Thailand I: Kulturelles

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Die traditionellen Geister Thailands


Von allerlei Fabelwesen und Geistern 

Seit Urzeiten beschäftigt sich der Mensch mit der Welt der Fabelwesen, den mythischen Gestalten und den rätselhaften, übernatürlichen Wesen alter Sagen und Legenden. Manchem von uns sind sicher Bezeichnungen wie Trolle, Kobolde und Feen, aber auch Zentauren, Einhörner und Riesen und Zwerge bekannt. Schon als Kind wurden wir von solchen Geschichten fasziniert und in Bann gehalten. Gegenüber den Erwachsenen haben Kinder eine bessere Auffassungsgabe und finden sich in solchen, scheinbaren Märchenwelten viele besser zurecht.

In fast all diesen Fabelreichen und Geisterwelten, so wird überliefert, herrscht der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Dämonen und Engeln oder zwischen guten und bösen Geistern. Die große Auswahl solcher Geister füllt ganze Bände. Obwohl unsere moderne Zivilisation all dies als Humbug und Geisterglaube bezeichnet, bin ich aus persönlicher Erfahrung eher zu einer anderen Überzeugung gekommen. 

Thailand hat viele Geister 

Bei meinen Reisen nach Thailand konnte ich feststellen, dass die Thais eine Vielzahl von Geistern kennen, wobei die bösen Geister zahlreicher und gegenwärtiger sind als die guten. Die Thai nennen die Geister "Phii". Diese Phii vertreten alle guten und schlechten Eigenschaften des Menschen. 

Da ich mich in Thailand mehr auf die ländlichen Bereiche als auf die Großstädte konzentrierte, konnte ich viele enge Kontakte zu den einheimischen Bauernfamilien knüpfen und dabei einiges aus der Geisterwelt Thailands erfahren. Aber auch der familiäre Landalltag gab mir fast so etwas wie die innere Gewissheit, dass die Phii´s hier allgegenwärtig sind. 

Nicht jeder Phii ist ein böser Geist oder Dämon. Es kann sich dabei auch um den Geist eines verstorbenen handeln. Die geläufigsten sind in Thailand jedermann bekannt und haben die eigenartigsten Namen, deren Herkunft im Dunkel der Vergangenheit verborgen liegt.

Phii Grasü 

Dieser Geist erscheint meistens als altes Weib und lebt mit unter der Bevölkerung. Parallelen an die Hexengeschichte im Europa des Mittelalter sind verblüffend Isoliert und ohne jeden Kontakt haben seine Augen den bösen Blick, den jeder Phii in Menschengestalt besitzen soll. Charakteristisch für den Grasü ist seine Vorliebe für rohe und verfaulte Speisen, sowie für menschliche Exkremente und Leichenteile. Des Nachts wandert er grausig nur mit seinem Kopf und den Eingeweiden umher. 

Eine rationale Erklärung für den Geist gibt es nicht und trotz intensiver Kontakte zur einheimischen Bevölkerung bleibt uns die Welt der Geister rätselhaft und verschlossen. 

Sollte dennoch jemand in der Nacht ein Schimmern sehen, so ist es ganz gewiss ein Phii Grasü - das wird Ihnen jeder Thai bestätigen. Der Name Grasü bedeutet ins Deutsche übersetzt etwa so viel wie "glühen, schimmern, leuchten". 

Eine Geburt zählt bei den Thais mit zu den gefürchtetsten Augenblicken für eine Anwesenheit des Grasü. Wenn hier keine entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen werde, so fürchtet man, wird der Phii Grasü durch den Blutgeruch angelockt, dringt in den Körper des Kindes ein und frisst dessen Eingeweide auf, so dass das Kind stirbt. Anschließend geht er in die Mutter über und bedient sich dort. Während dieser Phase isst die Mutter nur noch angefaulte Speisen und wird immer schmaler - bis sie einem qualvollen Tod erliegt. 

Schützen kann man sich dagegen nur durch einen streng einzuhaltenden Ritus. Der Eingang des Hauses wird mit Dornen versperrt und der Raum, in dem die Mutter das Kind gebärt mit einer geweihten Schnur abgegrenzt. Auch werden die verschiedensten Schutzgeister angerufen und um Beistand gebeten. 

Da der Phii Grasü sich meist mit menschlichen Exkrementen zufrieden geben muss, kommt es häufig vor, dass er sich seinen Mund mit einem sauberen Wäschestück abwischt, das in der Nacht zum Trocknen draußen hängt. Deshalb achten die Thais darauf, dass die Wäsche am Abend reingeholt wird. In den Städten wird der Phii Grasü kaum noch beachtet, doch auf dem Land scheint er noch gegenwärtig zu sein - obwohl die Furcht vor ihm auch hier stetig abzunehmen scheint.

Phii Tai Thang Glom 

Dieser Phii dient einem makabren Ritual zur Herstellung eines Liebeszaubers. Wenn eine Frau im Kindbett gestorben ist und keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, schleichen nachts auf dem Friedhof magiekundige Leichenschänder. Schnell wird das Grab mit einer magischen Schnur umspannt damit der Geist nicht fliehen kann. Nach einer Weile erscheint ein Licht, das auf und nieder hüpft. Es ist der Geist der Verstorbenen. Von einem "Phii-Doktor" wird das Licht in einem versiegelten Gefäß eingefangen. Nun wird die Leiche ausgegraben und aufgesetzt. Eine brennende Kerze wird ihr unters Kinn gehalten. Durch die Hitze der Flamme tropft Fett vom Kinn, das in einem Gefäß aufgefangen wird, wo der Geist haust. 

Wird mit diesem Fett eine junge Frau heimlich eingeschmiert, so entsteht eine Magie, die die Frau nach dem Mann verrückt werden lässt, der sie damit eingeschmiert hat. Dieses makabre Ritual hat bis heute seine Wirkung nicht verloren und soll noch immer heimlich angewandt werden. 

Phii Pret 

Ein weitverbreiteter Geist, von dem ich häufig hörte, ist ein Geist mit dem man eher Mitleid als Furcht vor ihm empfinden könnte. "Phii Pret" hat seinen Ursprung im Sanskrit und bedeutet, aus dem "preta" abgeleitet, dass es sich um einen heimatlosen Geist oder hungrigen Dämon handelt. Dem Glauben der Hindu nach wird der Mensch nach seinem Tod ein ruheloser Hungergeist. Wenn er in den ersten zehn Tagen nach seinem Tod keine Gaben wie Reis und Wasser erhält, leidet der Geist des Toten Hunger und bleibt ein ruhelos wandernder Geist. So ist der thailändische Phii Pret ein sehr großer und dürrer Geist, dessen Haar wirr und ungepflegt ist. Sein Hals ist ungewöhnlich lang, die Wangen eingefallen und die Augen liegen tief in den Höhlen. Das markanteste Merkmal aber ist sein winziger Mund. 

Die Thais halten ihn für einen ziemlich hässlichen Geist, der zudem mit Vorliebe Eiter und Blut saugt, aber nie seinen Hunger stillen kann, weil die Öffnung seines Mundes nicht grösser als eine Stecknadel ist. Darum kann er auch nicht sprechen, sondern nur einen unbeschreiblichen, markerschütternden Schrei ausstoßen, mit dem er seine Ankunft offenbart. 

Um die Menschen zu erschrecken streckt er seine lange, fadenartige Zunge heraus und lässt seine Augen hervorquellen. Sein Aufenthaltsort ist häufig ein Friedhof oder zumindest ein menschenleerer Ort. Sein Auftreten ist während der Nacht. Der Volksglaube lehrt, dass auch jemand, der im Leben viel Schlechtes getan hat, dazu verdammt wird als Phii Pret zu leiden. Dieser Geist zählt zu den menschenähnlichen Geistern.

Phii Lang Gluang 

Der Name dieses Geistes bedeutet zu Deutsch soviel wie "der menschenähnliche Geist mit dem offenen Rücken". Durch eine Öffnung im Rücken kann man seine Eingeweide sehen, in denen ekelige Würmer hausen. Wie es inzwischen mit vielen anderen Geistern der Fall ist, spielt er seine Rolle fast ausschließlich bei der Landbevölkerung und geriet bei den Städtern fast schon in Vergessenheit. 

Er soll vor allem Leute besuchen, die auf dem Land beim Feuer zusammensitzen oder fischen. Ohne die Menschen zu erschrecken gesellt er sich zu ihnen und bittet sie ihm den Rücken zu kratzen. Erst dann sehen die betroffenen Personen, wen sie vor sich haben und weichen entsetzt zurück. 

Seine Heimat ist der Wald, in dem noch viele andere Geister hausen. Er ist der Ursprung vieler Dämonen und Geister. Daneben zählen aber auch Höhlen und das Wasser zu den Orten, an denen die geheimnisvollen Wesen hausen. So kann man in drei Hauptkategorien unterscheiden: Waldgeister, Höhlengeister und Wassergeister.

Khwan - ein ganz persönlicher Geist 

Kommen wir zum Schluss zu einem Geist, der uns nach dem Glauben der Thais alle angeht, dem Khwan. Jeder soll ihn als persönlichen Geist besitzen, der uns gewissermaßen schützt und behütet. Wird jemand krank oder erschrickt in kurzer Zeit häufig, so bedeutet dies im Volksglauben der Thais, dass er vom Khwan verlassen wurde. Wenn der Geist dann nicht zurückfindet, so wird der Betroffene schwer krank oder stirbt gar. Um dies zu verhindern bedarf es einen speziellen Ritus mit Beschwörung und Opferspeisen um den pflichtvergessenen Khwan zurückzuholen. 

Was wir vielleicht als Seele oder Psyche verstehen, ist bei den Thais eine lebendige Vorstellung. So können durchaus auch Tiere oder gar Gegenstände einen Khwan haben. Auch für sie werden vom jeweiligen Besitzer Zeremonien abgehalten, damit sie ihnen wohlgesinnt sind. Die Zeremonie heißt "Tham Khwan", was so viel wie "das machen des Khwan" bedeutet. 

Im Laufe der letzten Zeit verliert der Khwan als Geist jedoch an Bedeutung und mit Khwan meint man inzwischen eher Glück und Unglück - so wie wir es verstehen. In den Wurzeln des Geisterglaubens aber bezeichnet man das dann als einen gut- oder schlechtgelaunten Khwan. 


San Phra Phum - das Geisterhäuschen


In Thailand und vielen weiteren Teilen Südostasiens ist der Geisterglaube nicht nur weit verbreitet, sondern auch Bestandteil im Alltagsleben.Dabei gibt es eine Vielzahl guter, aber auch böser Geister. Manche von ihnen verdienen durchaus Vertrauen und Respekt, andere wiederum werden so gefürchtet, dass man am liebsten nicht über sie spricht. Die Geisterwelt der Thais und die Geisterhäuschen sind ein wichtiger Bestandteil der psychischen Welt Thailands und werden begleitet von einer reichhaltigen Umgebung mit mythischen Wesen, Göttern, Dämonen, Geistern und vielen anderen geheimnisvollen Dingen. Als Besucher des Landes ist es wichtig, dass Sie die Geisterwelt akzeptieren und nicht darüber witzeln, wenn es dazu kein Anlass gibt. 

 

Auf dem Land ist der Geisterglaube noch allgegenwärtiger als in der Metropole Bangkok. Mit einem Schmunzeln kann man beobachten, das sich Thais sehr gerne gruselige Geisterfilme oder lustige Werbegags mit Geistern ansehen und auch selber manchmal darüber witzeln. Aber geht man anschließend zum Beispiel laut plaudern zusammen auf einen halbdunklen Weg nach Hause und man hört ein unerklärtes Geräusch oder sieht eine ungeklärte Bewegung, dann wird es leiser in der Runde. Man weiß ja nie, ob nicht doch ein Phi (Geist) irgendwo lauert! 

 

Vertrauenswürdige Geister werden gerne in die Familie aufgenommen. So gibt es in Nordthailand den Hausgeist Phii Ruan. Dem Hausgeist wird ein besonderer Platz im Haus gewidmet, praktisch einem Altar gleich, und regelmäßig mit Blumen und Speisen gewürdigt. Die Pflicht des Hausgeistes ist es dann, gewissermaßen als Gegenleistung, die im Haus lebende Familie, zu achten und für deren Wohlergehen zu sorgen. Kommt ein Unglück, zum Beispiel eine Krankheit oder andere widrige Umstände ins Haus, so wird auch nicht selten der Phii Ruan um Rat und Hilfe gebeten. 

 

In Bangkok und den umliegenden Provinzen spielt der Phra Phum (=Erdgeist) eine weitaus wichtigere Rolle im Leben der Thais. Nach einer Legende war Phran Phum der Sohn eines Königspaares, das vor 5.000 Jahren herrschte. Neun Söhne wurden geboren, wobei jedem die Herrschaft über einen bestimmten Lebensbereich übertragen wurde. Prinz Phra Chai Mongkon machte es zum Herrscher über Haus und Hof, deshalb nennt man ihn auch Wächtergeist des Landes. Er wurde dann später im Volksglauben zum Erdgott erhoben, zum Phra Phum. Meistens wird im Haus selber ein Buddha-Altar tagtäglich mit Respekt und Ehrfurcht bedacht und kann somit die selbe Rolle wie ein Phii Ruan in Nordthailand übernehmen. Der Phra Phum jedoch wohnt in einem Geisterhäuschen, das an einer bestimmten Stelle des Grundstückes errichtet wird. Man findet Geisterhäuschen im ganzen Königreich Thailand. 

 

Das Errichten eines Geisterhauses ist eine alte brahmanische Tradition und stammt wahrscheinlich aus Indien. In früheren Zeiten konnte dies nur eine Brahmanenpriester machen. Ein Geisterhäuschen kann aber nur errichtet werden, wenn man bestimmte Regeln beachtet, die seit vielen Generationen eingehalten werden. Es werden dabei Beschwörungen im altindischen Pali gesprochen, die den Geist bitten, das Geisterhaus zu beziehen und auf das Haus und Grundstück zu achten, wo auch das Geisterhaus steht. Geisterhäuser werden vom Buddhismus und den Mönchen als Tradition toleriert, es ist aber kein Bestandteil der buddhistischen Lehre. Trotzdem führen auch Mönche an Stelle von Brahmanenpriestern diese Zeremonie durch. 

 

Wird ein neues Thai-Haus auf ein Grundstück errichtet wird, so dient die Aufstellung eines Geisterhauses nicht nur dazu, seinem Phra Phum zu ehren, sondern auch dazu, das wo mögliche andere Geister besänftigt werden sollen, die sich auf dem Grundstück aufgehalten haben könnten und von ihrem Platz verdrängt werden. Das Aufstellungsdatum folgt gleichzeitig einer Einweihungszeremonie, die man sich vorher von einem Astrologen berechnen lässt oder man zieht einen Mo Phi, einem Geisterdoktor, zu Rate. Eine Einweihungszeremonie kann einige Zeit dauern und beginnt in der Regel immer in den frühen Morgenstunden, damit sie auch vor 11.00 Uhr beendet sein wird. Denn schon Mittags, und nicht später, muss man dem Phra Phum das erste Mittagsessen geben, damit dieser nicht verstimmt wird. 

 

Wenn ein altes Geisterhaus ersetzt werden muss, weil es beschädigt oder alt ist, wird erneut eine Einweihungszeremonie abgehalten, damit der Geist das neue Haus akzeptiert und dort einzieht. In der Regel wird aber das alte Geisterhaus nicht achtlos auf dem Müll geschmissen, sondern zum nah gelegenen Wat gebracht. Das kann eine bestimmte eingerichtete Stelle dafür sein oder in der Nähe eines heiligen Bodhi-Baumes, wenn vorhanden, wo man auch alte zerbrochene Buddhastatuen ablegt. Man weiß ja nie. 

 

Früher wurden die Geisterhäuser nur aus Teakholz gefertigt, heutzutage stellt man sie auch im Schnellgussverfahren aus Zement her, bemalt und schmückt sie .Sie sind sehr beliebt weil sie eine lange Haltbarkeit haben. Die Farbe des Geisthauses hat oft die sogenannte Geburtstagsfarbe des Hausherrn oder der Hausherrin. Bereits in der Ayuthaya-Periode ordnete man sogar jedem Wochentag einer Farbe zu. Montag erhielt so die Farbe Gelb, Dienstag die Farbe Rosa, Mittwoch (tagsüber) die Farbe Grün, Mittwoch (nachts) die Farbe Hellgrün, Donnerstag die Farbe Orange, Freitag die Farbe Blau, Samstag die Farbe Purpur und Sonntag die Farbe Rot. Aber insgesamt haben sie meiner Meinung nach nicht den Charme der traditionellen Geisterhäuser aus Holz. Die meisten Geisterhäuser aus Holz werden immer noch in Nordthailand gefertigt. 

