung, soll sogar der Weg zur Erkenntnis gezeigt werden.

 

Für die Menschen symbolisiert das Ramakien den Kampf zwischen Gut und Böse, wobei alle menschlichen Eigenschaften wie die Bequemlichkeit, die Leidenschaft, aber auch die Liebe, Treue und Aufopferung durch verschiedene Figuren dargestellt werden. Es ist zugleich Mythos, Geschichte und Folklore und hat seit vielen Generationen die moralischen, ethischen und religiösen Werte der Völker Indiens und Südostasiens beeinflußt. Es inspirierte zur Malerei, zu literarischen Werken, Skulpturen, klassischen Tänzen und Theaterstücken.

 

Das Ramakien in der Moderne

Auch in der Neuzeit hat das Ramakien in allen Volksschichten nichts von seiner Beliebtheit verloren. Es wird noch heute an Schulen, Universitäten und Theatern gelehrt, und in Filmen, Kinderbüchern, Cartoons und Zeitschriften nacherzählt. Es wurde ein Teil der thailändischen Folklore und Mythologie.

 

Die thailändische Fassung

Nach der Zerstörung Ayuthayas durch die Burmesen gingen alle früheren thailändischen Fassungen des Ramakien für immer verloren. Der größte Teil der königlichen Bibliotheken wurde ein Opfer der Flammen. Zum Glück pflegten die Thais auch die Tradition der mündlichen Überlieferung, so daß es noch einige Gelehrte gab, die das Ramakien nacherzählen konnten. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Bangkok, wurde die erste neue Ausgabe des Ramakien in der Regierungszeit von König Taksin angefangen.

 

Eine komplett neue Version des Ramakien wurde jedoch erst in der Zeit von Rama I, im Jahr 1785 geschrieben, die heute noch, mit immerhin rund 52.000 Versen, als Glanzleistung der damaligen Zeit gilt. Dabei mußte das indische Ramayana, die Bruchstücke von geretteten Ramakienversen und die mündlichen Überlieferungen der Gelehrten als Vorbild dienen. Der thailändische König wollte aber auch wieder eine regionale und insbesondere kürzere Version des Ramakien schaffen. So schrieb Rama I nicht nur selber viele der Verse neu, sondern änderte dabei auch die Namen, die Umgangsformen, die Bräuche, die Ortschaften, die Fauna und Flora des ursprünglichen Ramayana und paßte sie der thailändischen Umgebung an! Da das Ramakien wieder als königliche Theateraufführung veranstaltet werden sollte, wurden auch alle Personen mit thailändischer Kleidung versehen und den thailändischen Gebräuchen angepaßt. So endet auch das Ramakien, gegenüber dem Ramayana, mit der glücklichen Vereinigung von Rama und Sita.

 

Auch wurden die Namen thailändisch. So wurde aus Rama (Phra Ram), aus Sita (Nang Sida), aus Dacaratha (Thotsarot), aus Laskhmana (Phra Lak), aus Indra (Phra Isuan), aus Vishnu (Phra Narai), aus Ravana (Thotsakan), aus Lanka (Longka). Und, damit auch alles genau zusammenpaßte, wurde die ganze Geschichte in den Städten, Wäldern, Himmeln und Höllen des antiken Thailands verlegt.

 

Wer einmal eine Aufführung des Ramakien gesehen hat oder noch sehen möchte, oder wer die Geschichte des Ramakien schon gelesen hat oder noch lesen möchte, wird über die Vielzahl der Figuren anfangs etwas überwältigt sein. In einer Theateraufführung kann man die Figuren am besten durch die verschiedenen Kostüme und insbesondere durch ihre Gesichtsmasken auseinanderhalten. Wenn Sie sich wundern, warum die Masken bei akrobatischen Einlagen oder heftigen Bewegungen nicht herunterfallen, hier die Erklärung: Die Darsteller halten die Masken über einen Draht im Mund fest!

 

Die Hauptpersonen des Ramakien

Die Götter
Phra Isuan, der höchste Gott, der auf dem Himmelsberg Krailat thront.
Phra Narai, Liebling von Phra Isuan und mächtigster Gott nach ihm.
Phra Int und Phra Phrom, weitere Götter.
 Maliwarat, Gott der Gerechtigkeit


Vom Königshaus in Ayuthaya
Phra Ram, ist der schöne Held der Geschichte. Er verkörpert das Gute und ist Beschützer der Schwachen und Unterdrückten, Sohn des Königs Thotsarot und als Thronerbe vierter König von Ayuthaya und Inkarnation des Gottes Phra Narai, von grüner Gesichtsfarbe
Nang Sida Nonglak, die schöne Gemahlin von Rama, verkörpert die Reinheit und die Treue zum Mann. Sie ist die von Thotsakan entführte Gemahlin, aber auch, Inkarnation Phra Laksamis, der Göttin des Glücks, auf der Erde als Tochter Thotsakans und Nang Monthos wiedergeboren.
Phra Lak ist der treue Halbbruder Phra Rams und Inkarnation des Schlangenherrschers Ananta Nakharat, von goldener Gesichtsfarbe.
Phra Phrot stellt den Pflichtbewußten dar und der zweite Halbbruder Phra Rams, die Inkarnation von Phra Narais Götterdiskus (göttliche Waffe), von roter Gesichtsfarbe (eigentlich stellt er eine Waffe dar, die personifiziert wurde).
Phra Satrut ist auch ein Halbbruder Phra Rams, Inkarnation von Phra Narais Götterkeule (auch eine göttliche Waffe, die personifiziert wurde) mit purpurner Gesichtsfarbe.
 Thotsarot, auch „Herr der zehn Wagen“ genannt, dritter König von Ayuthaya und der Vater Phra Rams, Phra Laks, Phra Phrots und Phra Satruts


Phra Rams Verbündete – Die Guten
Hanuman, der edle Affenkönig und Helfer Ramas. Er ist das Symbol für Treue und Selbstlosigkeit, aber auch Klugheit und Schlauheit. Im Ramakien nimmt er höheren Stellenwert ein als im Ramayana. Er ist ein unsterblicher Affe mit magischen Kräften, Sohn des Windgottes Phra Phai, mit diamantenem weißem Fell. Er ist der mächtigste Soldat Phra Rams. Er hat eine Affenmaske auf und ein helles Kostüm.
Phali Thirat, Der zum Affen verwandelte Sohn des Gottes Phra Int und der Onkel Hanumans, König von Khit Khin, der Affenhauptstadt, mit grünem Fell.
Sukhrip, ebenfalls zum Affen verwandelter Sohn des Sonnengottes Phra Athit, Halbbruder von Phali Thirat und ebenfalls Onkel Hanumans, Vizekönig und nach Phalis Tod König von Khit Khin, mit rotem Fell.
Ongkhot, der mächtige Affenfürst, Sohn von Phali Thirat und Nang Monthos.
Phipek, der heilende Baum und Dämon zugleich. Er ist der Halbbruder Thotsakans, ein großer Seher und die Inkarnation des Halbgottes Wesu Yan.
 Maha Chomphu, der große rote Affe, Affenkönig von Chomphu.