 

Das Geisterhäuschen ruht auf einer Säule aus Holz oder Beton, hoch genug um Respekt auszudrücken, aber auch niedrig genug um Opfergaben überreichen zu können. Die Häuschen müssen aber immer mindestens in Augenhöhe angebracht werden, denn eine niedrigere Bauweise wäre respektlos und könnte die Geister erzürnen. Das errichtete Geisterhaus darf nicht im Schatten des Hauptgebäudes stehen und der Schatten des Geisterhauses darf nicht das Hauptgebäude treffen. Die Menschenwelt und die Geisterwelt sind verschiedene Welten, deshalb darf selbst der Schatten nicht auf die jeweils andere Welt treffen. Ebenso darf ein Geisterhaus niemals gegenüber dem Eingang stehen. Sonst kommt nicht der Geist, um darin zu leben. 

 

Der Standort eines Geisterhäuschen sollte nur östlich, nordöstlich oder südlich des Hauses liegen. Er sollte nahe an einem Zaun, Mauer oder andere Begrenzung des Hauses oder Grundstückes liegen, damit der Phra Phum einen eindringenden Feind schnell sehen kann. Ein Schrein der nicht ordnungsgemäß aufgestellt wurde, soll keinen vollwertigen Schutz bieten. 

 

Ein Geisterhaus soll für den Geist so bequem und schön sein, das er gar nicht mehr weg möchte. Dabei gibt es keine feste Regel, im welchem Umfang man ein Geisterhaus ausstattet. Der innere Raum eines Geisterhäuschen wird als der lebende Bereich für den Phra Phum betrachtet. Es gibt keine feste Regel, wie man den inneren Bereich des Geisterhauses ausstattet oder nicht. Jeder macht es nach seinen Möglichkeiten und persönlichen Einstellung dazu. 

 

In der Regel ähneln solche Geisterhäuschen einem Miniatur-Tempel Man möchte es dem Geist bequem machen, deshalb sieht man in vielen Geisterhäuschen viele kleine Figuren im Raum und auf der Plattform stehen Eine aus Holz geschnitzte oder aus Ton geformte Figur symbolisiert den Phra Phum. Er wird an der Rückwand, gegenüber dem Eingang, aufgestellt. In der rechten Hand hält er eine zweischneidige Klinge, die das Erobern der Dämonen und Feinde symbolisieren soll. In der linken Hand hält er ein Buch. Bei dem Buch wird geglaubt, das alle Geburten und Todesfälle, die sich im Schutze des Geistes ereignen, im Buch registriert werden. Elefantenfiguren sollen ihm als ständiges Transportmittel dienen und Menschenfiguren symbolisieren die Dienerschaft des Geistes. Oder man stellt auch kleine traditionelle siamesische Tanzfiguren rein, damit der Geist auch unterhaltet wird. Manche stellen sogar kleine Modelle von Fernseher oder sogar kleine Autos rein, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Außen gibt es dann eine rundum angebrachte Plattform für die täglichen Opfergaben, worauf das Haus des Geistes befestigt ist und entsprechend immer etwas niedriger ist. 

 

Um einen Hausgeist muss man sich auch kümmern, dazu gehört es auch, das Domizil regelmäßig mit frischen Blumengirlanden zu schmücken, Kerzen und Räucherstäbchen zu entzünden. Am wichtigsten ist jedoch das leibliche Wohl für den Phra Phum. Dazu sollten ihm in regelmäßigen Abständen Speis und Trank dargereicht werden, damit er sich immer wohlfühlt. So ist man sich gewiss, das er Grundstück, Haus und Familie beschützt. 


Dies sind dann immer nur frisch zubereite Speisen, die man auf kleine Schälchen portioniert. Dazu gehört immer eine kleine Portion Reis, Geflügelfleisch, Gemüse und immer ein Nachtisch, sei es Kuchen, Obst oder Süßigkeiten. Als Getränk wird ein Glas Wasser dazugestellt, aber der Phra Phum mag auch mal eine Flasche Coca Cola oder ein Fläschchen Alkohol. Zu besonderen Angelegenheiten, Feierlichkeiten und religiösen Festtagen werden dem Phra Phum auch gerne ganz Schweineköpfe dargereicht. 

 

Wenn jemand Probleme hat, die das Haus und seine Angehörige betrifft, bitten manche den Hausgeist um Hilfe, indem man Kerzen und Rauchstäbchen vor dem Geisterhaus entzündet und sein Anliegen vorbringt und betet. Dabei verspricht man dem Geist eine besonders schöne Opfergabe, wie z.B. ein Huhn, einen Schweinekopf, eine Ente, Kokosnuss, weitere Bedienstete in Form kleinen Figuren oder auch eine rituelles Waschung des Häuschen, damit der Phra Phum jedes mögliche Übel abwendet oder zumindest in seiner Auswirkung einschränkt. Wenn das Problem abgewendet, gelöst oder gemildert wurde, gibt man dem Geist die versprochene Belohnung. Löst man das Versprochene nicht ein, so glaubt man, können dies Unglück oder böse Alpträume bringen. 

 

Besonders an buddhistischen Feiertagen ehrt man auch den Phra Phum. Das Ritual ist immer ähnlich. Schon am frühen Morgen werden frische Speisen für den Phra Phum zubereitet. Es werden dann zwei Tabletts genommen. Auf einem Tablett stehen diverse Schälchen, die man dann mit den zubereiteten Essen füllt, was natürlich immer wieder variieren kann. So kann zum Beispiel auf dem einem Tablett ein Schälchen mit Reis, ein Schälchen mit Suppe, ein Schälchen mit Gemüse, ein Schälchen mit Fleisch und ein Schälchen mit Süßigkeiten oder etwas Obst stehen. Es kann aber auch schon mal ein ganzer Schweinskopf oder eine ganze Ente sein. Dazu kommt dann vorzugsweise ein Glas Wasser, aber auch mal ein anderes Getränk, und manchmal sogar auch ein Fläschchen Alkohol. Auf einem anderen Tablett liegen zwei Kerzen, Rauchstäbchen und frisch duftende Blumengirlanden aus Jasminblüten. 

 

Am frühen Vormittag geht man dann mit den gefüllten Tabletts zum Geisterhäuschen. Jeder wohltätiger Geist isst wie die Mönche nicht nach Mittag. Es gibt deshalb die ungeschriebene Regel, dem Phra Phum vor 11:00 Uhr Speisen und Getränke zu geben. Zuerst begrüßt man respektvoll den Phra Phum mit einem hohen Wai. Anschließend werden die alten ausgetrockneten Blumengirlanden durch frische duftende Blumengirlanden aus Jasminblüten ersetzt. Danach stellt man die kleinen Schälchen mit dem Essen, das Glas Wasser oder Getränk auf die Plattform. Möchte man größere Opfergaben machen, wie zum Beispiel einen ganzen Schweinekopf, dann stellt man halt alles auf einen kleinen Tisch vor dem Geisterhaus. Zum Schluss entzündet man Kerzen und Rauchstäbchen und steckt sie in mit Reiskörner gefüllte kleine Vasen. Zum Schluss bedankt man sich mit einem tiefen respektvollen Wai, und manche beten noch dazu, das der Geist die Opfer annimmt. So hat man nicht nur etwas für seine Verdienste getan, sondern hofft, das der Phra Phum weiterhin für Sicherheit, Glück und Wohlstand des ganzen Hausstands sorgt. Manche machen jeden Tag diese Zeremonie, manche weniger oder nur an buddhistischen Feiertagen. Aber man sieht auch manche verwahrloste Geisterhäuschen, die nur sehr wenig Beachtung finden. Es besteht auch die Möglichkeit, das man den Hausgeist kleine Geschenke macht. Dadurch erhofft man sich, das ein Wunsch in Erfüllung geht oder das der Hausgeist einem für ein Vorhaben hilft. 

 

Das auch in heutiger Zeit ein Geisterhaus ein wichtiger Bestandteil des thailändischen Alltags ist, sieht man auch daran, das man Geisterhäuser fast vor jedes Wohnhaus und vor jedem anderen Gebäude wie Hotel, Kaufhaus, Krankenhaus oder Schule sieht. Häufig sieht man solche Geisterhäuschen auch an unfallträchtigen Straßenstellen oder den Orten von Verbrechen. Auf einer Fahrt nach Chiang Mai zählte ich vor Jahren innerhalb einer einzigen Kurve über 36 solcher Geisterhäuschen. Dazu konnte ich in Erfahrung bringen, dass hier bereits 36 schwere Verkehrsunfälle stattgefunden hatten, so dass nach dem Volksglauben der Thais hier ein besonders böser Geist sein Unwesen treiben muss. Die Errichtung der Geisterhäuschen an solchen Stellen geschieht dann durch Personen, die ein Gelübde erfüllen, wenn sie eine Unfall überlebt haben oder wenn Angehörige dort gestorben waren. So kann an solchen Orten aus der Anhäufung dieser Geisterhäuschen eine richtige Geisterstadt entstehen. Vor zwei Jahren zählte ich an der selben Stelle schon über 100 Geisterhäuser. 

 

Wenn ein Geisterhäuschen vernachlässigt wird oder sein Zustand gar dem einer Ruine gleicht, so besagt der Volksglaube, wird der Phra Phum dafür sorgen, dass das auf dem Grundstück stehende Haus in den selben Zustand gerät. Manchmal kann der Hausgeist sogar sein Häuschen aus dem Grund der Vernachlässigung verlassen, was für die gleichgültigen Hausbesitzer großes Unglück bedeuten kann. Auch bedeutet jede Beschädigung am Haus, dass der Erdgeist unzufrieden ist. Durch eine rituelle Reperatur des Geisterhäuschen erhofft man sich, dass der Geist die Unnachsichtigkeit verzeiht und sein neues Häuschen akzeptiert. Nicht selten wird dann auch ein Mo Phi, ein Geister-Doktor, zu Rate gezogen, wenn man nicht weiter weiß. 

 

Der Erawan-Schrein 

Das größte Geisterhäuschen in Thailand ist der Erawan-Schrein. Als Mitte der 50er Jahre der Bau des Erwan-Hotels begonnen wurde, ereigneten sich zahlreiche Unfälle unter den Bauarbeitern. Da diese Unfälle nie genau geklärt werden konnten, und die beunruhigten Bauarbeiter die Arbeit niederlegen wollten, wurde ein Astrologe und ein Mo Phi zu Rate gezogen. Schon bald diagnostizierte der Mo Phi, dass die Geister im Ort aufgebracht seien, weil auf dem Grundstück ein paar Bäume gefällt worden waren, in denen sie zu ruhen pflegten. Um die Geister zu versöhnen, wurde 1956 der Erawan-Schrein errichtet. Seitdem gab es auch keine Unfälle mehr. Im Schrein ruht der mächtige Geist Thao Maha Phra Phum. 

 

Das Erawan-Hotel wurde 1988 wieder abgerissen, der Schrein blieb jedoch erhalten und steht heute vor dem neu erbauten Hyatt-Erawan-Hotel, an der Kreuzung der Rajdamri und Ploenchit Road, einem der verkehrsreichsten Knotenpunkte der Metropole Bangkok. Heute ist dieser Schrein zu einem gut besuchten Wallfahrtsort geworden. Die Gläubigen erhoffen sich großes Glück in den alltäglichen Dingen des Lebens, wenn sie hier ein Opfer darbringen. So werden an diesem Ort regelmäßig große Mengen Blumengebinde und kleine Holzelefanten gebracht und wieder beseitigt, um der wahren Flut der Opfergaben Herr zu werden und den Schrein reinigen zu können. Der Schrein hat jedoch nichts mit Buddhismus zu tun. Die Statue, die dort untergebracht wurde, ist von Brahma, einer der Götter der hinduistischen Götterwelt. 

 

Schlusswort 

Obwohl ich mich sehr ausgiebig bei meinen Thailandbesuchen mit diesen Dingen auseinandergesetzt habe, blieb mit einiges im religiösen Alltag noch unverständlich. Ein weiser Mönch erklärte mir einmal, das wir Europäer auch mal die Welt der Geister und Wunderbares anders betrachteten als heute. Deshalb, meinte er zu mir, müsste man zu den eigenen Wurzeln erst einmal zurück blicken, ehe man andere belächelt. Zum Schluss meinte er „Wer das alte Wissen vernichtet wird zum Schüler, der alles neu erlernen muss. Deine Erkenntnis wird es dir leichter machen zu verstehen und zu lernen!“ Weise Worte, die mir halfen, heute das alles mit anderen Augen zu betrachten. 

 

Deshalb beachten Sie bitte, das im Grunde immer nur die einfache Grundregel beachtet werden sollte, sollten Sie in einem Haus eingeladen werden, dass man den Hausgeist Phra Phum mit einem respektvollen Wai in Richtung Geisterhaus begrüßt. Damit haben Sie nicht nur Gewissheit, dass die Gastgeber dies zu schätzen weiß und es als Glück für das Haus empfindet, sondern Sie können auch gewisse sein, vom Geist unbehelligt zu bleiben. Wer sogar einige Zeit im Haus wohnt, sollte beim Abschied ebenfalls das Geisterhaus mit einem Wai verabschieden und gedanklich den Phra Phum um eine sichere Reise bitten.


Das Fest der hungrigen Geister


Eines der spektakulärsten und interessantesten Feste in Thailand ist das chinesische Fest der hungrigen Geister, das im Monatswechsel Juli/August und an mehreren Orten stattfindet, wobei der größte Austragungsort Phuket ist. Der traditionelle Fest wird von dem chinesischen Einwanderer seit Jahrhunderten auch außerhalb Chinas weiter gepflegt. Dabei hört man den Begriff Hungergeist, diese sind, so der Volksglaube zum Beispiel Indien, Südostasien, China und Japan, die unruhigen Geister Verstorbener. 

Wie bei den Thais spielt auch hier der alte Mondkalender eine elementare Rolle bei den meisten Buddhisten. Nach den Vorstellungen der Chinesen öffnen sich am letzten Tag des sechsten Mondmonats die Pforten der Hölle für einen Monat. Sobald sie geöffnet sind, begeben sich unzählige hungrige Geister zur Erde. 

 

Diese armen Geschöpfe sind gezwungen auf Nahrungssuche zu gehen, denn sie wurden von ihren Angehörigen vernachlässigt, als diese ihnen keine ausreichenden Opfergaben mehr darbrachten. Die leidgeprüften und ausgehungerten Geister durchwandern ziellos die Welt, und sind, wie bei den Lebenden, dann schlecht gelaunt, wenn man mit einem leeren Magen durch die Gegend ziehen muss. Dabei ist man auch eher bereit allerlei Unsinn anzustellen. Um diesen Unsinn oder gar Unheil möglichst zu verhindern, müssen die umherziehenden Geister durch Opfergaben besänftigt werden. Doch das ist gar nicht so einfach. Da alle hungrigen Geister in ihrem Vorleben als Menschen allerlei Untaten zu verantworten hatten, wurden sie in Geisterwelt mit einem kleinen Mund, schmal wie ein Nadelöhr, bestraft. Dadurch sind sie bei der Nahrungssuche derart beeinträchtigt, dass sie als ganz dürre Wesen beschrieben werden. Die Opfergaben, die ihnen die Menschen anbieten, müssen sich schliesslich in irgendeiner Form dem kleinen und nur schwer zu befriedigenden Mund anpassen. 

 

Im Gegensatz zum thailändischen Geist Phii Pret, der mit seinem kleinen Mund sich nur mit unappetitlichem Essen zufriedengibt, wird für die chinesischen Geister eine ganz spezielle Süßspeise zubereitet: das khanom laa. Dabei handelt es sich um fadendünne Nudeln aus Reismehl und braunem Zucker, die hergestellt werden, indem man den dünnflüssigen Teig durch zahlreiche nadelfeine Löcher eines ganz speziellen Siebes laufen lässt. Aus dem Sieb heraus fällt der Teig direkt in siedendes Öl, wo er sich zu den haardünnen Nudeln verfestigt. Diese Nudeln werden nun den hungrigen Geistern in der Zuversicht angeboten, dass sie die engen Münder sättigen können. Während ihres einmonatigen Aufenthaltes auf der Erde halten sich die Geister am liebsten auf Friedhöfen oder anderen abgelegenen Orten auf, die ein Mensch zu nächtlicher Stunde kaum betreten würde. Die Geistergläubigen vermeiden es dann, solche Orte alleine zu begehen. In der späten Nacht ist es am gefährlichsten, dann verstecken sich die hungrigen Geister auch gerne hinter Kokospalmen und alten Gemäuern, wo sie sich nur durch eine lange, hervorstehende Nase und eine schlangenartige Zunge verraten. Ihre Opfer sind die Lebendigen, die sie mit ihren schrillen Schreien in Panik versetzen und einem das Blut in den Adern gefrieren lassen soll. Aber ganz sicher kann man sich dabei nicht sein, denn es könnte sich in diesem Fall auch um einen thailändischen Phii Pret handeln. 

 

Wenn das Fest der hungrigen Geister beginnt, wird auch dem Gott der Teufel gehuldigt, dem Por Tor Kong. An der Nordseite der Grundschule von Bang Niu in Phuket-City ist ihm sogar ein Schrein gewidmet, an dem regelmäßig traditionelle Tanz-Vorstellungen geboten werden. Dort sieht man dann, das die Gläubigen viele Süßspeisen als Opfergaben hinterlassen. Doch nicht nur das khanom laa wird dazu angerichtet, sondern auch ein spezieller Kuchen aus Reismehl und Zucker, der rot gefärbt und in der Form einer Schildkröte gepresst wird. Die Schildkrötenform symbolisiert bei den Chinesen ein langes und glückliches Leben. Die Kuchen können dabei die Grösse einer Riesenschildkröte erreichen. Wer nach Abschluss aller Fest-Zeremonien einen dieser Kuchen mit nach Hause nehmen möchte, bedarf der Erlaubnis des Por Tor Kong. Ob diese gegeben wird, entscheiden zwei Orakelsteine, die auf einen Altar geworfen werden. Die Art und Weise, wie die Steine dabei fallen, gibt Auskunft darüber, wie Por Tor Kong entscheiden hat. 


Am letzten Tag des Monats wird den hungrigen Geistern ein Abschiedsfest bereitet. Da sie sich inzwischen ausgiebig sattgegessen haben, bringt man ihnen keine Speisen mehr. Schließlich sollen die Geister wieder in ihre Welt zurückkehren und sich nicht allzu wohl auf der Erde fühlen. Stattdessen verbrennt man in den chinesischen Tempeln Utensilien, die ein jeder Geist in der Geisterwelt benötig: Papiergeld, Papierkleidung und andere Gegenstände aus Papier für den täglichen Gebrauch. Nun sollten die hungrigen Geister sollen nun für die nächsten elf Monate gut versorgt sein und in ihrer Welt ihre Ruhe haben. Uns mag dies vielleicht unzeitgemäß vorkommen, doch bei den in Thailand lebenden Chinesen ist das eine Jahrhundert alte Tradition, Dies sollte man respektieren und vielleicht Nachts keine abgelegene Orte aufsuchen, wer weiß denn schon, wer das warten könnte!


Phi Ta Khon-Fest


Mögen wir nicht in irgendeiner Weise auch lustige oder spannende Geistergeschichten? Bekannt bei uns ist das Halloween, wo die teilnehmenden Menschen in unterschiedlichen phantasievollen Verkleidungen nicht nur die Geister und die Geisterwelt auf die Schippe nehmen, sondern auch für diesen Augenblick selber zu den Geistergestalten werden, die sonst in ihrem Unterbewusstsein, auf unterschiedliche Weise, eine instinktive Neugier, Angst und Spannung erzeugen.

 

Auch in Thailand kennt man eine Vielzahl von Geistern, die man dort Phi nennt. Ein Phi kann gut oder böse sein, und es gibt kaum einen Thai, trotz aller Ängste, der nicht gespannt auch gerne einen Geisterfilm sieht. Da wundert es wohl kaum, das es in Thailand auch eine Art thailändisches Halloween gibt, das Phi Ta Khon Fest. Das Phi Ta Khon Fest ist wahrscheinlich eines der ungewöhnlichsten Feste im Königreich.

 

Der Ursprung des Fests

Der Ursprung des Festes liegt in der Legende des Prinzen Vessandorn, der die vorletzte Inkarnation Buddhas gewesen sein soll. (Inkarnation = lat. ""Fleischwerdung", wird auch als "Das Annehmen einer menschlichen Hülle oder eines Geistes" übersetzt)

 

Prinz Vessandorn war ein sehr beliebter Prinz, und wegen seiner Sanftmut und Großzügigkeit bei den Menschen sehr beliebt. Eines Tages jedoch beschloss der junge Prinz übermütig, auf den weißen Elefanten seines Vaters, dem König, eine lange Reise zu unternehmen. Doch der Prinz vergaß, das der weiße Elefant für die Menschen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Regen war. Als der Prinz auch nach längerer Zeit nicht zurückkehrte, fürchteten sich die Menschen vor einer möglichen Dürre und Hunger, da ja der weiße Elefant nun weg war. In ihrer Angst gingen sie zum König, und beklagten, das sein Sohn mit dem weißen Elefanten weg ritt, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Daraufhin schickte der König Eilboten im ganze Königreich aus, und befahl, das der Prinz schnell mit dem weißen Elefanten zurückkehren sollte. Als Prinz Vessandorn dann mit dem weißen Elefanten zurückkehrte, waren die Menschen derart glücklich, das sie ein so lautes Fest veranstalteten, das sogar die Geister der Toten davon aufwachten, die dann ebenfalls freudig den Prinzen begrüßten und an der Feier einfach teilnahmen.

 

Das mehrtätige Geister-Fest findet, in der Regel, jedes Jahr im Monat Juni im Dorf Dan Sai statt. Dan Sai gehört zur Provinz Loei und liegt im Nordosten des Landes, etwa 70 km westlich der Stadt Loei oder rund 80 km nördlich der Stadt Phetchabun.

 

Am ersten Tag gibt es eine farbenprächtige Parade, wo hauptsächlich junge Leute in ihren schönen bunten Kostümen und bizarren hölzernen und bunt bemalten Masken tanzend aufmarschieren, und die Zuschauer gerne dabei necken. Begleitet wird das Spektakel mit Musikkapellen und einem großen Menschenauflauf. Die Geistermasken stellen die Toten dar, die nicht mehr da sind, an die Festlichkeiten teilnehmen zu können. Es gibt auch einen Wettbewerb für das ausgefallenste und schönste Kostüm sowie für die besten Tänzer. Als Preise gibt es für jede Altersklasse Messing-Plaketten als Preis. Natürlich dürfen nicht die vielen Essenstände fehlen, die die Besucher mit den lokalen Köstlichkeiten versorgen sowie Stände mit lokalen Produkten. 

Der weitere Höhepunkt des Festes ist die Chao Pho Kuan Zeremonie, wo die heilige Buddha-Figur Phra Uppakhut aus dem Wat Ponchai durch das Dorf und dann wieder zurück zum Wat getragen wird. Dabei tanzen auch hier traditionell hinter der Buddha-Figur als Geister verkleidete Einheimische, um religiösen Verdienst zu erwerben und Regen zu erbitten. Anschließend gehen die Dorfbewohner zum Wat Ponchai, um den Predigen der Mönche zuzuhören und zu beten. Am Ende des Festes werden noch Bambusraketen in den Himmel geschossen, in der Hoffnung, das man dadurch genügend Regen für die Ernten erhält.


Fest der Naga-Feuerbälle


Mit Bang Fai Phraya Naga (= Feuerbälle des Naga Königs) wird ein sehr seltsames Naturereignis bezeichnet, das jedes Jahr in der nordostthailändischen Provinz Nong Khai, nahe der laotischen Grenze, stattfindet. Bei diesem noch nicht vollständig gelösten Naturphänomen steigen mehrere Tage lang lautlos Gasblasen aus dem Grenzfluss Mekong über die Wasseroberfläche in die Luft und lösen sich wieder auf. Jahrhunderte lang wurde dieses Phänomen von den Einheimischen als streng gehütetes Geheimnis bewahrt, war es doch für sie ein heiliger Ort der Naga (auch Nak). So wird die Legende erzählt, das eine mythische Naga-Schlange, die tief unten im Fluss in der Unterwasserstadt Muang Badan wohnt, am Ende der buddhistischen Fastenzeit zu Ehren Buddhas die Feuerkugeln durch ihren Atem auslöst. Deshalb wurden diese Feuerkugeln von den Einheimischen Naga-Feuerkugeln oder Naga-Feuerbälle genannt. 

 

Der Ablauf, wenn die Bang Fai Phraya Naga aufsteigen, ist immer ähnlich. Weil sie für kurze Zeit in den blass leuchtenden Farben Rot, Rosa und Orange leuchtend erscheinen, wenn sie aus dem Fluss steigen, bezeichnete man sie weiterhin als Feuerkugeln oder Feuerbälle, obwohl sie nicht brennen. Innerhalb von wenigen Sekunden erreichen einige Feuerbälle nur eine Höhe von 1-4 Metern, andere können Höhen von 20-50 Metern und mehr erreichen, wo sie sich dann einfach in Luft aufzulösen. Manche blähen sich dabei soweit auf, das sie einen Durchmesser von 20-30 cm und mehr erreichen können. Wenn sie sich auflösen entsteht keinerlei Rauch, kein Geräusch und kein Geruch. Sie steigen selten gerade oben auf, eher fliegen sie in unterschiedlichsten Winkeln. Je nach Örtlichkeit kann die Anzahl der aus dem Wasser aufsteigenden Feuerbälle unterschiedlich hoch sein. An einigen Stellen treten sie nur vereinzelt auf, an anderen Stellen können über hundert oder sogar mehrere hungert Feuerbälle aus dem Fluss steigen. Im Jahr 1999 wurden bisher die meisten Feuerbälle beobachtet, rund 3500 sollen aufgestiegen sein, soweit man das beobachten konnte. 

 

Weil diese Gaskugeln so seltsam sind, gab es schon viele Versuche und Theorien, im dies alles als geschickten Betrug zu entlarven. Dazu gehörten sogar solch heftige Kontroversen, das diese Feuerbälle kein Naturphänomen seien, sondern von den Einheimischen oder sogar von Mönchen künstlich erzeugt worden sind, um Touristen anzulocken. Ganze Kamerateams von Fernsehsendern, die sich an verschiedenen Stellen am Fluss posiert hatten und auch einige versteckte Kameras aufstellten, versuchten dadurch die Betrüger zu entlarven. Zum Schluß konnte selbst die heimlichen Kameraaufnahmen die Annahme nicht bestätigen. Stets stiegen die Feuerbälle wie von Geisterhand entweder aus dem Fluss, aus Teichen oder Reisfeldern, und es wurde niemals jemand entdeckt, der irgendwie unter Wasser dieses Phänomen künstlich verursachen konnte. Auch konnte keiner erklären, wie überhaupt das in der Praxis überhaupt zu bewerkstelligen wäre. So wurde mancher eingefleischter Zyniker zum erstaunten Besucher 

 

Auch die Wissenschaft wurde auf das seltene Naturphänomen aufmerksam. So untersuchte man den Flussboden, entnahm dort Wasser- und Bodenproben, wo die meisten Gaskugeln austreten. Dabei stellte man auch fest, das diese Gaskugeln nicht nur aus dem Fluss an die Oberfläche steigen, sondern auch aus Teichen und Reisfeldern. Thailändische Wissenschaftler vermuten hier en sehr seltenes Naturphänomen, und das eine seltene Art von Sumpfgas (Methan) im Flussbett diese Gaskugeln erzeugt. Im Zusammenspiel mit Bakterien, Sauerstoff, UV-Strahlung und hohen Temperaturen steigt es dann zu bestimmten Zeiten an die Oberfläche und erzeugt einen rötlichen Schein. Bisher kennt man keinen anderen Ort der Welt, wo ein ähnliches Naturphänomen beobachtet wurde. Warum dieses Gaskugeln nur im Monat Oktober austreten bleibt noch unerklärlich. Es gibt die Theorie, das zu dieser Zeit die Anziehungskraft des Mondes am stärksten wäre und dadurch die Gaskugeln an die Oberfläche kämen. Aber selbst, wenn eine Tages die Wissenschaft es eindeutig erklären kann, wird es immer das Bang Fai Phraya Naga Fest geben 

 

Die Festlichkeiten 

Aus diesem ungewöhnlichen Naturereignis hat man dann irgendwann damit angefangen, daraus eines der ungewöhnlichsten Feste in ganz Südostasien zu machen: das 4tätige Bang Fai Phraya Naga Fest. Es wird jedes Jahr im Monat Oktober, nach der buddhistischen Fastenzeit, in der Provinz Nong Khai veranstaltet, denn nur in diesem Monat kann man das seltsame Naturphänomen beobachten. Aber auch auf der laotischen Seite, nahe der Stadt Vientiane wird gefeiert. An allen Tagen werden auch die umliegenden Klöster besucht, um den Mönchen Essen darzureichen, um Verdienste zu erwerben oder zu beten. 

 

Die meisten Feuerbälle werden immer in den Bezirken Phon Phisai, Pak Khad, Rattana Wapi and Bung Kan beobachtet. Im Bezirk Rattana Wapi werde jedes Jahr sogar bis zu 400 Feuerbälle gezählt, die aus dem Fluss steigen. Im Bezirk Phon Pisai zählte man jedes Jahr immerhin noch 150-180 Feuerkugeln, und in den Bezirken Bung Kan und Pak Khad rund 60-90 Feuerkugeln. So ist es kein Wunder, das von den etwa 300.000-400.000 Besucher, die jedes Jahr zu den Festlichkeiten erwartete werden, die meisten in den Bezirken hinfahren, wo die meisten Feuerbälle aufsteigen. 

 

Kurz nach Sonnenuntergang kann man dann die aufsteigenden Gaskugeln am besten beobachten. Die zahlreichen Zuschauer stehen dann bereits schon lange am Flussufer oder sitzen auf die für die Festtage errichteten Sitztribühnen. Sollte es jedoch regnen, zerplatzen die meisten der Gaskugeln schon in niedriger Höhe. An allen Tagen gibt es dazu eine Licht- und Tonschau am Flussufer, die für einen effektvolle Atmosphäre im Dunklem sorgt. Aber auch viele Besucher beleuchten den Fluss mit Taschenlampen, um zu sehen, wo wohl die nächste Feuerkugel aufsteigen mag. Viele Besucher jubeln, sobald sie die ersten Feuerbälle aufsteigen sehen. 

 

Doch an den vier Festtagen gibt es nicht nur die Feuerbälle zu beobachten, sondern es wird in der ganzen Provinz Nong Khai auch ein reichhaltiges Festprogramm für alle Besucher angeboten. Zahlreiche Garküchen, Verkaufsstände mit Kunsthandwerk, Stoffen, Bildern und Souvenirs sowie die Aufführung von Tanz- und Gesangsgruppen sorgen für gute Stimmung und Abwechslung. Der Programmablauf ist immer so, das in den Orten kleine und große Festzügen veranstaltet werden, wobei die Festzugsteilnehmer in traditionellen Kostümen auch übergroße Blumengestecke (Krathongs) durch die Straßen tragen. Der Charme der Damen in ihren hübschen Seidenkostümen entgeht dabei keinem. In der Provinz Nong Khai wird nämlich das alljährliche Loy Krathong Fest nicht im November, sondern, in Verbindung mit dem Bang Fai Phraya Naga Fest, bereits im Oktober gefeiert. 

 

So finden, neben den Festzüge, am 1.Tag die Vorrunde einer Langboot Regatta auf dem Mekong statt, wobei auch Mannschaften aus dem benachbartem Laos antreten. An diesen Tagen werden die Mannschaften der Boote euphorisch angefeuert. Die besten Teams werden dann für die Hauptrunde, die am 4.Tag stattfindet, qualifiziert. Den Siegern sind dann königlichen Trophäen und Auszeichnungen sicher. Am 3.Tag wird ein Marathon-Lauf über die Freundschaftsbrücke veranstaltet, die die Provinz Nong Khai mit der laotischen Stadt Vientiane verbindet. Ein religiöser Höhepunkt ist ebenfalls am 3.Tag, wenn die Tak Baat Thewo Zeremonie (Schreibweise auch Tak Bat Devo) erfolgt, bei der den Mönchen Opfergaben überreicht werden. Im Gegenzug segnen die Mönche anschließend die Gläubigen. 

 

Die Flusszeremonie Lai Reua Fai 

In der Zeit der Festzüge ist die 45 Kilometer lange Straße von Nong Khai zum nordöstlich gelegenen Ort Phon Phisai stark befahren. Im Ort Phon Phisai wird am Abend eine der eindrucksvollsten Flusszeremonien der Provinz abgehalten. Diese Zeremonie nennt man Lai Reua Fai. Dazu werden hier zahlreiche Wachsskulpturen angefertigt, die auf blumengeschmückte Booten, die man Feuerboote nennt, aufgestellt werden. Eines der Hauptmotive ist dabei die Naga, aber es gibt auch zahlreiche buddhistische Motive und mythische Figuren aus dem Ramakien. Dazu gibt es auch eine Wettbewerb, wer die schönsten Motive angefertigt hat. Auch entzündet man Kerzen und Rauchstäbchen, die auf dem Boot mitschwimmen. Dazu stellt man Opfergaben auf den Booten und lässt sie dann stromabwärts treiben. Vom Flussufer werden sie zusätzlich beleuchtet. Mit dieser Flussprozession gedenkt man Buddha und ehrt auch die Naga als Zeichen des Respekt. Etliche mit Kerzen und Rauchstäbchen versehende Krathongs begleiten die Boote.