Longkas Dämonen und Verbündete – Die Bösen
Thotsakan, der zehnköpfige Dämonenkönig von Longka, Inkarnation des Himmelsdämonen Nongthok, Hauptgegner Phra Rams, mit goldgrüner Dämonenmaske.
Nang Montho Thewi, die göttliche Froschdame, die Gemahlin von Thotsakan und Königin von Longka.
Inthorachit, mächtiger Dämon, der Sieger über Phra Int, Sohn Thotsakans, mit grüner Dämonenmaske.
Kumphakan, Dämon mit großen Kräften und Halbbruder Thotsakans.
 Maiyarap, der dämonische Esel, König der Unterwelt Badan, Sohn von Maha Yom Yak, dem großen Todesdämon.


Glossar

Phra: heilig, Beiwort für Götter, Göttliches und auch Menschen.
Nang: die Dame, Vorsilbe bei Frauennamen.
Yak: der Dämon, Beiwort von Dämonennamen.
Inkarnation: Menschwerdung.
 Weda: wedische Bücher, Veda, altes religiöses Schrifttum der Inder, ca. 1200 v. Chr. entstanden. Die Weda besteht aus 4 Samhitas, eine Sammlung von Liedern und Sprüchen. Die Rig-Weda (Götterhymnen), Sama-Weda (Opfergesänge) Jadschur-Weda (Opfersprüche) Athar-Weda (Zauberlieder) Das Ramakien (die Geschichte)

 

Vorwort

Natürlich ist es schwer, ein siebenbändiges Werk so gekürzt wiederzugeben, daß trotzdem am Ende eine verständliche Kurzfassung daraus wird. Ich brauchte ein Jahr Vorbereitungszeit, um meine Beobachtungen (Theater) und Kenntnisse (Literatur) über das Ramakien in diese Inhaltsangabe einzubringen. Dabei sollte man sich nicht von der Schreibweise der Orts- und Personennamen irritieren, die durchaus, je nach Übersetzung, auch in abgewandelter Form vorkommen können. Ich denke aber, daß es recht gut gelungen ist.

 

Vor sehr langer Zeit begann eine verheerende Auseinandersetzung am Hof des Herrn der Welten, Phra Isuans, des höchsten Gottes, dessen Palast sich in großer, leuchtender Herrlichkeit auf dem Himmelsberg Krailat erhob. Der heftige Streit nahm kein Ende, und schließlich wütete beleidigt der Himmelsdämon Nonthok unter den Göttern, Engeln und Himmelsjungfrauen, sosehr, daß sich Phra Isuan gezwungen sah, seinen treuen und mutigen Mitstreiter, Phra Narai, zu rufen, um den Dämon in seinem Zorn zu bändigen. Da sich Nonthok ungerecht behandelt fühlte, wurde beschlossen, auf der Erde einen Zweikampf zu veranstalten. Der Himmelsdämon Nonthok und Phra Narai sollten zu diesem Zweck als Prinzen an den Königshöfen der Menschen und der Dämonen wiedergeboren werden.

 

Und so wurde aus Nonthok der mächtige zehnköpfige Thotsakan, dessen Herrschaft über alles Böse und Magische in den drei Welten nicht seinesgleichen haben sollte, auf der Dämoneninsel, in der Stadt Longka, wiedergeboren. Er verfügte über eine mächtige Dämonenarmee, die ihm treu ergeben war. Sein Einfluß reichte weit über Longka hinaus, wo seine Verwandten weitere Dämonenreiche errichtet hatten. Nachdem sein Vater Latsatian gestorben war, bestieg Thotsakan den Thron von Longka und wurde Herrscher über das Geschlecht der Dämonen.

 

Auf dem Festland, jenseits des Ozeans und viele Reisewochen entfernt, jenseits des riesigen Waldes, war zur gleichen Zeit Phra Narai als Phra Ram, Sohn des Königs Thotsarot von Ayuthaya, geboren worden. Die Merkmale seiner göttlichen Stärke waren der magische Diamantendiskus (Phra Phrot) und die magische Keule (Phra Satrut). Zum Schutz wurden ihm diese beiden „Halbbrüder“ mitgegeben, die ebenfalls am Hof von Ayuthaya als Menschen wiedergeboren wurden. Der magische Schlangenthron, der Schlangenherrscher Ananta Nakharat, folgte ihm als Sitz und Herrschersessel in Form des Halbbruders Phra Lak an den Hof des Königs Thotsarot, wo er als Mensch wiedergeboren wurde.

 

So wuchsen die vier Prinzen, Phra Ram, Phra Phrot, Phra Satrut und Phra Lak, zur Freude der Götter, alle zu starken jungen Männern, jeder mit magischen Talenten ausgestattet, heran. Von weisen Einsiedlern im Wald lernten sie die Kunst des Krieges, der göttlichen Magie sowie die Lehren der wedischen Bücher und die Beschwörungsformeln aller Kräfte der „Drei Welten“. Diese „Drei Welten“ waren die Unterwelt, die Oberwelt und die Himmelsebenen. In den Himmelswelten herrschten die Götter.

 

Mitten im Wald gab es auf einem großen Hügel die imposante Hauptstadt des Affenreiches, Khit Khin. Phra Isuan hatte sie einst erbauen lassen, da er früh voraussah, daß sein Schützling Phra Narai, der jetzt unter den Menschen als Phra Ram lebte, eine große Armee zum Kampf gegen die Dämonen benötigen würde.