Die Sukhothai - Dynastie


Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert schüttelten die Thai durch wiederholte Aufstände und tollkühnen Vorstößen das große Khmer-Joch ab, besetzten und zerstörten das alte mächtige Angkor und vertrieben die einstigen Herrscher. Das Königreich Sukhothai entstand im Jahre 1238. Dies war sicher am Anfang die wichtigste Staatsgründung Thailands überhaupt, begann doch hier die Grundlage und der Antrieb für das spätere Siam, dem heutigen Sukhothai. 

 

Sukhothai Das Jahr 1220 kann man als das größte Schicksalsjahr der Thai bezeichnen, denn in diesem Jahr starb der große Ankor-Lönig Jasoriaman VII (eine andere Schreibweise lautet auch Jayavarman VII), und damit verlor das mächtige Khmer-Reich an Stärke. Es trat eine deutliche große Krise unter der Khmer-Macht ein, was den Thai ermöglichte, einen großen Qualitätssprung zu machen. Denn genau 1238 begannen zwei Thai Prinzen, noch in Khmer-Diensten, in Sayam, dem späteren Sukhothai, eine Rebellion gegen die Herrscher der Khmer und hatten auch sichtlichen Erfolg damit. Aufgrund der lang andauernden Stagnation im Herzen des Angkor-Reiches, konnten sich die Thai zu einer starken militärischen Kraft entfalten. Da sie ausreichend Kriegserfahrung und militärische Ausbildung unter der Knechtschaft der Khmer errungen hatten, formierten die beiden Thai-Fürsten, Prinz Khun Bang Klang und Prinz Khun Pa Muang, eine sehr schlagkräftige Armee gegen die große Streitmacht des Khmer-Generals Khan Lampong. Nach einer blutigen Schlacht standen die hoch motivierten Thais als Sieger dar. Anschließend erklärte man Sukhothai zum ersten unabhängigen Staat. 

 

Das Schicksal des Landes, das wir als Vorläufer des heutigen Thailands ansehen können, hängt weitgehend von der geographischen Bedeutung der zentralen Stadt ab Sukhothai (wörtlich übersetzt „Morgengrauen der Freude“) liegt in einem Gebiet, wo die Berge und Hügel des Nordens dem Becken des Menam weichen, in den nach und nach alle kleinen Flüsse münden. Über den Flussweg mit den großen kambodschanischen Zentren am Golf von Siam verbunden, liegt es auch nicht weit vom Golf von Bengalen entfernt, an dessen Küsten sich die Birmanen niedergelassen haben. Khun Bang Klang wird daraufhin zum König ernannt und erhält den Titel Sri Intrathit (Indraditya). Der andere Thai-Prinz, Khun Pa Muang, bekommt einen hohen königlichen Posten; da er allerdings mit einer Khmer-Prinzessin verheiratet ist, wird er von allen Thais, trotz seines Einsatzes, misstrauisch behandelt. Historiker vermuten, dass Khun Pa Muang danach die Herrschaft über Lopburi übernahm, eine strategisch wichtige, starke Festung der ehemaligen Herrscher im mittleren Thailand. Die Stadt Lopburi wurde deshalb auch in späteren Zeiten nie Vasallenstaat von Sukhothai. 

 

In den folgenden Jahren wird das Sukhothai-Reich durch militärische Eroberungen und diplomatische Annexionen immer stärker. Auch das Reich der Mon hatte den Zenit der Macht schon lange überschritten und konnte das junge Thaireich nur noch kulturell beeinflussen. Aufgrund seiner Liberalität traten nach und nach die Thai-Fürstentümer dem jungen Sukhothai-Reich durch eben diese diplomatischen Annexionen bei, hatte man doch das Joch der Khmer-Herrschaft endgültig abgeschüttelt. Zudem gab es doch in Sukhothai keine Sklaverei oder diktatorische Regelungen, noch mussten die Bürger eine hohe Steuerlast entrichten. Die neuen Machtverhältnisse sind noch zu sehr mit der Stabilisierung des Staates beschäftigt, so dass die Staatsform zwar die eines Königreiches war, aber es den Herrschern noch nicht ermöglichte, auch absolut zu regieren. Die nachfolgenden Jahre führten zu neuen Ordnungsverhältnissen im Land. Kaum war der junge Staat zusammengefügt, bahnte sich eine neue größere Gefahr aus dem Norden an. Im Jahre 1253 eroberte der chinesische Kaiser Kublai Khan das kleine Thai-Königreich Nanchao, dass zwar ein paar hundert Kilometer nördlich von Sukhothai lag, aber durch den eintretenden Flüchtlingsstrom aus dem Norden in noch größerer Wachsamkeit gegenüber dem neuen Nachbarn setzte. Eine Völkerwanderung trat ein und große Menschenmengen aus dem angegriffenen Nanchao-Reich flohen nach Sukhothai, womit sie das neue, junge Reich Sukhothai weiterhin stärkten. Es schien so, dass Kublai Khan nicht weiter nach Süden vorstoßen wollte, was Sri Inthrathit veranlasste, die Zeit zu nutzen um sein Heer aufzurüsten, die Stadt selber in den Befestigungen zu verstärken und Kundschafter auszusenden. 

 

Einer der bedeutenden Könige der thailändischen Geschichte betrat die Bühne: Prinz Mengrai. Prinz Mengrai stammte aus Chiang Saen und war Sohn einer thai-laotischen Fürstenfamilie. Er soll aus dem untergegangenen Nanchao den Generälen Kublai Khans entflohen sein. Mit einer treuen Gefolgschaft konnte er mehrere verfeindete Thai-Stämme einigen und seinen Einfluß über den gesamten Norden Thailands ausdehnen und das Lannatai-Königreich, daß Königreich der Millionen Reisfelder, errichten. Die Burmesen nannten es Lan-Na und in den Pali-Chroniken wurde es als das Königreich Yonakaratha bezeichnet. Eine wichtige Einnahme war der kleine unabhängige Stadtstaat Phrae. Die kleine Stadt liegt im Tal des Yom-River und gehört zu den ältesten Orten Siams. Bereits vor rund 1200 Jahren ließen sich hier die ersten aus dem südlichen China einwandernden Thais nieder. Als unabhängiges Fürstentum war es auch unter dem Namen Wiang Kosai bekannt. Als erste Stadt gründete er 1262 Chiang Rai, daß in den ersten Jahren als Hauptstadt diente. In dieser Umgebung hatte zuvor, wegen der günstigen Lage, das Volk der Lawa oder der Mon gesiedelt. Wieder gestärkt, gelang es Mengrai in den folgenden Jahren viele kleine Fürstentümer zu erobern bzw. zu integrieren. Das Lanna-Reich war der zweite aufstrebende, neben Sukhothai, Thai-Staat in Siam. Obwohl Prinz Mengrai freundschaftliche Beziehungen zum Königreich Sukhothai hält, und sich viele Einwohner aus dem ehemaligen Nanchao im südlichen Königreich Sukhothai wie auch im nördlichen Lannatai-Königreich ansiedeln, kommt keine Verbindung beider Reiche zu einem großen Thai-Königreich zustande. Im Norden des Landes hatte er aber noch einen ebenbürtigen Gegner, der seine Machtposition gefährden konnte: das Haripunchai-Reich und seine Hauptstadt (das heutige Lamphun). Das Reich war nicht leicht zu erobern, da es sehr gut organisiert war und militärisch gut ausgerüstet. Die dichten umliegenden Wälder waren jedoch das größte Hindernis, um eine größere Armee heranmarschieren zu lassen. So warnten Megrais Generäle den König, seine Leute zerstreut durch den Wald laufen zu lassen. Hier konnte nur eine findige Taktik oder List weiterhelfen. Da auf Dauer eine direkte militärische Konfrontation unmöglich war, griff König Mengrai zu einer List. 1275 schickte er seinen besten Spion, Ai Fa nach Haripuncha, um eine Methode ausfindig zu machen, um die Stadt zu erobern. Ai Fa entpuppte sich als ein genialer Agent von der Klasse eines James Bond. Innerhalb von nur sechs Jahren wurde er Stadtschreiber, dann Verteidigungsminister und schließlich gar Vizekönig. Er erhöhte die Steuern, kürzte die Verteidigungsausgaben und verschleuderte Gelder in sinnlosen Projekten. Als die Stadt nahe dem Bankrott war und die Bevölkerung bereit zur Revolte war, hatte Ai Fa´s Mission ihr Ziel erreicht. 1281 griff Mengrai die in die Defensive gedrängte Stadt an und nahm sie im Handstreich. Ebenso konnte er die Mon-Stadt Lampang erobern. König Mengrai war ein großer Bewunderer des eroberten Reiches und ließ viele Künstler sein neues Reich verschönern. 

 

Unabhängig von allen Entwicklungen wurde 1282 von Fürst Phaya Pukha das kleine Königreich Nan gegründet, die Stadt selbst im Jahre 1368. Durch geschickte Beziehungen mit den jeweils mächtigen benachbarten Herrschern konnte sich die regierende Dynastie als halbautonomes Königreich behaupten. Es war weder dem Expansionsdrang des Königreich Lanna noch des Königreiches Sukhothai gewachsen, konnte aber durch die relative Abgeschiedenheit in einem von hohen Bergketten umgebenen Tal konnte sich Nan eine weitgehende Autonomie (bis zum Jahre 1931 !) bewahren. 1287 festigte Mengrai seine Position durch einen Freundschaftsvertrag mit seinen zwei mächtigen Nachbarn, König Ngam Muang von Phayao, einem erstarkten Staat östlich von Chiang Mai, und König Rama Khamhaeng von Sukhothai. Im Vertrag wurden die Grenzen anerkannt und Zusammenarbeit beschlossen. Alle drei Könige sahen immer noch eine mögliche Gefahr gegenüber den Mongolen, die ihre Souveränität gefährden konnten. Durch einen Staatenbund, der nicht selbstverständlich in der thailändischen Geschichte war, konnte man nun zusammen eine mögliche Gefahr aus dem Norden bannen. 1289 heiratete eine Tochter des Königs von Pegu, und schloss dadurch einen Freundschaftsbund mit den Mon. Anfangs ließ er sich nicht jedoch nicht in der intakten Stadt Lamphun nieder, da sie ständig mit Überschwemmungen zu kämpfen hatte, sondern errichtete zunächst eine provisorische Machtbasis in Kum Kamm bei Chiang Mai. Warum er dies tat, gibt eine Legende wieder: 

 

Die Legende erzählt, daß Mengrai sich eines Tages zur Jagd aufmachte und dabei am Ufer des Ping-Flusses vorbeikam. An einer Stelle erspähte er ein Paar weißer Sambar-Hirsche, ein Paar weiße Muntjak-Hirsche sowie eine weiße Maus mit fünf Jungen. Diese Ansammlung so außergewöhnlicher Tiere schien ihm ein gutes Omen: Er entschied sich, an diesem Ort seinen Regierungssitz zu Bauen. 1296 wurde schließlich die neue Hauptstadt am Fuße der strategisch wichtigen Anhöhe Doi Suthep gegründet. Er gab ihr den Namen Noppbaburi Si Nakhonping Chiang Mai. Beide Könige, Ngam Muang von Phayao und Rama Khamhaeng, unterstützten Mengrai beim Bau der Hauptstadt Chiang Mai. Der Überlieferung nach stiegen alle befreundete Könige auf einen Berg und wählten von dort die Lage der neuen Hauptstadt. Alleine für die mächtige Ringmauer sollen 90.000 Menschen dran gearbeitet haben. In Chiang Mai gibt es dazu das „Drei-Königs-Denkmal“ zu besichtigen. Die politischen Entwicklungen schreiten fort, und Lannatai wird in den folgenden Jahrhunderten zum Verbündeten der Burmesen gegen das spätere Königreich Ayuthaya. Im Laufe der Zeit degradierte es sogar nur zum Vasallenstaat des wieder neu erstarkten Westreich von Burma. Noch bevor König Mengrai Haripunchai angreifen konnte, konnte 1278 ein bedeutender Herrscher in dem Königreich Sukhothai die Thron-Nachfolge übernehmen: Rama Khamheng, der dritte von drei Söhnen des großen Begründers Sri Inthrathit. Er war allerdings der dritte Vertreter der Dynastie und somit nicht direkter Nachfolger seines Vaters. Sein älterer Bruder, Prinz Ban Muang, regierte in der Zwischenzeit; doch gibt es keine historischen Aufzeichnungen mehr (die größte damalige Bibliothek Siams wurde bei der Eroberung Ayuthayas vollkommen zerstört), die genau festhielten, wann Prinz Ban Muang den Thron bestiegen hatte und wie lange er regieren konnte. Es wird aber vermutet, dass es wohl eine sehr ruhige Regierungszeit des Aufbaues gewesen ist. Mit der Thronbesteigung des Rama Khamheng wird jedoch der junge Staat in den nächsten 40 Jahren Regierungszeit des jungen Königs nicht nur zu den großen Eroberungen streben, sondern auch zu dem wichtigsten Kulturzentrum Siams. Noch ist nicht abzusehen, daß der junge König zu einem Protagonisten der indonesischen Geschichte wird. 

 

Sukhothai und die Herrschaft Rama Khamheng Die ruhmreiche Herrschaft des Königs Rama Khamheng wird begleitet durch die Jahre der Eroberungen. Seine durchtrainierten Armeen kontrollieren bald ein Gebiet, daß nicht nur die Fläche des heutigen Thailands umfasst, sondern auch den Osten des heutigen Burma und praktisch die gesamte Malaiische Halbinsel. So herrschte er nicht nur über Thais, sondern auch über einige Volksgruppen der Burmesen, der Mons und Shans im Westen, über Malaien im Süden, und über Khmer und Laoten im Osten. Da nun das mehr erstarkte Sukhothai freundschaftliche Beziehungen zum noch schwächeren Nachbarn im Norden hat und König Mengrai sich nicht gegen Sukhothai stellen kann, verzichtet Rama Khamheng auf einen Eroberungszug gegen Mengrai. Noch! Während die vorrückenden, starken Mongolenheere dem antiken Thai-Staat Nanchao das Ende bereiteten, knüpfte der Thai-Staat Sukhothai bereits Beziehungen zu den nördlichen Nachbarn China, wo die Yüan-dynastie herrschte. 1282 kommt How Chow Chi, ein hoher chinesischer Mandarin nach Sukhothai und handelt ein solides Staatenbündnis zwischen den beiden Ländern aus. Das war politisch ein guter Schachzug, der die weitere Zukunft bestimmte. Im selben Jahr machte Rama Khamheng einen Gegenbesuch bei Kaiser Kublai Khan. Er brachte bei seiner Rückkehr chinesische Meister der Keramikkunst mit, die einen starken Einfluss auf die thailändische Keramik ausübten und die Sukhothai-Keramik entwickelten, sowie chinesische Gelehrte. Die Herrschaft des Königs war eine geschickte Mischung aus milder, patriarchischer Härte und Diplomatie. Die Dorfgemeinschaften wurden mit so viel Regierungsgewalt ausgestattet, dass sie die meisten Belange in der Gemeinschaft selber regeln konnten. Ihm war die Meinung jedes einzelnen Untertan wichtig. So ließ er eine Glocke am Palasttor anbringen, die jeder Einwohner läuten sollte, der eine Beschwerde oder ein persönliches Anliegen vorzubringen hätte. Erklang die Glocke, so erschien der König persönlich, um sich den Fall schildern zu lassen, um dass Anliegen anschließend zu lösen. 