 

Auf seinen Befehl hatten deshalb Phra Int und der Sonnengott Phra Athit mit der Frau eines Einsiedlers zwei starke Knaben gezeugt. Diese hießen Phali und Sukhrip. Sie sollten bald Freunde von Phra Ram werden, um ihn im bevorstehenden Krieg gegen die Dämonen beizustehen. Doch der Einsiedler war über die plötzliche Schwangerschaft seiner Frau so empört und von der Untreue seiner Frau so überzeugt, daß er beide Knaben in Affen verwandelte. Diese beiden Affen wurden schließlich König und Vizekönig des Affenreiches von Khit Khin.

 

Mit der Tochter des Einsiedlers zeugte dann Phra Phai, der Windgott, den Affen Hanuman. Hanuman wurde mit der göttlichen Hilfe gezeugt: sein Fell war wie aus Diamanten, sein Gebiß wie aus Edelsteinen und sein Atem konnte ganze Sterne erschaffen oder zerstören. Auch konnte er sich verwandeln, und über vier Gesichter und acht Arme verfügen. Seine magischen Kräfte und seine große Verschlagenheit waren die eines Gottes. Er sollte später Phra Rams mächtigster Soldat und treuester Verbündeter werden.

 

Auch Phra Laksami, die Göttin des Glücks und die Himmelsgattin Phra Narais, sollte diesem als Gefährtin im bevorstehenden Dämonenkrieg beistehen. So wurde auch sie auf der Erde als Tochter des Königs Thotsakan von Longka und seiner Gemahlin Nang Montho geboren. Sie erhielt den wunderschönen Namen Nang Sida. Doch Phipek, der weise Seher, Bruder Thotsakans, sah das Unheil voraus, welches die kleine Nang Sida der Dämonensippe bringen würde und durchschaute das Spiel von Phra Isuan.

 

Man sperrte deshalb Nang Sida als kleines Mädchen in einen gläsernen Behälter und setzte sie auf dem Wasser aus. Doch die Wogengöttin hatte Mitleid mit ihr und ihre Wellentöchter trugen sie bis zum Rande jenes Waldes, genau an die Stelle, wo der weise König Chanok von Mitila als Einsiedler in Meditation versunken lebte. Als er den gläsernen Behälter sah, befreite er voller Freude das kleine Mädchen daraus. Da er kinderlos war, hielt er das kleine Mädchen für ein Gottesgeschenk und vertraute das Kind, in einer großen Lotosblume eingeschlossen und unter dem heiligen Rang-Baum begraben, zunächst der Mutter Erde an. Nang Sida wurde in einen Tiefschlaf versetzt, um sie später wieder zu erwecken.

 

Als seine Zeit als Einsiedler vorbei war, kam Chanok zum Baum zurück, weckte sie aus ihrem Schlaf im Schoße der Erde und führte sie als Prinzessin zur Königsstadt Mitila. Dort erhielt sie, geliebt wie die leibliche Tochter, eine königliche Erziehung und wuchs zu der schönsten aller Jungfrauen heran.

 

Als sie ins heiratsfähige Alter kam, beschloß der König sie zu vermählen. Dazu wurde ein königliches Fest veranstaltet, wobei der künftige Gatte durch das heilige Bogenspannen ermittelt werden sollte. Von alles Teilen des Landes und darüber hinaus kamen viele Jünglinge und Prinzen zur Königsstadt Mitila, um am Wettbewerb teilzunehmen. Selbst die Götter und die Himmelsbewohner kamen herab, um dem Fest beizuwohnen, indem sie sich als einfache Menschen ausgaben.

 

Der König verkündete, daß derjenige Nang Sida zur Frau bekommen sollte, dem es gelänge, den magischen Maha Moli, den gewaltigen göttlichen Bogen des Phra Isuans, aufzuheben, zu spannen und einen Pfeil damit zu verschießen.

 

Auch Phra Ram war mit seinem Bruder, Phra Lak, nach Mitila gegangen um am Wettbewerb teilzunehmen. Nachdem alle Bewerber am Bogen gescheitert waren, und keiner mehr glaubte, daß Nang Sida unter diesen Bedingungen einen Mann bekäme, trat der göttliche Phra Ram hervor. Phra Isuan beobachtete alles mit einem Lächeln. Zum Erstaunen aller Beteiligten, hob Phra Ram mühelos den schweren Bogen auf und spannte ihn, bis er zerbrach.

 

Ein großer Beifallssturm brach unter den Anwesenden aus, hatte man doch noch einen geeigneten Ehegatten gefunden. Mit prachtvoller Ausstattung wurde nun die Hochzeit gefeiert. Glücklich und voller Stolz kehrten darauf die königlichen Brüder mit der schönen Gemahlin nach Ayuthaya zurück. Auf Erden schien eine Zeit des langen Friedens und des Glücks begonnen zu haben. Keiner dachte mehr an die vergangenen Streitigkeiten.

Es verging einige Zeit, und dem alternden König Thotsarot fiel das hohe Amt der Regierung zur Last. Er entschied, daß Phra Ram, der mächtigste seiner Söhne, zu seinem Nachfolger ernannt wurde, um das Königreich zu regieren. Doch da trat Kai-yakesi, die zweite Gemahlin Thotsarots hervor, die so gerne ihren eigenen Sohn Phra Phrot auf dem Thron gesehen hätte. Hinterlistig zwang sie den alternden König, der ihr seit Jahren die Erfüllung eines Wunsches schuldete, Phra Ram für vierzehn Jahre als Einsiedler in den Wald zu senden und Phra Phrot für diese Zeit zum König zu krönen. Da der König die Schuld begleichen wollte, willigte er mit schweren Herzen ein. Der Abschied zwischen dem König und seinem Sohn Phra Ram war herzzerreißend, war ihre Liebe zueinander doch ehrlich. Phra Ram verließ den Königshof, von Nang Sida und Phra Lak begleitet, um für vierzehn Jahre in die Verbannung des Waldes zu ziehen.

 

Nachdem die drei Königskinder viele Tage im Wald umhergewandert waren, grundlose Flüsse überquert hatten, an einigen Einsiedlerhütten vorbeizogen und auf ihren Weg viele Geister und böse Dämonen bekämpft hatten, machten sie Halt. Am Fluß Khothawari, wo ihnen Phra Int am Heiligen Wasser zwei Hütten errichtet hatte, ließen sie sich endlich nieder, um als Einsiedler das Ende des Exils abzuwarten.

 

Zur selben Zeit, als Phra Ram im Wald leben mußte, lebte im fernen Longka König Thotsakan mit Nang Montho und seinen vielen Freudenmädchen in ewiger Lust. Eines Tages plante er, sich mit seinen Schönsten im Wald zu vergnügen. Während seiner Abwesenheit sollte sein Schwager, der Riese Chiuha Yak, die Stadt beschützen. Sieben Tage und Nächte wachte dieser treu ergeben, aber am achten Tag war er so von der Müdigkeit übermannt, daß er sich niederlegte und dabei die ganze Stadt unter seiner Riesenzunge verbarg, die er hoch in den Himmel über Longka wölbte. So sollte während seines Schlafes niemand die Stadt finden und angreifen können.

 

Die Stadt war nun für jeden unsichtbar geworden, und selbst Thotsakan konnte sie bei seiner Rückkehr nicht wiederfinden. Aufgebracht über die Tat seines Schwagers, schleuderte er seinen magischen Diskus zum Himmel hinauf. Dieser traf die Zunge des Riesen, so daß dieser in seinem eigenen Blut erstickte und gab die Stadt wieder frei gab.

 

Samankha, die Gattin Chiuha Yaks und Schwester Thotsakans, war über den Tod ihres Gemahls so bekümmert, daß die Dämonin Longka verließ, um jenseits des Großen Ozeans einen neuen Gemahl zu finden. Lange wanderte sie im Wald umher, bis sie am Fluß Khothawari Phra Ram und Phra Lak, die göttlichen Jünglinge beim Baden im Fluß erblickte. Sie verliebte sich in die Brüder, doch diese beachteten sie gar nicht und schickten sie schließlich fort. Als sie Nang Sida sah, stürzte sie sich rasend vor Eifersucht auf Nang Sida. Phra Ram und Phra Lak konnten im letzten Moment ein Unglück verhindern und bestraften die Dämonin hart: Ihr wurden im Kampf Hände, Füße, Ohren, Nase und der Mund abgehauen. Schwer verletzt und rachedurstig kroch Samanakha bis nach Longka zurück.

 

Dort angekommen, berichtete die Gedemütigte dem hemmungslosen Thotsakan von der göttlichen Schönheit Nang Sida, und sie stachelte ihn zur Rache an. Schnell war auch ein finsterer Plan entworfen, und zusammen mit Marit, dem Krähensohn, flog Thotsakan auf seinem Schlachtwagen zum Fluß Khothawari. Dort verwandelte sich Marit in einen Hirsch von strahlender Schönheit. Er hatte ein goldenes Fell und ein diamantenes Geweih. Kaum verwandelt, da stolzierte er vor Nang Sidas Hütte umher.

 

Als Nang Sida der Krähensohn Marit erblickte, begehrte sie ihn als Spielzeug, und bat Phra Ram, ihr das Wundertier zu fangen. Widerwillig, das Böse ahnend, verfolgte Phra Ram den Hirsch, doch dieser lockte ihn immer tiefer ins Dickicht. Und als ihn dort Phra Rams Pfeile endlich erreichten, da rief der Hirsch, Phra Rams Stimme nachahmend, Phra Lak zu Hilfe. Nang Sida blieb dadurch schutzlos und allein in der Waldhütte zurück. Der finstere Plan Thotsakans ging so auf, und er konnte mit Leichtigkeit Nang Sida auf seinem fliegendem Wagen entführen. Selbst Sadayu, der grüne Himmelsvogel und Freund des Königshauses Ayuthayas, konnte die Entführung nicht verhindern und wurde bei seinem Versuch, Thotsakans Wagen zu stoppen, vom Dämon schwer verletzt. Im Sterben liegend, zeigte er Phra Ram und Phra Lak noch die Spur des Entführers.

 

Voller Wut und Verzweiflung verfolgten die königlichen Brüder die Spur der schönen Nang Sida. Da sie keinen fliegenden Wagen hatten, mußten sie tagelang durch den endlosen Wald laufen, viele Gefahren bestehen und Ungeheuer und Dämonen bekämpfen, die ihnen Thotsakan in den Weg stellte. Nach vielen Tagen erreichten sie schließlich den Bananenwald Kathaliwan, wo Hanuman, der mächtige Affe, sie meditierend erwartete.

 

Als Hanuman in Phra Ram den göttlichen Phra Narai wiedererkannte, warf er sich ihm zu Füßen und bot ihm seine treuen Dienste an. Phra Ram erkannte die göttlichen Zeichen des Affen, sein Diamantfell und seine Edelsteinzähne, und nahm freudig die Dienste Hanumans an. Hanuman brachte die Brüder zu seinem Onkel, dem Sonnensohn Sukrip. Man beschloß eine gewaltige Affenarmee aufzustellen, um mit Phra Ram gegen Longka zu ziehen.

 

Alle Soldaten von Khit Khin, dem Affenreich, wurden zu den Waffen gerufen, und sogar Maha Chomphu, den großen roten Affen, der das Nachbarreich regierte, konnten sie als Verbündeten gewinnen. Nach drei Tagen und Nächten waren die Vorbereitungen fertig. Die gewaltigen Streitmächte der Affen von Khit Khin und Chomphu vereinigten sich auf dem Berg Khanthamat. Der ganze Berg glich einem Berg von unzähligen Soldaten.

Insgesamt marschierte die Streitmacht in 77 Kampfgruppen gegen Longka. Die Armeen wurden von Nilaphat, Sukhrip, Hanuman und Chomphuphan angeführt. Als Phra Ram die scheinbar unbesiegbare Armee sah, frohlockte er, denn endlich konnte der Marsch nach Longka beginnen.

 

Ein Spähtrupp wurde nach Longka gesandt, um den Weg zu erkunden und um der gefangenen Nang Sida heimlich die baldige Ankunft ihres Gatten zu melden. Der Weg nach Longka war voller Hindernisse, die sich den Soldaten entgegenstellten. Doch Hanuman fand immer einen Weg, sie zu bewältigen. Er besiegte unterwegs Dämonen und erlöste sogar Himmelsjungfrauen aus ihrer Gefangenschaft. Als ein großer Fluß dem Vormarsch nach Longka Halt gebot, verwandelte er sich in eine Brücke, so daß alle den Fluß überqueren konnten.