 

König Rama Khamheng verankerte den Hinayana-Buddhismus als Staatsreligion und verlangte von seinen Ministern und der königlichen Familie einen hohen moralischen Standard, so wie es auch in der Lehre des Buddha niedergelegt worden war. So entstanden ausgeglichene Kräfteverhältnisse am Hof und eine nur locker strukturierte Gesellschaft. Auch gab es einen Gesetzes-Codex, der Thammasat, den die Thai von den Mon übernommen hatten. Dadurch war der König verpflichtet, als "König der Gerechtigkeit zu regieren und die zehn königlichen Tugenden zu achten: Aufrichtigkeit, Selbstzucht, Gewaltlosigkeit, Geduld und Zurückhaltung, Sanftheit, Zornelosigkeit, Moralität, Liberalität und das Geben von Almosen. Ein König sollte gerecht und weise regieren, so dass ihm dafür die Hingabe und Loyalität des Volkes sicher war. Da aber niemand über den König stand, konnte die Machtbefugnis des Königs nie beschnitten werden. Dem König wurde die Befolgung des Thammasat selbst überlassen. Sukhothai war nun in seinen Grenzen gesichert. China befürchtete aber ein eventuelles Bündnis zwischen Sukhothai und Burma, und ließ deshalb 1287 die Hauptstadt Burmas, Pagan, durch seine Mongolenheere erheblich zerstört. Danach wurden die meisten Truppen der Mongolen wieder abgezogen. Der Staat reichte von Luang Prabang im Norden, Vien Chang im Osten, Ligor im Süden und Pegu im Westen. 1294 entsandte er eine weitere Tributabordnung nach Peking, die er als König selber anführte. Bei dieser Gelegenheit soll der siamesische König eine chinesische Prinzessin geheiratet haben. Doch Burma wurde er richtig geschwächt als 1298, als im Verlaufe einer Rebellion Pagan von den Shan erobert und endgültig zerstört wurde. Sie nahmen den Herrscher von Burma gefangen und ließen ihn hinrichten. Die starke Präsenz von Shan und anderen Thaivölkern vereinigten sich, um einen Einfall der Chinesen in Oberburma zu verhindern. Den Chinesen war bewusst, dass eine erneute Einnahme Oberburmas nicht mehr so leicht werden würde, wie vorher. Man wartete zunächst die weitere Entwicklung ab. 

 

Um 1300, nach dem Tod Kublai Khans, unternahm König Rama Khamhaeng, eine weitere Reise nach China, um die freundschaftlichen Beziehungen nochmals zu untermauern. Noch immer gab es die Gefahr einer möglichen Invasion von Seiten der Mongolen. Eine Sicherung der nördlichsten Grenze zu China ließ ihm Spielraum, den ganzen Norden Thailands, noch immer eine politisch-militärisch Zone der Instabilität, unter seiner Kontrolle zu bringen. Die Chinesen wiederum betrachteten zwar den Besuch des siamesischen Königs als Zeichen der Unterwerfung gegenüber dem Königreich China, hatten ihn aber auch als Herrscher respektiert. Ein Jahr später eroberte er, trotz vorheriger guter Beziehungen, das Königreich Lanna Thai (das heutige Lamphun) vollständig und integrierte es in seinem Staat. Der Grund für die Einnahme des Nachbarreiches war seine zu enge Beziehung zum Erzrivalen Burma. Zur gleichen Zeit schloss der Regent von Sukhothai ein Bündnis mit anderen Thai-Fürsten, vergrößerte sein Einflussgebiet bis Chiang Mai, eroberte im Osten das heutige Vientiane, im Norden Luang Prabang und im Westen die Stadt Pegu im südlichen Burma. Binnen kurzer Zeit wurde aus den vielen Kleinstaaten das große Königreich Sukhothai, dass spätere Siam. Durch eine geschickte Diplomatie und Militärführung wurde so Sukhothai zum zweitmächtigsten Reich in dieser Region. Doch es waren vor allem die ganz neuen Institutionen und die kulturelle Entwicklung, die die Herrschaft Rama Khamhengs so ruhmreich werden ließen. Ihm wird so der Verdienst zugesprochen, 1283 ein ganz neues Schreibsystem für seine Sprache erfunden zu haben. So erhielt das ursprüngliche, bisher nur gesprochene Thailändisch (eine chinesische Sprache mit Mon, Khmer und vielleicht auch indonesischen (?) strukturellen Elementen) eine eigene Schrift durch Abänderung der altindischen Sanskrit-Schrift. Weiterhin reformierte er den Buddhismus, wobei er den Mönchen einen sehr strengen Verhaltenskodex auferlegte. Aber auch geschickte Diplomatie, Gesetzgebung und Politik, sowie unterschiedliche Einflüsse in Architektur, Goldkunst, den Handel und Straßenbau ließen Sukhothai über die Grenzen hinweg bekannt werden. Als dann Rama Khamheng (Rama der Mutige) schließlich 1318 starb, hinterließ er ein reiches und mächtiges Reich, das unter seinen Nachfolgern aber seinen alten Glanz für alle Zeiten schnell verlor. 

 

Unter der Regentschaft Königs Loe Tai (Lo Thai), ein Sohn Rama Khamhengs, begann allmählich der gefestigte Staat instabiler zu werden. Der neue König verehrte des Buddhismus im höchsten Maße, und bekam deshalb auch den Titel König des Rechtes. Während seiner Regierungszeit wurden Beziehungen zu Ceylon, dem Ursprungsland der Hinayana-Lehre sehr verstärkt. Er war aber auch Wissenschaftler und schrieb eine bedeutende Arbeit über Kosmologie. Innenpolitisch ging es jedoch nicht so gut. Die meisten Fürstentümer entwickelten sich wieder mehr eigenständiger und der Einfluss Sukhothais wurde immer geringer. Als schließlich das Lannatai-Königreich 1338 das vormals mächtige Fürstentum von Phayao eroberte, das östlich von Chiang Mai lag, war bereits der Nachbar Sukhothai militärisch so weit geschwächt, daß es keinen Versuch unternahm, einmal seinen Einfluss zu vergrößern. Dafür erstarkten kleinere Fürstentümer, wie z.B. das Fürstentum Utong (in der Nähe der heutigen Stadt Suphanburi bei Ayuthaya), das von 1330-1350 viele kleine Fürstentümer erfolgreich eroberte, die ehemals unter der Oberhoheit Sukhothais standen. Damit wird Utong zum Initiator der späteren Ayuthaya-Dynastie. Die Stadt Ayuthaya wurde 1350 offizieller Regierungssitz. Die nachfolgende zeitliche Geschichte der Sukhothai-Dynastie beschreibt nur den raschen Niedergang einer nur 140jährigen Regierungszeit. 1347 schließlich besteigt Prinz Lu Thai (Tammaraja I), ein Sohn von König Loe Tai, den Thron. Er ist übrigens nicht exakt bekannt, wie lange König Loetai regierte. Man vermutet, daß, bevor Lutai den Thron bestieg, ein König mit dem Namen Nguan Amthon für kurze Zeit die Regierungsgeschäfte übernahm. (Leider wurden die meisten geschichtlichen Zeugnisse darüber bei der Eroberung Ayuthayas zerstört.) 

 

Lu Thai war vorher Vizekönig von Sawankhalok gewesen. Solange der neue König Lu Thai regierte, beschäftigte sich dieser, wie sein ater, jedoch mehr mit religiösen, statt mit den weit aus wichtigeren Regierungsgeschäften. Das Wohlergehen seiner Untertanen hatte für ihn einen hohe Stellenwert. Auch interessierte er sich sehr für die Astrologie und reformierte den Kalender der Thai. An Außenpolitik war er jedoch kaum interessiert. So war dies sicher ein nicht unerheblicher Umstand, der Sukhothais politische Stellung letztendlich ganz untergraben hat. Dies hatte auch zur Folge, dass 1349 Sukhothai ohne Blutvergießen vom Fürstentum U-Thong erobert wurde. Sukhothai wurde ein Vasallenstaat. Lu Thai dankte 1361 ab und wurde Mönch. Tammaraja, der Name, der König Lu Thai nach seinem Tod, 1370, verliehen bekam, ist auch eher ein religiöser Titel. Die Nachfolge übernimmt Prinz Sai und er nennt sich selber Tammaraja II. Der Einfluss Sukhothais war praktisch nicht mehr vorhanden. Dies wird um so mehr deutlich, als nur ein Jahr später König Boromaraja I von Ayuthaya in Gebiete einmarschierte, die offiziell zu Sukhothai gehörten. Weder politisch, militärisch oder diplomatisch konnte diese Entwicklung anders verlaufen. 1375 wurde der Ort Phitsanulok, die zweite Hauptstadt des Sukhothai-Reiches von den Truppen Boromaraja vollständig erobert. Es dauerte nochmals ganze drei Jahre, bis König Tammaraja II den Status als Vasall von Ayuthaya annahm. Damit endet die unabhängige Geschichte des ersten größeren Thai-Staates nach nur 140 Jahren. Der nachfolgende König Tammaraja III, auch bekannt unter dem Namen Sai Lü Thai, hielt zwar noch einen geringen Teil Unabhängigkeit, konnte aber den Niedergang trotz seiner langen, zwanzigjährigen Regierungszeit nicht aufhalten. Der letzte König von Sukhothai war Tammaraja IV, unter dem Namen Borampal bekannt, der von 1419-1438 regierte. Doch konnte er bereits nur noch als Vasallenfürst regieren. 1438 wurden die Provinzen Sukhothais dem Königreich Ayuthaya einverleibt. Dies war das endgültige Ende.


König Rama Khamhaeng


Betrachtet man die Geschichte Thailands, so begegnen wir einem großen Spektrum reichhaltiger Kultur. Obwohl so gut wie keine Kenntnisse über die geheimnisvolle Herkunft der Thai vorliegen und die Erforschung der Frühzeit des Landes noch in den Anfängen steht, wissen wir doch einiges über die beiden großen Epochen des alten Siams: der Sukhothai-Periode und der Ayuthaya-Periode. Mit der ersten der beiden beginnt das große Zeitalter der Thai im heutigen Thailand, das wohl von einem der größten und ersten Herrscher Siams geprägt wurde: Rama Khamhaeng. (auch Ramkhamhaeng/Ramchamhaeng) 

 

Nach seiner 42jährigen Regentschaft von 1275 - 1317 nannte man ihn liebevoll den Vater Thailands. Seine ruhmreiche Herrschaft bezeugt die große vierseitige Stele aus dem Jahre 1292, die nach ihm benannt wurde und die mit gebührender Begeisterung die Größe des Herrschers und den Reichtum seines Reiches preist: 

 

Solange König Rama Khamhaeng lebt, ist die Stadt Sukhothai glücklich. In den Gewässern gibt es Fische; auf den Feldern gibt es Reis; der Landesherr fordert keine Steuern von seinen Untertanen; die Menschen gehen in Gruppen auf die Straße, führen Ochsen mit sich, um Geschäfte zu machen, und reiten mit ihren Pferden zum Verkauf. Wer auch immer Handel mit Elefanten oder Pferden betreiben will, tut es; wer auch immer Handel mit Gold und Silber betreiben will, tut es. Stirbt einer aus dem Volk, wird ein Adliger oder Häuptling krank, stirbt er oder verschwindet er, so gehen das Haus seiner Vorfahren, seine Kleidung, seine Elefanten, seine Familie, seine Reisvorräte, seine Sklaven, seine Areka- und Betelplantagen ganz und gar in den Besitz seiner Söhne über. 

 

Haben Personen aus seinem Volk, Adlige oder Häuptlinge, eine Meinungsverschiedenheit, führt der König eine Untersuchung durch und löst völlig unvoreingenommen das Problem für seine Untertanen; er übt keine Nachsicht gegenüber Dieben oder Hehlern; wenn er den Reis anderer sieht, begehrt er ihn nicht; empfindet er keinen Neid. 

 

Wer auch immer sich auf seinen Elefant zu ihm begibt, um von ihm Schutz für sein Land zu erbitten, erhält von ihm Hilfe und beistand; wenn ein Fremder keine Elefanten, Pferde, Bedienstete, Frauen, Gold und Silber hat, verschafft er ihm davon und lädt ihn dazu ein, sich wie daheim zu fühlen. Nimmt er feindliche Krieger oder Kämpfer gefangen, so tötet oder verletzt er sie nicht. In einem Tor hängt eine Glocke: Hat ein Besucher oder Bewohner des reiches eine Beschwerde oder ein Problem, das ihn quält und sein herz belastet und das er dem König darlegen möchte, so ist das nicht weiter schwierig: Er braucht nur die Glocke zu läuten. Immer wenn König Rama Khamhaeng diesen Ruf hört, befragt er den der die Beschwerde vorbringt, über sein Problem und urteilt unvoreingenommen. 

 

Und der König ist auch berechtigt, Recht zu sprechen, denn sein Leben ist ein Vorbild für Werte und Nachsicht gegenüber den Landeskindern; im Kriege vernichtet er die feinde, aber solange mein Vater lebte, diente ich meinem Vater und meiner Mutter. Wenn ich jagen oder fischen ging, brachte ich die beute meinem Vater; wenn ich irgendeine Frucht hatte, süß oder sauer, wohlschmeckend oder begehrenswert, brachte ich sie meinem Vater. Wenn ich Elefanten jagen ging und einige Tiere fand, brachte ich sie meinem Vater. Wenn ich ein Dorf oder eine Stadt angriff und Elefanten, Jungen und Mädchen, Gold und Silber erbeutete, gab ich alles meinem Vater. Als mein Vater starb, blieb mir mein älterer Bruder, und ich diente fortan meinem älteren Bruder genauso, wie ich meinem Vater gedient hatte. Als mein älterer Bruder starb, wurde mir das ganze reich zuteil. 

 

Der damals wie heute noch populäre Rama Khamhaeng (der Mutige), dritter Thai-König der Sukhothai-Dynastie und jüngster Sohn des Staatsgründers, hatte sich schon früh an der Seite seines Vaters in vielen Kämpfen als mutiger Krieger behauptet. Früh lernte der junge Prinz, dass das noch immer mächtige Reich der Khmer und das noch mächtigere Großreich im Norden die Zukunft eines freien Thai-Staates bestimmen würde. 

 

Er studierte unter der Anleitung seines weisen Vaters nicht nur altindische Weisheiten und Wissenschaften, sondern auch Politik, Diplomatie, militärische Strategie und insbesondere die Kulturen Altindiens, Ceylons, der Khmer und Chinesen, was ihn später sicherlich inspirierte. Nicht umsonst bezeichnete man den dritten Thai-Herrscher auch als Salomon Südostasiens. 

 

Es waren vor allem Jahre der Eroberungen und geschickter Politik, als der junge Prinz Rama Khamhaeng die Nachfolge seines Vaters antrat. Während die stark expandierenden Mongolen aus China dem antiken Thai-Staat Thali ein schnelles Ende bereiteten, knüpfte der neue, junge Thai-Staat Sukhothai Beziehungen zu den mächtigen nördlichen Nachbarn, die bereits 1287 die Riesenstadt Pagan mit ihrer perfekten Kriegsmaschinerie eroberten. Überhaupt war es der junge König Rama Khamhaeng, de die Grundlagen für die Stabilität seines jungen Reiches schuf. Verträge sicherten die grenzen im Norden, wirtschaftliche Beziehungen festigten und sicherten die Kontakte an den Westgrenzen mit Birma und Indien. Die Heirat mit Prinzessinnen der verbündeten Staaten war sicher in der Diplomatie ein vorteilhafter Schachzug. 

 

Rama Khamhaeng knüpfte enge Verbindungen zu Ceylon, dem Mutterland des Theravada-Buddhismus, um die von den Khmer geprägte Religion seines Volkes auf ihre Ursprünge zurückzuführen. Dies waren alles politische Schachzüge, denn im selben Zeitraum schloß der junge Thai-Staat ein Bündnis mit anderen Thai-Fürstentümern, so dass die Kleinstaatenpolitik durch die Sukhothai-Dynastie unter Rama Khamhaeng endgültig aufgelöst wurde. 

 

Man schwächte die Macht des starken, aber angegriffenen Mon-Reiches von Lamphun und gründete im Norden den zweiten Thai-Staat Chiang Mai, der die Sukhothai-Dynastie weiter stärkte. Es folgten viele Eroberungen. Die durchtrainierten Streitkräfte und die geniale Strategie des Herrschers überrannten im Osten das heutige Vientiane, im Norden Luang Prabang und im Westen die Stadt Pegu im südlichen Birma. Binnen kurzer Zeit wurde aus vielen Kleinstaaten und kleinen Machtzentren das mächtige Königreich Sukhothai, der Grundstein für das spätere Siam. 

 

Obwohl zu diesem Zeitpunkt die politische Stabilität innen wie außen gesichert war und eine große, erfahrende Armee die Grenzen sicherte, dachte Rama Khamhaeng an die Zukunft seines noch jungen Reiches und entwickelte eine modern anmutende, stabile Diplomatie. So bewies er besonders Geschick im Umgang mit China, dem stärksten nördlichen Nachbarn. Er schickte nicht nur Gesandte zum chinesischen Kaiserhof, sondern unternahm selbst zwei beschwerliche Reisen zu Kublai Khan (1282) und dessen Nachfolger (1300). Von seiner zweiten reise brachte er auch chinesische Künstler mit, die in Sukhothai Keramik produzierten und neue Stile in die Töpferkunst einbrachten. Die Sukhothai-Keramik kann man heute in den verschiedenen Museen Thailands bewundern. 