 

Nach einem weiteren langen Marsch erreichten sie das Ufer des Großen Ozeans, wo auf dem Schneeberg Hermatiwan der Himmelsvogel Samphati, der Bruder des toten Sadayu, sie schon erwartete. Er bot seine Hilfe an, und auf seinen Flügeln wollte er Hanuman über die Wasser nach Longka tragen. Doch unterwegs erhob sich inmitten des Ozeans die Riesendämonin Phi Süa Samut, die hier den Zugang zur Dämonenstadt bewachte. Ihr Angesicht war scheußlich, sie hatte Stoßzähne die bis zu den Augen reichten. Hanuman, der Tapfere, aber flog in ihren offenen Mund, schwamm in ihren Bauch hinab und zerschnitt sie von innen mit seinem magischen Dreizack. Verblutend versank die Dämonin in den Wogen des Ozeans und der Weg war frei.

 

In einem Lustgarten des Dämonenfürsten, unweit von Longka, fand Hanuman die gefangene Nang Sida, wo sie schmerzlich um ihr Schicksal weinte. Jeden Tag bat Thotsakan die göttliche Nang Sida, seine Liebe zu erhören; doch sie blieb ihrem Gemahl treu. Hanuman schwang sich aus den Lüften herab und überbrachte ihr die frohe Nachricht, daß Phra Ram sie bald befreien werde.

 

Um den Dämonen seine Macht zu zeigen, verwüstete Hanuman auf dem Rückweg einen anderen Lustgarten vor der Stadt und tötete auch ihre Wächter. Zornig stürzten sich da aber Thotsakans siebengesichtige Söhne, Phan Sahatsa Kuman, auf den dreisten Affeneindringling, doch auch sie zerschmetterte der Windsohn Hanuman mit seiner göttlichen Kraft. Der Verlust seiner vielen Söhne schmerzte in Thotsakans Herz. Außer sich vor Wut rief er mit mächtiger Stimme seinen allgewaltigen Sohn Inthorachit, den Bezwinger Phra Ints, um den Angreifer zu töten.

 

Hanuman, verschlagen wie ein Gott, ließ sich von Inthorachit scheinbar fangen, denn er plante, Longka als Ort des Bösen zu vernichten. Sofort wurde er in Ketten vor Thotsakan geführt und von diesem zum Tode verurteilt. Hanuman, der Unsterbliche, tat so, als wenn er sich seinem Schicksal fügte und verriet dem Dämonenkönig das Geheimnis seiner Unverwundbarkeit. Nur das Feuer könnte ihn töten, denn unwirksam würden alle anderen Waffen von seinem Diamantenfell abgleiten, erklärte er dem Dämonenfürst. Dieser lachte über den dummen Affen, der sich selbst dem Tod preisgab. Hanuman wurde in Palmöl getränkt und Thotsakan selber entzündete Hanumans Fell. Sofort schlugen die Flammen hoch auf. Doch plötzlich befreite sich der unbesiegbare Affe von seinen Ketten, und als lebende Fackel durcheilte er in großer Geschwindigkeit Häuser und Paläste und setzte dadurch ganz Longka in Brand. Nang Sida war ja außerhalb der Stadt. Um die Flammen auf seinem Diamantenfell zu löschen, tauchte er in die Fluten des Ozeans und flog dann mit Samphati wieder auf und davon. Das Feuer aber zerstörte die ganze Dämonenstadt.

 

Thotsakan blieb nicht untätig und ließ eine neue, noch schönere Stadt erbauen. Dann forderte er Phipek, seinen weisen Bruder und Seher auf, die Zukunft der neuen Stadt zu deuten. Phipek sah ein großes Unheil voraus, das die Entführung Nang Sidas der ganzen Dämonensippe bringen würde. Er flehte seinen Bruder Thotsakan an, Nang Sida freizulassen, um größeres Unheil abzuweisen. Doch erbittert weigerte sich der Dämonenkönig, die Voraussage zu akzeptieren und verbannte seinen weisen Bruder aus der Stadt. Der enttäuschte Phipek begab sich direkt zu Phra Rams Lager und bot ihm seine wertvollen Dienste an.

 

Nun griff der Dämonenkönig zur List, um Phra Ram und seine Armeen zum Rückzug zu bewegen. Er befahl der Dämonin Benyakai, der schönen Tochter Phipeks, sich in Nang Sida zu verwandeln und sich vom Fluß als scheinbar Tote neben Phra Rams Lager ans Ufer treiben zu lassen. Als Phra Ram und Phra Lak die Leiche Nang Sidas sahen, stimmten sie ein lautes Klagelied an, denn sie glaubten, Nang Sida tot vor sich zu sehen. Der Plan schien zu klappen.

 

Bis zum Palast Thotsakans reichte das Klagelied, und dieser jubelte über seine gelungene Durchtriebenheit. Doch Hanuman durchschaute die List der Dämonen und warf die scheinbare Leiche ins glühende Feuer. Mit lautem Geschrei verwandelte sich die Dämonin zurück und floh eiligst nach Longka zurück, um Thotsakan den Fehlschlag ihrer Mission mitzuteilen.

 

Die Zeit war nun gekommen, um Longka zu belagern. Auf Phra Rams Befehl erbauten die großen Affenfürsten und Soldaten eine Straße (eine andere Version spricht von einer Brücke) aus mächtigen Steinen durch den Ozean bis zur Dämonenstadt. Hanuman versammelte das ganze Affenheer und trug seinen Leuten auf, große Felsblöcke ins Meer zu senken. Nach wenigen Tagen schon stieg die Steinbrücke in die Höhe, als die Späher Thotsakan den Vorfall berichteten.

 

Dieser rief sofort seine Tochter Me Macha, die Königin der Fische und Seeungeheuer, zu sich und trug ihr auf, den Straßenbau Hanumans zu zerstören. Sie sammelte alle großen Fische und Seeungeheuer, die die großen Felsblöcke wegschleppten und sie in die Tiefe des Weltozeans versenkten. Als Hanuman dies sah verliebte er sich in Me Macha. Mit gewaltigem Satz sprang er zu ihr, umarmte sie und in einer Grotte feierten sie ihre Vermählung. Nun hörte die Königin der Fische auf den Straßenbau zu stören.
 Als es nun keine Hindernisse mehr gab, wurde die Straße bald fertig, und die Affen berichteten stolz die Fertigstellung ihrer Arbeit. Die Freude war groß, denn endlich lag der Weg nach Longka frei vor ihnen.

 

Phra Ram wollte dennoch unnützes Blutvergießen vermeiden, und so sandte er Ongkhot, den gewaltigen Affenfürsten, Sohn Phalis und Nang Monthos, zu Thotsakan nach Longka, um ihn dazu zu bewegen, Nang Sida ohne Kampf freizugeben. Ongkhot fand die Pforten der Stadt verschlossen und ihm wurde der Eingang verwehrt. Da verwandelte er sich zu einem gewaltigen Riesen, brach das mächtige Tor auf und eilte in seiner Affengestalt direkt zum Königspalast, um Thotsakan die Botschaft Phra Ram zu übermitteln. Doch spöttisch stritt der Dämon Nang Sidas Entführung ab, und boshaft lachte er über die Menschen und Affen, diese niedrigen Rassen, die es wagten, sich mit den mächtigen Dämonen zu messen. Nun war der Kampf unabwendbar, und der große Krieg zwischen Gut und Böse begann.

 

Endlos schien der Krieg zu dauern und ungewiß war sein Ausgang. Es folgte Schlacht auf Schlacht und zahllos ist die Zahl der getöteten Soldaten beider Heere. Doch der Einsatz von magischen und göttlichen Waffen erweckte viele Soldaten wieder, die neu in den Kampf zogen. Selbst Geister, Tiere und Naturelemente griffen in den Kampf ein. Die göttlichen Waffen hatten verheerende Verwüstungen angerichtet. Aufgrund seiner Voraussagen rettete Phipek Phra Ram mehrfach vor dem Tod durch die mächtigen Waffen der Dämonen.

 

Immer mehr Dämonenverwandte und Freunde Thotsakans zogen mit in den Kampf, um die Armeen Phra Rams zu besiegen. Die Kämpfe waren allesamt grausam, und Thotsakans Bruder Kumphakan konnte mit seinem Wunderspeer Phra Lak und Phra Ram ein endloses Gefecht liefern. Doch Hanuman war es wieder, dem es gelang Kumphakan, den Dämon mit den vier Gesichtern, zu überlisten. In einem Zweikampf konnte er den Bösen töten. Der Dämonenkönig Maiyarap, aus der Unterwelt Badan, entführte den göttlichen Phra Ram in sein Reich, um ihn zu vernichten und nur dank der magischen Kräfte konnte Hanuman seinen Herrn befreien.

 

Nach langen, ergebnislosen Kämpfen griff Inthorachit, der Herr der drei göttlichen Pfeile, Bezwinger des Gottes Phra Int und mächtigster Sohn Thotsakans, in den Krieg ein. Er rüstete seinen Schlachtwagen, mit einer Kraft von zehntausend Löwen, und mit den mächtigsten Waffen der Dämonen: dem furchtbaren, alles verschlingenden und vergifteten Schlangenpfeil Nakhabat und dem alles erschlagenden Gottespfeil Phromat. Mit diesen Waffen zog er gegen die Affenarmeen ins Feld. Wohl trafen ihn Phra Laks Pfeile in die Mitte der Brust, doch seine Zauberkraft ließ sie wirkungslos aus den Wunden fallen. Die Sonne verdunkelte er, und hinter einer Wolke versteckt, schoß er den Phromatpfeil gegen Phra Lak. Schon schien der Sieg ihm sicher, denn leblos lagen Phra Lak und seine Soldaten auf dem Schlachtfeld. Doch wieder war Hanuman der Retter der Not, denn es gelang ihm, die Zauberkräuter des Morakotberges, den heiligen Mörser und Thotsakans Zauberstößel zu stehlen, und Phipek bereitete daraus die heilende, toten-erweckende Medizin. Hanuman demütigte noch die Dämonen Thotsakan und Nang Monthos, indem er ihre Haare im Schlaf verknüpfte, als er den Stößel erbeutete.

 

Am nächsten Morgen standen die Toten wieder alle auf, und bei Morgengrauen begannen die Kämpfe von Neuem. Lange dauerte der Kampf zwischen Phra Lak und Inthrachit, doch endlich gelang es Phra Lak, den großen Dämon zu töten.

 

Immer neue Dämonenfürsten zogen in den Krieg; Mangkonkan, der gewaltige Bullendämon, Thotsakans zehn Wagenprinzen, Mulaphalam der Stolperer, Sahatsadecha der Tausendköpfige mit seinen 2000 Armen, Saeng Athit der Sonenstrahldämon, Sathusun der Herr von Atsadong, und Wirun Djambang. Die ganze Dämonensippe folgte Thotsakans Ruf zum Krieg gegen die Armeen der Menschen und Affen. Die Erde erbebte unter dem Donner der Waffen. Doch einer nach dem anderen fielen sie, vom Diamantendiskus des großen Phra Narai und vom Dreizack des tapferen, unsterblichen Hanuman getroffen. Schon lag ein großer Teil der Dämonensippe erschlagen auf dem Schlachtfeld, und bedenklich erschien nun die Lage dem Herrscher von Longka. So beschloß er, den Gott Maliwarat, den Gerechten, der im Himmel über das Recht gebot, zum Gericht einzuladen. Er war ein Verwandter von ihm, und Thotsakan hoffte, er würde Phra Ram schuldig sprechen und bestrafen.


Begleitet vom prunkvollen Herr begab sich Maliwarat aufs Schlachtfeld, und alle Götter der 16 Himmelsschichten machten sich auf, um den großen Göttergericht beizuwohnen. Vor den versammelten Göttern, den Soldaten und Fürsten der beiden Heere schilderten Phra Ram und Thotsakan den Ursprung des Krieges, und auch Nang Sida und andere Zeugen wurden vernommen. Eindeutig schien da allen das Unrecht Thotsakans, und Maliwarat gebot ihm, Nang Sida freizulassen. Da brüllte Thotsakan wütend, denn nie wollte er sich dem Götterspruch fügen, und rachdurstig schwor er, die Götter dafür zu bestrafen.