 

Diese künstlerischen Neuerungen ließen Rama Khamhaeng zusammen mit der kulturellen Entwicklung so ruhmreich werden. Ihm wird auch der Verdienst zugesprochen, 1283 das erste Schreibsystem für seine Sprache gefunden zu haben. So erhielt das ursprüngliche, nur gesprochene Thai (eine chinesische Sprache mit Mon, Khmer und vielleicht auch indonesischen, strukturellen Elementen) eine eigene Schrift durch Abänderung der Thai-Schrift. Das war für den jungen Thai-Staat eine weitere nationale Identität. 

 

In der Gold-, Silber- und Schmiedekunst gab es ebenfalls Bereicherungen durch chinesische Einflüsse. Weitreichende Verbesserungen fanden auch in Handel, Straßenbau, Kanalisation, Brückenbau und der Architektur statt. Neuen Anpflanzmethoden und Viehwirtschaft sicherten eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung. 

 

Als Rama Khamhaeng 1317 starb, hinterließ er ein reiches und mächtiges Reich, das unter seinen Nachfolgern große Eroberungen machte, aber auch Niederlagen einstecken musste, bis Sukhothai eines Tages Glanz, Reichtümer und Bedeutung verlort. Schon im Jahre 1347 wurde Ayuthaya die neue Hauptstadt des Königreiches.


Die Ayuthaya - Dynastie


Vom Fall Sukhothais bis zum Tod von König Naresuan 

 

Das Ende des einst einflussreichen und mächtigen Sukhothai-Reiches begann bereits 1350, als nach dem Tod des Königs von Utong ein führender General als Nachfolger den Thron bestieg. Der General nannte sich nach der Thronbesteigung selber Rama Tibodi I und wir dürfen davon ausgehen, dass die Machtübernahme militärisch erfolgte. Er soll aus einer reichen chinesischen Kaufmannsfamilie stammen und durch heiraten mit den Höfen von Suphanburi und Lopburi liiert gewesen sein. König Tibodi I reorganisierte das Militär, die innere Verwaltung und verlegte innerhalb kürzester Zeit die Hauptstadt des Reiches weiter nach Osten, nach Ayuthaya. Er vereinigte die beiden unabhängigen Königreiche Lavo und U-Thong zu einem neuen mit Ayuthaya als Hauptstadt. Ayuthaya war strategisch sehr gut erdacht: Die Stadt lag auf einer Insel, die durch den Zusammenfluss dreier Flüssen gebildet wurde. Ihr voller Name lautet Phra Nakhon Si Ayuthaya. 

 

Es wird leider noch immer in einigen Reisebüchern davon berichtet, daß zu diesem Zeitpunkt Ayuthaya gegründet wurde. Dies ist jedoch eine Fehlinformation. Ayuthaya war zu diesem Zeitpunkt bereits eine florierende Handelsstadt und wurde erst zu einer Hauptstadt gemacht. Wer wann Ayuthaya gründete ist bis heute nicht ganz geklärt. Es wird vermutet, daß Ayuthaya zunächst eine antike Siedlung von Indern war, die ihrer Stadt den Namen von Ramas legendären Königreich in Indien gaben. So gibt es auch heute noch auch die indische Schwesterstadt Ayodhya. 

 

Es dauerte nur zwei Jahre bis Ayuthaya so erstarkt war, dass ein riesiges Heer aufgestellt werden konnte und Richtung Süden marschierte, um das Khmer-Reich zu erobern. Obwohl die eroberten Gebiete des besiegten Khmer-Reiches in das Hoheitsgebiet von Ayuthaya einverleibt wurden, verlief die kulturelle Beeinflussung in den nächsten Jahrzehnten eher umgekehrt. Nicht die Sieger, sondern die Besiegten beeinflussten nun das kulturelle Leben im alten Siam. Neben dem großartigen Wissen in den Bereichen Architektur, Malerei, Kunsthandwerk, Kanalisation und Agrarwesen wurden auch die einst gefürchteten Gebräuche der Khmer aufgenommen. Dazu gehörte insbesondere die Sklaverei, die ausgeklügelte Militärapparatur und das Konzept der absoluten, gottähnlichen Monarchie, die ja am Ende das große Khmer-Reich zum Niedergang führte. Die siamesischen Truppen zogen sich deshalb immer weiter zurück, war doch keine Gefahr vom besiegten Feind zu vermuten. 

 

1353 wurde das laotische Königreich Lan Sang vom legendären König Fa Ngum gegründet. Fa Ngum hatte lange in der Hauptstadt des Khmerreiches gelebt und eine sehr gute Ausbildung erhalten. Der König verheiratete er mit einer Prinzessin aus der königlichen Familie und stellte ihn in den Dienst des Militärs. Aufgrund seiner Fähigkeiten Kenntnisse und Ansehens konnte er die politische-militärische Selbständigkeit Lan Sangs durchsetzen. Somit hatte Ayuthaya nicht nur den Erzfeind Angkor im Süden und Burma im Norden kritisch zu betrachten, sondern einen neuen laotischen Staat im Nordosten sowie das unabhängige Lanna-Thai-Reich (Chiang Mai) im Norden. Ayuthaya hatte noch einen weiten Weg wirklich souverän zu sein. 

 

Im Jahre 1357 brach eine große Cholera-Epidemie in Ayuthaya aus und dezimierte die Bevölkerung beträchtlich. König Tibodi konnte durch eine radikale Gesundheitsreform die Epidemie bald eindämmen und soll nicht zimperlich mit den Erkrankten umgegangen sein. Die Gefahr, dass Ayuthaya womöglich durch Abwanderung seine Bevölkerung verlor, konnte er jedoch abwenden. Bedeutete doch den Verlust von Menschen auch der Verlust von rekrutierbaren Männern und Arbeitskräften, die man nicht immer durch Kriegerfolge ausgleichen konnte. 

 

1361 wurde König Tibodi I für einige Zeit Mönch und nutzte diese Zeit, seine Nachfolge zu regeln. Sieben Jahre später starb Rama Tibodi I im Alter von 57 Jahren. Sein Sohn, Prinz Ramesuan, übernahm die Thronfolge. Er wurde jedoch von der Militärführung als Schwächling eingestuft, da er in vorangegangenen Schlachten gegen die Khmer nicht heldenmütig gewesen sein soll. Auch seine Fähigkeit, die Regierungsgeschäfte souverän zu übernehmen scheiterten. Nach fast einem Jahr Regierungszeit dankte König Ramesuan auf Anraten seiner Minister ab. Neuer König wurde sein Onkel, Prinz Boromaraja, der Schwager von König Rama Tibodi I. Prinz Ramesuan wurde jedoch die Möglichkeit offen gehalten, sich im Palastbereich aufzuhalten. 

 

König Boromaraja nutzte seine Zeit, um das Militär Ayuthayas weiter aufzurüsten. Im Jahre 1371 begann er einen Krieg mit dem geschwächten Sukhothai, und eroberte mit seinen Armeen mehrere Städte, die bisher unter der Hoheit von Sukhothai standen. Das schon innenpolitisch zerbrochene Sukhothai konnte keine Kräfte mehr gegen das übermächtige Ayuthaya aufbringen und seine verlorenen Gebiete zurückerobern. König Boromaraja indes festigte seine Macht und die Grenzen seines Reiches. Sein Ziel, daß einst ruhmreiche Sukhothai-Reich vollständig zu zerstören, konnte er nun mit Ruhe vorbereiten, wußte er doch von der Schwäche des Nordens. Es wurden erste Kriegsvorbereitungen getroffen. 

 

Nach vier Jahren Vorbereitung wurde die stark befestigte Stadt Phitsanulok, die Schwesterstadt Sukhothais, von der Armee Boromarajas vollständig erobert. Der größte Teil der Bevölkerung wurde als Sklaven nach Ayuthaya überführt. Nun hatte Sukhothai nichts mehr entgegen zu bieten. König Tammaraja II von Sukhothai fügte sich seinem Schicksal und wurde 1376 zum Vasallen von Ayuthaya. Zu diesem Zeitpunkt endete die Sukhothai-Dynastie. 

 

Als 1388 König Boromaraja starb, wurde sein erst 15jähriger Sohn Tonglan (Thong Chan) Thronfolger. Seine Herrschaft dauerte jedoch nur sieben Tage. Durch eine Intrige setzte der einstige König Ramesuan, den jungen Tonglan fest und ließ ihn später beseitigen. Unter diesen mysteriösen Umständen bestieg er wieder selbst den Thron. Er nutzte seine Anwesenheit im Palast, um sich genügend Wissen anzueignen und genügend Einfluß zu gewinnen, um die Gunst der Stunde auszunutzen. Durch den Tod von König Boromaraja hatte er seinen Plan erst in die Tat umsetzen können. Bis heute gibt es die Vermutung, daß er wahrscheinlich schon vorher auch einen Putschversuch geplant hatte, als König Boromaraja noch lebte. 

 

Obwohl Sukhothai praktisch nicht in der Lage war, sich aus der Umklammerung Ayuthayas zu befreien, hatte König Tammaraja dennoch diplomatische Geheimgespräche mit dem Königreich Lannatai aufgenommen. 1390 unternahm Senmuangma, der König von Chiang Mai, einen Feldzug gegen das Ayuthaya-Reich und versuchte, Sukhothai von den Truppen Ayuthayas zu befreien. Doch dieser kühne Vorstoß wurde gänzlich zunichtegemacht. Die Truppenstärke und die Kampfmoral der Truppen von Ayuthaya wurden vollkommen unterschätzt. König Senmuangmas Truppen wurden komplett aufgerieben. König Ramesuan hatte Kundschafter ausgeschickt, die ihm die Gewissheit gaben, daß fast alle Truppen aus Chiang Mai gegen ihn geschickt wurden und somit vernichtet waren. Er ließ seine Truppen in Chiang Mai ohne große Gegenwehr einmarschieren und den größten Teil der Bevölkerung umsiedeln. Dadurch wurde Chiang Mai die Chance genommen, sich jemals von diesem Schlag erholen zu können. Ayuthaya konnte indes die eroberten Gebiete in ganz Siam durch Umsiedlungen urbar machen und seine Städte und Dörfer durch Bevölkerungszuwachs stärken. 

 

Durch die jahrelangen Kämpfe im nördlichen Teil des Landes wurde das einst geschlagene Khmer-Reich ganz aus den Augen verloren. Wurden früher, aus Überzeugung, daß die Khmer niemals mehr in der Lage wären, eine Gefahr für Siam darzustellen, die Besatzungstruppen zurückgezogen, so wurde diese Fehleinschätzung nun zu einer ernsten Bedrohung. Im Jahre 1393 provozierte der Khmer-König Kodombong einen Krieg mit dem verhassten Siam. Er griff siamesische Städte an der Ostküste an und konnte in kurzer Zeit in allen Städten von Chantaburi bis Chonburi einmarschieren und ließ deren Bevölkerung fast vollständig als Sklaven ins eigene Reich entführen. 

 

Als diese unerwartete Kriegserklärung König Ramesuan erreichte, schickte er sofort ein starkes Heer Richtung Süden. Obwohl die Khmer bereits auf dem Rückzug waren, stießen die Truppen ins Khmer-Reich vor, um es nun vollständig zu zerstören. Die Übermacht und der schnelle Vorstoß der siamesischen Truppen überrannte praktisch die einst eindringende Armee der Khmer. Die Hauptstadt Angkor wurde eingenommen und fast 90.000 Khmer wurden als Gefangene und Neubürger nach Siam entführt. Das Khmer-Reich war damit praktisch kein eigenständiger Staat mehr und wurde ein Vasall Siams. 

 

Interessant ist dabei die besondere Kriegszielsetzung der damaligen Zeit in Südostasien. So wurden nicht nur Städte oder Reiche erobert, ausgeplündert und zerstört, sondern vielmehr wurden auch möglichst viele Menschen als Beute mitgenommen. Dies führte zu einem schnelleren Bevölkerungszuwachs und einer schnelleren Stärkung der eigenen Armee, aber auch zu einer ethnischen Vermischung. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass die vielen Kriege zwischen Khmer, Thais und Burmesen zerstörerische Kriege waren, wo jeder freie Mann in die Armee eingezogen wurde und oft die Anzahl der Soldaten den Krieg entschied. Solche blutigen Schlachten erinnern uns an den Siebenjährigen Krieg in Europa. Hier zählte auch die zahlenmäßige Überlegenheit. 

 

König Ramesuan hatte in seiner Regierungszeit ein starkes Reich geschaffen, dass keine Feinde zu fürchten hatte und an seinem Aufbau weiterarbeitete. 1395 starb der große Stratege Ramesuan mit 62 Jahren. Sein Sohn Ramraja (Ramaracha) wurde sein Nachfolger und regierte in den nächsten 14 Jahren über ein friedliches Land. Nach dieser friedvollen Zeit wird König Ramraja von Prinz Nakonin (Nakhon In), dem Gouverneur von Sysan und jüngerer Bruder des ermordeten Tonglan, gestürzt. Nakonin setzte sich selber als König mit dem Titel Inthraraja (Inthraracha I) ein. Vermutlich wurde König Ramraja ermordet. Als 1424 König Inthraraja starb, bekriegten sich drei seiner Söhne in einem Kampf auf Kriegselefanten um das Thronerbe. In diesem Kampf überlebte nur der Jüngste. Dieser wurde anschließend zum König ernannt und erhielt den Titel Boromaraja II. 

 

1431 kam es zu einem Krieg zwischen dem wieder erstarkten kambodschanischen Reich, daß sich als Erbe des Khmer-Reiches verstand, und Ayuthaya. Dieser Krieg dauerte sieben Monate und abermals konnte Ayuthaya einen Sieg erringen und marschierte zum zweiten Male in Angkor Thom ein, der Hauptstadt der Khmer. Durch Eroberungen von Teilen des Khmer-Reiches drangen weitere Khmer-Kulturelemente in die thailändische Kultur ein. Auch erhalten aus Angkor Thom geholte Brahmanen am Hof von Ayuthaya ihre Ehrerbietung. Auch übernimmt man die straffere und zentralere Verwaltung und Herrschaft der Khmer. 

 

Der Angkor-König Tammasok verlor bei diesem Krieg dabei sein Leben und der König von Siam installierte seinen Sohn, den Prinzen Intaburi als König von Kambodscha. Als jedoch nach wenigen Monaten König Intaburi unter mysteriösen Umständen starb, verlor Siam seinen Einfluss in Kambodscha zusehend. Die Khmer räumten ein Jahr später die einst mächtige Stadt Angkor, da die Stadt zu nahe an der Grenze zu Siam lag und richteten ihre neue Hauptstadt in Basan, östlich des Mekong, ein. Diese Zeit wurde dazu genutzt, daß geschlagene Reich neu zu organisieren und zu festigen. Nach zwei Jahren Neuaufbau verlegten die Khmer ihre Hauptstadt abermals, diesmal nach Phnom Penh. 

 

1438 wurde Sukhothai vollkommen in das siamesische Reich unter der Vorherrschaft Ayuthayas integriert und von einem Gouverneur, Prinz Ramesuan, regiert. Damit war ein Jahrzehnt altes Kapitel abgeschlossen und die Stadt Sukhothai wurde zu einer wichtigen Handelsstadt und militärisches Ausbildungszentrum der nördlichen Elite-Armeen. Eine Entwicklung, die wiederum vier Jahre später zum Krieg mit Chiang Mai führte. Zwar wurde Chiang Mai besiegt, aber nicht vollständig. Das Lannatai-Reich konnte durch die vielen politischen Entwicklungen zwar wieder unabhängig bleiben, verlor jedoch einen erheblichen Anteil seiner Bevölkerung an das Königreich Siam. Lannatai blieb immer gefährdet durch die Auseinandersetzungen zwischen Ayuthaya und Burma. 

 

Den Krieg konnte sich Ayuthaya auch deshalb leisten, da die Kontakte und der Handel zu China immer gepflegt wurden, und somit eine Gefahr vom Großreich China nicht zu befürchten war. Dies aber auch damit zu erklären, da Siam die chinesische Oberhoheit anerkennen musste und regelmäßig Gesandtschaften mit Tribut nach China schickte. 