 

In einem magischen Feuer wollte er ihre eisernen Bilder verglühen lassen, um darin den mächtigen Diamantenspeer, Phra Isuans Waffe, zu härten. So würden sie alle sterben, drohte er. Im Besitz der stärksten Waffe der Drei Welten, würde er alle Gegner und Feinde in den zehn Richtungen der Windrose unterwerfen. Doch die Götter vernahmen die Absicht des Bösen, und den zum Gott gewordenen Phali sandten sie, um Thotsakans Zauberfeuer zu löschen.

 

Da der Dämonenfürst sich nicht dem Urteil beugte, ging nun der Krieg weiter, und wieder starben die Affen- und Dämonensoldaten, ohne das einer siegte. Da sandte Thotsakan den Riesen Thephanasun, um die gesamte Affenarmee zu verschlucken, und Khiriwan und Khirithon, die beiden Elefantendämonen, um die Feinde zu zermalmen. Doch auch diese wurden von Phra Rams Pfeilen getroffen und starben. Nun waren alle großen Dämonenfürsten tot, und Thotsakan war auf sich allein gestellt, um gegen Phra Ram im Zweikampf zu begegnen. Thotsakan war seines Sieges sicher, denn niemand konnte ihn töten, seit der weise Einsiedler Khobut Rüsi seine Seele vom Körper getrennt hatte.

 

Seither war sein Körper unsterblich, solange sein Herz weiter lebte, und dieses lag in einem kristallenen Behälter verborgen in der Obhut Khobut Rüsis. Den ganzen Tag schon dauerte der Zweikampf zwischen Phra Ram und Thotsakan, da schlug Phra Rams Pfeil gewaltig in Thotsakan ein und schnitt ihn entzwei. Doch im Nu setzte der Körper sich wieder zusammen. Jetzt griff Phipek der Allwissende Seher in das Geschehen ein und sandte, den schlauen Hanuman, um Thotsakans Herz aus dem kristallenen Behälter zu erbeuten. Listenreich täuschte der Affe wieder die Dämonen, und als er das Herz erbeuten konnte war Thot-sakans Schicksal besiegelt. Ein letztes Mal schritt er zum Kampf, seines baldigen Todes sicher.

 

Als er seinen Pfeil auf Phra Ram abschoß, fiel er diesem als Blütenstrahl zu Füßen. Thotsakans Waffen hatten ihre Zauberkraft verloren, und Phra Ram spannte ein letztes Mal den gewaltigen Bogen. Mit aller Macht flog sein Phromat-Pfeil von der Sehne, und mit gewaltigem Krachen schlug er in Thotsakans Brust.

 

Der Große Dämonenfürst war nun geschlagen, und Phra Ram, der Göttliche, hatte die Mächte des Bösen besiegt. Groß war der Jubel der versammelten Heere, Endlich war der lange Krieg vorbei. Phipek bestieg den Thron von Longka, und Phra Ram war endlich wieder mit Nang Sida vereint. Nang Sida mußte vorher noch die Feuerprobe der Reinheit bestehen, die bewies, daß sie all die Jahre ihrem Gatten treu geblieben war.
 Nun führte Phra Ram die siegreichen Heere heimwärts nach Ayuthaya, wo seine Brüder Phra Phrot und Phra Satrut den Sieger seit langem ungeduldig erwarteten. Reich belohnte Phra Ram seine treuen Verbündeten und Heerführer. Man trauerte über die verlorenen Freunde in Khit Khin, wo Sukhrip und Chomphu mit ihren Heeren sich von Phra Ram trennten. Ganz Ayuthaya bejubelte die Heimkehr ihres Helden, und selbst Phra Int stieg mit seinem glänzendem Gefolge vom Himmel herab, um die Krönung Phra Rams als neuen König von Ayuthaya beizuwohnen. Eine Zeit des beständigen Glücks und Friedens schien auf Erden begonnen zu haben.

 

Doch der lang ersehnte Frieden, wurde unerwartet von Phaina Suriwong, den letzten Sohn Thotsakans, nach dessen Tod erst geboren, in Frage gestellt. Er, Djakrawat, der Viergesichtige und der Großkönig des Reiches Maliwan hatte beschlossen, den Tod Thotsakans zu rächen.

 

Ohne Mühe eroberten sie mit ihren Dämonenarmeen das wehrlose Longka und legten den König Phipek in Ketten. Ein letztes Mal flackerte so der Dämonenkrieg auf, und erneut zog Phra Lak mit den Heerhaufen der Affen in den Krieg. Fürchterlich waren die Schlachten, denn über mächtige Kräfte des Bösen gebot der viergesichtige, achtarmige König Djakrawat.

 

Endlich endete aber auch dieser Krieg mit dem Sieg Phra Laks über die Dämonen, und vollkommen schien nun Phra Narais (Phra Rams) Sieg über die ganze gewaltige Dämonensippe zu sein.

 

Viele Jahre vergingen, und die Bewohner der Menschen- und Affenstädte lebten in Frieden unter der gerechten Herrschaft Phra Rams. Zu aller Überraschung gelang es ein letztes Mal der Dämonin Adun, der Unvergleichlichen, die in der Unterwelt lebte, das Glück Phra Rams zu zerstören. Listig säte sie Zwietracht zwischen Phra Ram und Nang Sida. Durch ihre magischen Kräfte ließ sie den König glauben, daß seine Gemahlin doch einst Thotsakan geliebt hat. Wie von Sinnen verbannte Phra Ram die unschuldige, schwangere Sida.

 

Wieder vergingen viele Jahre, und in der Einsamkeit des Waldes hatte Nang Sida die Söhne Phra Mongkut und Phra Lop geboren, die zu kräftigen Jünglingen heranwuchsen. Bald gelangten Gerüchte an den Königshof, daß es im Wald zwei Jünglinge mit besonderen Talenten gäbe. Phra Ram befahl, beide jungen Männer zu fangen. Doch die unerkannten Söhne Phra Rams erwiesen sich als unbesiegbare Kämpfer, und als Phra Ram selber in den Kampf eingriff, konnte auch er sie nicht bezwingen.

 

Im Kampf erkannte der König von Angesicht zu Angesicht voller Stolz sein und das seiner Gemahlin Antlitz in den Gesichtern der Jünglinge. Sehnsuchtsvoll bat er sie, ihn zu Nang Sida zu führen. Denn längst hatte er seinen Fehler erkannt, und bitter bereute er ihre ungerechte Verbannung. Aber die gekränkte Nang Sida verweigerte dem König seine Bitte. Phra Ram konnte sie mit einer List zum Königshof locken und versuchte sie dort mit Gewalt zum Bleiben zu zwingen. Nang Sida konnte jedoch fliehen und verschwand in den Schoß der Erde, wo ihn einst König Chanok ausgegraben hatte.

 

Wie bereute Phra Ram sein Vorgehen und ihm schien sein Leben ohne die göttliche Nang Sida sinnlos. Alle Dämonen hatte er unterworfen, alle Kriege gewonnen und sein Königreich und alle Menschen- und Affenstädte lebten in Frieden. Warum nur lebten er und seine Gemahlin im Unglück.

 

Auch Phra Isuan der Gott der Götter, hatte den Verlauf der Geschichte verfolgt, und allzu schmerzlich erschien ihm das Schicksal Phra Narais, seines Lieblings. So ließ er alle Götter auf dem Himmelsberg Krailat rufen, und vor ihnen gedachte er, das unglückliche Paar zu versöhnen und auf ewig zu vereinen.

 

Dem Wunsche der Götter beugte sich nun die gekränkte Nang Sida, und im Palast Phra Isuans wurde das Freudenfest der Heirat wieder gefeiert. Alsdann dankte das neu vereinte königliche Paar dem Herrn der Götter, und unter dem Jubel des Himmels und der Erde zogen sie auf Phra Ints Diamantenwagen gegen Ayuthaya heimwärts.

 

Nun lebte Phra Ram endlich mit seinen Söhnen und seiner geliebten Gemahlin vereint. Die drei Welten lagen in Frieden da vor Phra Ram und Nang Sida, und ihr Glück dauerte ewig im großen Erdkreis zu Füßen des Berges Djakrawan.


Der Drache & Vulkane in Thailand


Als einen erloschenen Vulkan bezeichnet man einen Vulkan, der nicht aktiv ist und in der Zukunft auch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr ausbrechen wird. Das es in Thailand ruhende Vulkane gibt, ist weni gbekannt. Es viele nachweisbare geologische Spuren von einst aktiven Vulkanismus, Lavarückstände an unterschiedlichen Orten, bis heute aktive heisse Quellen und erloschene Vulkane auf Land und im Meer. So entdeckte ein Team aus thailändischen und deutsche Geologen erst im Jahr 2006, zwei Jahre nach der Tsunami Katastrophe, auch vier unterseeische Vulkane die ca. 200 km vor Phuket liegen und bis dahin noch unbekannt waren. Die bekanntesten erloschenen Vulkane auf dem Festland sind einmal der Doi Pha Khok Hin Fu in Nordthailand und besonders der bekanntere Phanom Rung in Ost-Thailand, der mit einer uralten Drachen-Legende verknüft ist. 

 

Der Vulkan - Doi Pha Khok Hin Fu

 

Der mit 437 Meter Höhe angegeben Vulkan Doi Pha Khok Hin Fu findet man etwa 10 km östlich von der nordthailändischen Stadt Lampang entfernt, in der Nähe der Schnellstrasse 1048, im Ma Tha District. Die Thailänder nennen den Berg Phu Khao Fai Doi Pha Khok Hin Fu, weil PHU KHAO FAI (auch phu khau fai) der thailändische Begriff für Vulkan ist. Sinngemäß für die Namensgebung bedeutet Doi = Berg, Pha = Felshang/Abgrund, Khok = verformt/geformt, Hin = Stein/Felsen, Fu = emporsteigen. Der bewachsene Berg ist nicht so spektakulär, von der Erosion gekennzeichnet und fast komplett überwachsen, aber als Teil eines Nationalparks ein beliebtes Ausflugziel. Nur aus der Luft ist erkennbar, das es sich um einen Vulkan handelt. In der Provinz Lampang gibt es auch noch aktive heisse Quellen und Geysire. So sind die berühmten Hot Springs von Mai Phatthana im Landkreis (Amphoe) Ko Kha, rund 10 km westlich von Lampang gelegen, auch bei Touristen ein beliebtes Urlaubsziel, aber es gibt auch weitere, unterirdisch vernetzte heisse Quellen. Dafür ist der zweite Vulkan Phnom Rung umso bedeutender.

 

Der Vulkan - Phanom Rung – der Drachenberg

 

Den Phanom Rung findet man rund 50 km südlich der Stadt Buri Ram im Osten des Königreiches. Auf dem ehemaligen Vulkan wurde ein Heiligtum errichtet, weshalb dieser Ort in ganz Südostasien bekannt und eine Touristenattraktion ist Daher liegen auch erheblich mehr Informationen vor. Der mit 370 Meter Höhe angegebene Vulkan Phanom Rung nennen die Thailänder Prasat Hin Khao Phanom Rung. Man fand Inschriften, die belegen, das hier schon im 7. oder. Jahrhundert ein Tempel errichtet wurde. Danach errichteten die Khmer einen neuen heiligen Tempel, und soll die einstige Wohnstätte Shivas auf dem heiligen Berg Krailasa symbolisieren.

 

Interessant ist dabei auch eine uralte Drachenlegende der Khmer, die von den Thais weiter gepflegt wurde. So gibt es die Legende, das Shiva auch einen gezähmten Wasser-Drachen als Reittier hatte, und dieser auch ausschickte, um die zu seinen Ehren errichtete Heiligtümer und die Menschen zu prüfen und zu überwachen. So konnte auf den einstigen Vulkan Phanom Rung dieser Drache mit „Shivas Macht“ plötzlich mit einem Lichtblitz erscheinen und beobachtet alles aus großer Höhe beobachten. Dann flog dieser ins Meer oder verschwand plötzlich wieder mit einem Lichtblitz. Die Khmer nannten dieses Wessen „Makar (auch Makara), ein Drache mit Schlangenkörper. Erstaunlicherweise nennen die Thailänder dieses unbekannte Wesen (auch) „Mang Gon = Drache“, und erklären zugleich, das es keine Naga-Schlange sei, aber einer Naga ähnlich gewesen sein soll. Naga ist ein anderes legendäres Wesen in der thailändischen Mythologie. In der Philippinischen Mythologie heißt dieser schlangenähnliche Drache Bakunawa. Nur ausgeschmückte Legenden?

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