 

Nach 24 Jahren erfolgreicher Regierungszeit starb der große König Boromaraja II. Sein Nachfolger wurde der Gouverneur von Sukhothai, Prinz Ramesuan. Unter dem Namen Trailok bestieg er den Thron von Ayuthaya. Es folgten 40 Jahre erfolgreiche Regierungszeit, die König Trailok mit vielen Reformen bereicherte. Er reformierte das siamesische Verwaltungswesen und gab ihm eine strenge strukturierte Ordnung. Er regelte auch das Adelssystem in Siam neu und legte dabei sieben Ränge fest, die man erreichen konnte: 1. Phaya, 2. Phra. 3. Luang, 4. Khun, 5. Muen, 6. Pun, 7. Tanai. Später wurde noch der höchste Rang eingeführt, der Chao Phaya. Die Adelsränge waren jedoch (gegenüber den europäischen Adelstiteln) nicht vererbbar, sondern wurden von Königen verliehen und konnten von Königen aberkannt werden. Sein politisches Einflussgebiet reichte von Kampheng Phet bis Luang Prabang im heutigen Laos. 

 

König Trailok gefiel nicht, dass das alte Lannatai-Reich wieder erstarkte und vielleicht sogar wieder zum Verbündeten Burmas wurde. So wäre seine Nordgrenze näher als gewollt. Um das Lannathai-Reich später strategisch erobern zu können, so seine Überlegung, ergreift er 1449 zunächst Besitz vom Stadtstaat Nan im östlichsten Tal des Nordens. Aufgrund der abgelegenen Lage von Nan, war dieser Schachzug nur dazu erdacht gewesen, Nan militärisch zu kontrollieren und Lannatai mit einer Eroberung zuvor zu kommen. Aber da die Verhältnisse zwischen Burma und Lanntai zu undurchsichtig waren, wagte König Trailok keinen Angriff. 

 

1456 begannen die erneuten Konflikte zwischen dem Lannatai-Reich von Chiang Mai und der Ayuthaya-Dynastie. Zunächst erfolgten jahrelange diplomatische Auseinandersetzungen und Überfälle von beiden Seiten. 1459 wurde Svargaloka erobert. 

 

Sechs Jahre später kam es zum Ausbruch dieser Konfrontation. Sukhothai wurde vorübergehend von einer Armee Chiang Mais besetzt, um Wochen später von den Truppen Ayuthayas zurückerobert zu werden. Da Siam praktisch keine Übergriffe an seinen Grenzen zu befürchten hatte, und nur eine Gefahr vom Lannatai-Reich ausging, verlegte König Trailok seinen Regierungssitz 1463 von Ayuthaya nach Phitsanulok im Norden seines Reiches. Die Regierungsgeschäfte in Ayuthaya wurden von seinem Sohn Boromaraja erledigt. 1465 empfing König Trailok, als großer Förderer des Buddhismus, selbst die Weihe als buddhistischer Mönch und zog sich einige Zeit ins Kloster zurück. 

 

Insgesamt kam es siebenmal zum Krieg mit dem nördlichen Nachbarn. Noch gelang es Siam nicht, den Widerstand des Gegners zu brechen und ihn zu unterwerfen. 

 

Durch diese Strategie kam es zu einer überraschend friedvollen Zeit. Erst 1474 brach ein neuer Krieg aus. Es kam zur Schlacht zwischen Chiang Mai und Ayuthaya. Der Herrscher von Chiang Mai, Maharaja Tilok, ließ von seiner Armee alle Angehörigen der siamesischen Botschaft in Chiang Mai ermorden. Bei dieser Schlacht gab es keinen Sieger und keinen Besiegten. Beide Reiche vereinbarten daraufhin einen Friedensvertrag, der jedoch keine völkerverständigende Annäherung mit sich bringt. Noch immer blieb König Trailok in Phitsanulok und überließ die Herrschaft in Ayuthaya seinen Sohn Boromaraja. 

 

1478 wird in Chiang Mai das 8. Buddhistische Weltkonzil abgehalten. 

 

1486 starb König Tilok von Chiang Mai und ein Jahr später auch König Trailok in Phitsanulok. Prinz Boromaraja, der 25 Jahre lang souverän die Regierung in Ayuthaya ausübte und sich als Stellvertreter seines Vaters ein respektvolles Ansehen im Reich erworben hatte folgte auf den Thron. Er erhielt den Titel Boromaraja III. Da er seine Machtbasis in Ayuthaya aufgebaut hatte, wurde die traditionelle Funktion Ayuthayas als Hauptstadt des Königreiches wiederhergestellt. 

 

Vier Jahre nach seiner Thronbesteigung starb Boromaraja III und sein Bruder, Prinz Jetta, wurde 1491 sein Nachfolger., dessen Mutter von den Königen Sukhothais abstammte. Er erhielt den Namen Rama Tibodi II. Seine Regierungszeit muss eine ruhige Entwicklungsphase der Ayuthaya-Dynastie gewesen sein, da in den vorhandenen Chroniken über keine außergewöhnlichen Ereignisse berichtet wird. Als wichtigstes militärisches Ergebnis wird die endgültige Eroberung des wieder erstarkten Lanna Thai-Reiches 1515 genannt. 

 

Im Jahre 1498 eröffneten Vasco da Gama und seine portugiesische Gefolgschaft, nachdem sie erfolgreich das Kap der Guten Hoffnung umsegelt hatten, eine neue Handelsroute. Damit begann die neue Ära der europäischen Expansion im Fernen Osten. 

 

Die Europäer kommen 

 

Nachdem die Portugiesen im Jahre 1511 Malakka erobern konnten, schickten sie als noch im gleichen Jahr als erste Europäer eine Delegation nach Ayuthaya. Der Vertreter der portugiesischen Krone hatte ein Jahr später eine weitere Delegation vom portugiesischen Stützpunkt Goa nach Ayuthaya geschickt, da er einen Verlust seiner Einflusssphäre gegenüber den nach Süden vorrückenden Siamesen befürchtete. 

 

In Jahren 1512 - 1516 schlossen der portugiesische Gesandte Duarte Coelho und Vertreter des königlichen Hofes von Siam verschiedene Vereinbarungen, wonach die Portugiesen in Ayuthaya und in den wichtigen Handelsorten auf der Malaiischen Halbinsel, so u.a. in Mergui, Pattani und Ligor (dem heutigen Nakhon Si Thammarat) Handel betreiben konnten. 

 

Nach Verhandlungen mit König Rama Tibodi II durfte 1516 eine Botschaft in Ayuthaya eingerichtet werden, allerdings unter dem Vorbehalt, dass siamesische Soldaten in der modernen Kriegsführung mit Musketen und Kanonen ausgebildet wurden. Siam erhoffte sich damit einen wesentlichen Vorteil gegenüber seinen Erzrivalen Burma. Die Portugiesen ließen sich darauf ein und konnten so mit Siam Handel treiben. Portugiesen traten sogar in die Dienste des Königs. Nach den ersten Kaufleuten folgten auch bald auch Missionare. Die Portugiesen durften sich in Ayuthaya, Tenasserim, Mergui, Patani und Ligor niederlassen. 

 

Nach einer 38jährigen Regierungszeit starb König Rama Tibodi II. Sein Sohn, Prinz Atityawong übernahm 1529 die Würde der Regierungsgeschäfte und bestieg den Thron unter den Namen Boromaraja IV. Dennoch war seine Regentschaft recht kurz, da er nur fünf Jahre später an Pocken starb. 

 

Da dieser schnelle Tod ziemlich unerwartet kam, blieb dem Ministerrat nichts Anderes übrig, als seinen erst 4jährigen Sohn, Prinz Ratsadatiratkumar, offiziell auf den Thron zu setzen, jedoch die Regierungsgeschäfte einzelnen Ministern zu geben. Aber auch hier erfolgten die Usurpationen und das Phänomen der kurzen Regierungszeiten der Ayuthaya-Könige. Nach nur fünf Monaten der Thronbesteigung ließ der Halbbruder des vorherigen Königs, Prinz Prajai, das Kind ermorden und bestieg selber den Thron. 

 

In seiner Herrschaftszeit machte sich König Prajai erst 1545 einen Namen, als er sich in die innenpolitische Diplomatie-Politik Chiang Mais einmischte, das zu dieser Zeit ein Vasall Burmas war. Es kam zu einem kurzen Krieg zwischen Burma und Ayuthaya. Siamesische Truppen zerstörten die Stadt Lamphun und zogen sich dann aus dem burmesisch beherrschten Gebiet zurück. Insgesamt hatte dieser Prestigekrieg nichts eingebracht. Das Lannatai-Königreich von Chiang Mai blieb ein Vasall Burmas. 

 

Die Beziehungen mit Portugal waren derart vertrauensvoll, daß 1538 über hundert portugiesische Söldner in der Leibgarde des Königs integriert wurden. 

 

Nach dieser Auseinandersetzung der rivalisierenden Herrscher kehrte König Prajai nach Ayuthaya zurück, wo er ein Jahr später starb. Spekulationen zufolge wurde er von seiner eigenen Frau, Tao Sri Sudachan, vergiftet. Seine Nachfolge übernahm sein erst 11jähriger Sohn Kaeofa. Nun folgte eine der interessantesten Episoden der thailändischen Geschichte. Der minderjährige König Kaeofa wurde von einem Prinzen namens Tienraja in allen Regierungsangelegenheiten vertreten und war dadurch praktisch ein König ohne Macht. In dieser Zeit nutzte die Witwe Tao Sri Sudachan die Gunst der Stunde, um ihre Machtbasis zu vergrößern. Schon nach kurzer Zeit war sie der eigentliche Herrscher im alten Siam. Bevor Prinz Tienraja reagieren konnte, wurde er überredet Mönch zu werden. Sicher blieb ihm kaum eine andere Wahl, um die ganze Angelegenheit zu überleben. 

 

Ohne auf Gegenwehr zu stoßen bestieg die ungekrönte Königin Tao Sri Sudachan den Thron und regierte ungehindert das Königreich. Jedoch heiratete sie nicht mehr, sondern nahm sich einen einfachen Palastangestellten als Geliebten. Es dauerte weitere Jahre, bis der inzwischen 13jährige, fast machtlose König Kaeofa eine Intrige anstiftet, um den Geliebten seiner Mutter zu töten. Dieser deckte jedoch das Komplott auf und ließ den jungen Kaeofa ermorden. Der Königin war dieser Schritt anscheinend recht, da sie kein inniges Verhältnis zu ihrem Sohn hatte und macht besessen war. Nachfolger wurde alsbald der noch jüngere Bruder Kaeofas, der erst 7jährige Prinz Srisin. Da die Mutter des jungen Prinzen alle Fäden in der Hand hielt, verlieh sie zunächst ihrem Geliebten einen niedrigen Adelstitel, um ihn anschließend, ohne Gegenwehr der ebenfalls machtlosen Minister, zum stellvertretenden Regenten im Namen Srisins zu machen. Nach wochenlanger Verwirrung am Königshof wurde König Srisin kurzerhand als Herrscher abgesetzt. 

 

Nach diesem ausgeklügelten Plan waren die Königswitwe und ihr Liebhaber die Herrscher über das ganze Königreich. Wie viele Intrigen, Morde und Korruptionen angezettelt wurden, war nicht mehr vollziehbar, als sich am 11. November 1548 der Liebhaber der Königin zum König von Ayuthaya ernannte und sich Khun Waraniongsu nannte. 

 

Bald hatte jedoch das mörderische Spiel der beiden, die eine gemeinsame Tochter hatten, ein blutiges Ende. 

 

Einen Monat nach der Thronbesteigung wurde die Königswitwe, ihr Liebhaber und deren Tochter in einer Palastrevolte getötet. Diese Palastrevolte wurde von einem gewissen Khun Pirentoratep geplant und ausgeführt. Dieser Khun Pirentoratep wurde durch sein äußerst geschicktes Intrigenspiel zu einer Schlüsselfigur der nachfolgenden Zeit. 

 

Siam war in der großen Gefahr, durch innenpolitische Querelen außenpolitisch zu einer leichten Beute für den Erzrivalen Burma zu werden. 

 

Am 19. Januar 1549 stellten Khun Pirentoratep und seine Gefolgsleute die Ordnung im Palast wieder her. Er installierte den früheren Regenten im Namen des minderjährigen Königs Kaeofa, Prinz Tienraja, den Bruder von König Prajai, als neuen Herrscher von Ayuthaya. Prinz Tienraja erwählte selber den königlichen Titel Chakrapat. Khun Pirentoratep wurde zum Gouverneur von Phitsanulok ernannt und nahm damit die zweit mächtigste Stellung im Königreich ein, da der Gouverneur von Phitsanulok den ganzen Norden des Königreiches kontrollierte. Doch damit nicht genug. König Chakrapat verlieh seinem Verbündeten Khun Pirentoratep den alten Ehrentitel Prinz Maha Tammaraja und gab ihm seine Tochter, Prinzessin Wisutkasatri, zur Frau. 

 

Kaum den schwierigen innenpolitischen Problemen entronnen, wurden die ersten Monate von König Chakrapat durch eine Gefahr von Außen bedroht. In einem viermonatigen Krieg belagerten 1549 die erstarkten burmesischen Truppen Ayuthaya; jedoch ohne Erfolg. Bei der Belagerung starben die Königin Suriyothai und ihre Töchter, die in Männerkleidung gegen die Burmesen kämpften. 

 

Damit begann eine Welle von burmesischen Invasionen und thai-burmesischen Kriegen über einen Zeitraum von fast 50 Jahren. Es wird angenommen, dass die Burmesen von der Palastrevolte und den Unruhen am Königshof von Ayuthaya gehört hatten, und die Zeit für günstig hielten, dass innenpolitisch geschwächte Siam anzugreifen. Ebenso gab es auch militärische Gegenzüge der Thais. Die Grenzkonflikte wurden zum täglichen Regierungsgeschäft. 

 

Mit dieser Annahme hatten die Burmesen recht behalten. Während am siamesischen Königshof aufgrund der vielen Thronfolgekämpfe noch eine Orientierungslosigkeit herrschte, wurde Burma von fähigen Kriegskönigen regiert. Dem ersten dieser Kriegskönige, König Tabengshweti, der von 1531 bis 1550 herrschte, gelang die Vereinigung Burmas mit einer Vergrößerung des bisherigen Territoriums. Zu dieser Zeit wurden schon die Fürstentümer der Mon und der Shan einverleibt. 1550 wurde König Tabengshweti durch ein Giftattentat ermordet. Sein Schwager, ein führender General der burmesichen Armee, bestieg den Thron. Unter dem Namen König Bhueng Noreng (in einer anderen Version wird er König Hanthawadi genannt), führte er die kriegerische Herrschaft weiter. 

 

Von dieser Entwicklung sehr beunruhigt, befahl König Chakrapat den Ausbau der Befestigungsanlagen Ayuthayas und eine Mobilisierung der Armee. Unter anderem wurde eine neue, große Mauer um die Stadt gebaut. Zunächst blieb jedoch die erwartete neue Invasion auf Ayuthaya aus. Eine starke burmesische Expedition gelang es 1557 - 1558 jedoch Chiang Mai zu erobern. Als Herrscher von Chiang Mai wurde von den Burmesen ein treuer Shan-Fürst eingesetzt, der jedoch angesichts der burmesischen Überlegenheit die Stadt fast kampflos aufgab. Dadurch hatten nun die Burmesen nun ein neues, strategisch wichtiges Aufmarschgebiet an der nördlichen Grenze aufbauen können. Alle Thai-Fürstentümer im Norden bis Modaung und im Osten bis Luang Prabang wurden ebenfalls erobert. 

 

Unabhängig von der täglichen Gefahr, daß die Burmesen einmarschieren, waren es 1561 wiederum innenpolitische Unruhen, die Siam erschütterten. Eine Verschwörung brach in Ayuthaya aus. Unerwartet kam diese von Prinz Srisin, dem jüngsten Sohn von König Prajai, der von Srisins Mutter, Tao Sri Sudachan, zuvor als König abgesetzt worden war. Srisin wurde damals als rechtmäßiger König übergangen worden. Nach der Palastrevolte von 1548 war Prinz Srisin von König Chakrapat adoptiert worden. Da Srisin aber schon im Alter von 16 Jahren verdächtigt worden war, einen Umsturz geplant zu haben, stand er unter ständiger Aufsicht. Im Alter von 19 Jahren (1561) sollte er zum Mönch geweiht werden, entfloh jedoch seinen Aufpassern. Er konnte einige Gefolgsleute um sich sammeln und versuchte einen Angriff auf den Palast. In der anschließenden Auseinandersetzung wird er jedoch von den Truppen des Prinzen Mahin, des natürlichen Sohnes von König Chakrapat, getötet. 

 

Im Jahre 1563 wurde Siam erneut von Burma angegriffen. Für diesen Feldzug hatte König Bhueng Noreng eine gewaltige Streitmacht zusammengestellt, die eine Stärke von fast 200.000 Soldaten gehabt haben soll. Die burmesische Armee war zu diesem Zeitpunkt durch zahlreiche Truppen mit Mannschaften aus den Vasallenstaaten verstärkt worden. Zunächst konnten die siamesischen Städte Sawankalok und Pijai erobert werden. 

Als die Thai die burmesische Kriegstaktik falsch einschätzten, konnten die Burmesen im Frühjahr 1564 einen Überraschungsangriff auf Ayuthaya starten. Der Anlass für den Krieg soll ein Streit um weiße Elefanten gewesen sein. Der weiße Elefant ist ein Symbol königlicher Würde, und die Siamesen weigerten sich, dem burmesischen König einen Tribut in Form von weißen Elefanten zu bezahlen. 

 

König Chakrapat sah sich einem überlegenden Feind gegenüber, dem er kaum was entgegenstellen konnte. Er wurde samt seiner Familie als Geiseln nach Burma verschleppt, und musste sich von König Bhueng Noreng einen für Burma vorteilhaften Friedensvertrag aufzwingen lassen. Nur sein Sohn, Prinz Mahin, wurde als Marionetten-Regent in Ayuthaya gelassen. Nun hatte Burma leichteres Spiel, um große Teile Nordthailands in einem einseitigen Kampf im Dezember des gleichen Jahres zu erobern. König Chakrapat durfte wieder zurückkehren, da er sich verpflichtete in Zukunft als Mönch zu leben. Dies war eine gefährliche Situation für Siam, da der siamesische König gar nicht daran dachte, Mönch zu werden. 

 

Zurückgekehrt plante König Chakrapat, dass Reich Siam insgeheim zu stärken und seine jüngere Tochter, Prinzessin Tepkasatri, mit König Jaijetta von Laos zu verheiraten. Doch diese geplante Hochzeit wurde von Prinz Maha Tammaraja und seiner Frau, Prinzessin Wisutkasatri (die ältere Schwester von Prinzessin Tepkasatri) vereitelt, indem sie die Braut mit burmesischer Hilfe auf dem Weg nach Laos entführen ließen. Die Verwirrung am Hof war groß. König Chakrapat wollte nun offiziell zurücktreten und Prinz Mahin zum neuen Herrscher ausrufen lassen, obwohl der junge Prinz noch zu wenig Erfahrung hatte. 

 

Dieser schnelle Thronwechsel paßte jedoch gar nicht ins Intrigenspiel von Prinz Maha Tammaraja, der sich in der Thronfolge übergangen fühlte. Prinz Maha Tammaraja hoffte weiterhin auf die Unterstützung von burmesischen König Bhueng Noreng. Wieder wurde Siam innenpolitisch gespalten und jede Seite versuchte die andere mit allen erdenklichen Mitteln auszuspielen. König Chakrapat und sein Sohn Prinz Mahin unterhielten freundschaftliche Beziehungen zum laotischen Herrscher, König Setthathirat, und konnten ein Bündnis Zwischen Siam und Laos zustande bringen. 

 

Durch die neue politische Situation provoziert, marschierte im Dezember 1568 eine gewaltige burmesische Invasionsarmee das Land. Der burmesische König Bhueng Noreng marschierte mit einer Armee in Siam ein, von der behauptet wird, daß sie noch größer war als die erste Invasionsarmee mit 200.000 Mann. Wieder wurde die burmesische Taktik falsch eingeschätzt. Bhueng Noreng wählte diesmal nicht die klassische burmesische Invasionsroute, den Drei-Pagoden-Paß, sondern zog über den Norden ein, um vorher Unruhen in Chiang Mai zu beenden. Der verräterische Gouveneur von Phitsanulok, Prinz Maha Tammaraja, schloss sich mit einer eigenen Armee der burmesischen Armee an, womit sich im folgenden Krieg auch Thais und Thais gegenüberstanden. Die vereinigte Armee marschierte auf das stark befestigte Ayuthaya zu und begann mit der altbewährten Strategie der Belagerung. 

 

Zum denkbar ungelegensten Zeitpunkt, als sich die feindlichen Armeen Ayuthaya näherten und den Belagerungsring immer enger schlossen, verstarb König Chakrapat und Prinz Mahin bestieg als Nachfolger den Thron. Bis heute gibt es keine historischen Beweise, daß König Chakrapat ermordet wurde, aber dies hätte natürlich gut in die Kriegsplanung des burmesischen Königs Bhueng Noreng und des listenreichen Prinz Maha Tammaraja gepaßt. 

 

Am 30. August 1569 fiel Ayuthaya erstmalig in seiner Geschichte nach einer siebenmonatigen Belagerungszeit. Doch dieser Sieg beruhte nicht auf der Überlegenheit der feindlichen Streitkräfte, da Ayuthaya die stärksten Befestigungen seiner Zeit aufweisen konnte. Der Fall Ayuthayas beruhte auf Hoch- und Landesverrat, wobei Prinz Maha Tammaraja die Schlüsselrolle spielte. Durch spektakuläre Umstände gelang es den Belagerern, den Verräter Pijai Chakri nach Ayuthaya rein zu schmuggeln. Dieser Pijai Chakri war von den Burmesen im Jahre 1563 als Geisel nach Burma entführt und dort einer totalen Gehirnwäsche unterzogen worden. Es gelang ihm, nach Ayuthaya eingelassen zu werden, indem er eines Tages vor den Toren der Stadt auftauchte, zurechtgemacht als entlaufener Gefangener, und als Flüchtling aufgenommen wurde. 

 

Er erschlich sich das Vertrauen beim jungen König Mahin, indem er behauptete, dass er aus der burmesischen Gefangenschaft entfliehen konnte und verhindern möchte, dass Ayuthaya von den Burmesen eingenommen wird. Der unerfahrene Mahin war derart naiv und leichtsinnig, dass er Pijai Chakri die Verantwortung für wichtige Verteidigungsanlagen übergab. Heimlich gab dieser wiederum alle wichtigen Informationen über die Verteidigungsanlagen Ayuthayas an die Belagerer weiter, so dass ein zielgerechter Angriff von den Burmesen geplant werden konnte. Als die Burmesen zum letzten Angriff ansetzten, schwächte der eingeschleuste Hochverräter bewusst die Nervenzentren der Verteidigung in einem gewissen Abschnitt, durch den die burmesischen Truppen schließlich in die Stadt eindringen konnten. 

 

Im Dezember 1569 bestieg der hinterhältige Prinz Maha Tammaraja nach 21 Jahren erfolgreicher Intrige den Thron von Ayuthaya, wobei er sich den Namen Phra Srisanpet zulegte. Der burmesische König hatte sein Kriegsziel, Siam zu einem Vasallenstaat zu machen, erreicht und kehrte mit reicher Kriegsbeute und vielen Gefangenen nach Burma zurück. König Mahin kam als gefangener auf dem Wege nach Burma ums Leben; vermutlich war er ermordet worden. 

 

Da der neue König von Siam ein treuer Kampfgefährte und Bundesgenosse Burmas war, fühlte sich König Bhueng Noreng nicht dazu veranlasst, eine allzu große Besatzungsmacht in Siam zurückzulassen; was sich jedoch bald als Trugschluss entpuppen sollte. 

 

Offenbar unterschätzte der König von Burma die Flexibilität und die gefährliche Gerissenheit, mit der nun König Phra Srisanpet agierte. Der neue König von Siam wendete sich unmittelbar nach dem Rückzug der burmesischen Belagerer dem Neuaufbau des siamesischen Reiches zu. Sein Ziel war es, die vollständige Unabhängigkeit Siams wiederherzustellen. Er ernannte seinen Sohn Prinz Naresuan, der zwangsweise am burmesischen Hof aufgewachsen war, zum Gouverneur von Phitsanulok, die Stellung, die sein Vater selber über 20 Jahre eingenommen hatte. 

 

Der für seine Tapferkeit und Kampfkraft bekannte Prinz Naresuan geriet während der vielen Kämpfe in die Hände gegnerischer Soldaten. Da ihm der Ruf voraus folgte, dass er ein ausgezeichneter Kämpfer war, bot man ihm die Chance für seine Freiheit zu kämpfen. In der Zeit seiner Gefangenschaft konnte er alle Gegner besiegen und wurde später freigelassen. 

 

König und Prinz unternahmen gemeinsame Operationen, um das Land schnellstens mit einer starken, mobilen Armee auszustatten, ohne das der starke Nachbar Burma von diesen Aktivitäten beunruhigt würde. Die Befestigungsanlagen von Ayuthaya und einigen Städten in der Nähe der nördlichen Grenze zu Burma werden wiederaufgebaut und erweitert. 

 

Im Laufe der Jahre wurden die vielen Aktivitäten des siamesischen Reiches jedoch von kambodschanischen Truppen als Anlass genommen, um Ayuthaya mehrmals zwischen den Jahren 1575 und 1578 anzugreifen. Die Vermutung des südlichen Nachbarn, dass man mit der Einnahme Ayuthayas leichtes Spiel haben würde erwies sich als Trugschluss. Die neu organisierten siamesischen Truppen konnten alle Angriffe mit Erfolg abwehren. 

Als 1581 der große burmesische König Bhueng Noreng starb, begann eine neue Ära für Siam. Der neue burmesische König, wurde der Sohn von König Bhueng Noreng, Prinz Nanda Bhueng, der allerdings nicht über die weitsichtigen, strategischen Talente seines Vaters verfügte. Es folgten drei Jahre Frieden zwischen Burmesen und Siamesen, wobei es nur burmesischen Generälen zu verdanken war, dass die burmesische Armee nicht demoralisierte. In Burma brachen trotzdem Unruhen aus und man verlangte die Absetzung des schwachen Königs. 

 

Nachdem die siamesische Armee zur alten Stärke zurückfand und die Reorganisation der Armee und alle geplanten Befestigungen abgeschlossen waren, kündigte Prinz Naresuan, mit Einverständnis seines Vaters, dass Vasallenverhältnis mit Burma auf. Damit provozierte man natürlich eine direkte Konfrontation mit Burma. 

 

Da es Burma auch nicht gelungen war Laos vollständig zu unterwerfen, ließ der unerfahrene burmesische König Nanda Bhueng auf Drängen der Generäle eine gewaltige 300.000 Mann-Armee aufstellen, die für alle Zeiten das Königreich Siam und Laos unterjochen sollte. Im Dezember 1584 marschierte der bisher größte aufgestellte Truppenverband in Siam ein. Doch Prinz Naresuan, Gouverneur von Phitsanulok, war gut vorbereitet, hatte er doch auch Gelegenheit, am burmesischen Königshof die verschiedenen Taktiken des burmesischen Militärapparates kennen zu lernen. Er schwächte den Feind, indem er eine Politik der verbrannten Erde anwandte. Er zog seine eigenen Truppen aus dem Aufmarschgebiet der Burmesen ab, hinterließ aber nur verbrannte Dörfer, Städte und Felder, die dem Feind nichts nützten. König Naresuon ließ alle umliegenden Reisfelder abbrennen oder vernichten, ebenso Lagerhäuser. Vieh jeder Art wurden mitgenommen oder vergiftet. Vergiftete Brunnen und tückische Fallen sollten zur weiteren Demoralisierung der feindlichen Truppen führen. Kurzen und schnellen Partisanen-Angriffen fielen hunderte burmesische Soldaten zum Opfer. Da es keinen greifbaren Feind gab, schlug die ganze Invasion fehl und die Truppen zogen sich immer weiter zurück. 

 

1586 griff Prinz Naresuan Chiang Mai an, das zu dieser Zeit noch unter burmesischer Hoheit stand, und konnte nach einem Sieg das noch unabhängige Lannatai-Königreich zu einem siamesischen Vasallen machen. Nun hatte Prinz Naresuan kein Hindernis mehr zwischen der Nordgrenze zu Burma und konnte so seine Front näher zum Feind bringen. 

 

Ein Jahr später, im Januar 1587, wagte König Nanda Bhueng einen erneuten Angriff auf Siam, wobei er seine Truppen, ein Heer von über 200.000 Mann, direkt gegen Ayuthaya marschieren ließ. Prinz Naresuan organisierte wieder erfolgreiche Angriffe von Guerillaverbänden. Durch diese neue Taktik immer mehr geschwächt, konnte er jedoch die Stadt nicht einnehmen und muss so starke Verluste gehabt haben, daß er die Belagerung von Ayuthaya aufgab und sich wieder zurückzog. 

 

Von den großen militärischen Erfolgen seines Vaters angespornt, hatte König Nanda Bhueng selber eine sehr unglückliche Hand, an diese Erfolge anzuknüpfen, indem er manche Taktik seines Generalstabes durch seine eigene ersetzte. Ob dies letztendlich zu den letzten beiden großen Niederlagen, trotz überlegender Truppenstärke, führte, bleibt eine historisch, unbeantwortete Frage. 

 

Kambodschanische Truppen erhofften sich indes, dass der nördliche Nachbar Siam durch den burmesischen Angriff derart geschwächt war, dass es ein leichtes Spiel wäre, Ayuthaya den Todesstoß zu geben oder zumindest alle angrenzenden Dörfer und Städte erobern zu können. Sie griffen nach dem Rückzug der Burmesen an. Auch hier verwendete Prinz Naresuan die Politik der verbrannten Erde, was auch die kambodschanischen Truppen zum Rückzug zwang. Hätten die Burmesen oder Kambodschaner gewusst, dass die siamesische Armee derart geschwächt war, dass sie als zusammenhängender Truppenverband nur noch Ayuthaya hätte verteidigen können, wäre die Geschichte Siams anders verlaufen. Nach dem Rückzug des südlich gelegenen Feindes mobilisierte Prinz Naresuan alle Truppenteile erneut zu einer Armee und rekrutierte dabei auch viele Kriegsgefangene, die ihm die Treue ebenso schworen wie ihrem alten Herrscher. Dabei hatte er seine Kriegstaktik weiter verfeinert, indem er, neben der regulären Armee, spezielle Guerillaeinheiten ausbilden ließ. 

 

König Maha Tammaraja, der große Taktiker, starb im Juli 1590 und Prinz Naresuan, schon vorher der Lenker des Reiches, wurde König von Ayuthaya. König Naresuan reorganisierte die Verwaltung, den Generalstab und die Verteidigungskräfte der einzelnen Regionen. Rechnete er mit einem erneuten Angriff der Burmesen, was sich auch bewahrheiten sollte. Vier Monate nach dem Tod von König Maha Tammaraja versuchten die Burmesen mit ihrer 200.000 Mann starken Armee eine erneute Eroberung Siams, scheiterten aber an der undurchschaubaren Kriegstaktik Naresuans. 

 

Das Jahr 1592 wurde ein erneutes entscheidendes Jahr für den Fortbestand des Königreiches Siam: Im Jahreswechsel 1592/1593 marschierten 250.000 burmesische Soldaten gegen Siam vor. Diesmal hatten die Burmesen jedoch ihre Taktik geändert und griffen mit einer gesplitteten Armee an. Eine Armee-Einheit griff Siam von Süden und die andere griff fächerförmig von Norden an. In einer Schlacht der Süd-Armee (die Schlacht von Nong Sarai, bei Suphanburi) wurde der burmesische Kronprinz Min Chit Sra in einem Zweikampf von König Naresuan getötet, worauf die südlichen Truppenteile überraschend den Rückzug antraten. Die Nord-Armee, die zu diesem Zeitpunkt vor den Toren Chiang Mais stand, wurde vom burmesischen König Nanda Bhueng, als er vom Tod seines Sohnes erfuhr, ebenfalls zurückbeordert. Zu dieser Zeit war Siam zu einem entscheidenden Krieg gezwungen, von dem man nicht weiß, wie er ausgegangen wäre, wenn sich die burmesische Armee nicht zurückgezogen hätte. König Nanda Bhueng schien jedoch am Boden zerstört, als der Leichnam seines Sohnes zurückgebracht wurde. 

 

Das siamesische Königreich hatte diese überraschende Wende für sich ausgenutzt, um den Ausbau der Armee und der Städte und Dörfer auszuweiten. Da trotz Erwartung kein neuer feindlicher Angriff erfolgte und die ausgesandten Spähtrupps keine bedeutenden Truppenbewegungen melden konnten, wagte König Naresuan einen Angriff auf Burma. In der Nähe des Dorfes Ban Muang Ngai, etwa 6 km nördlich von Chiang Dao, errichtete er eines der vielen Heerlager, um den Kriegszug nach Burma vorzubereiten. 

 

Zwei starke siamesische Armeen stießen in einer Zangenbewegung auf burmesisches Gebiet vor, wobei die eine Armee die Stadt Tenasserim, die andere die Stadt Tavoy (gehören beide heute wieder zu Burma) sowie das wichtige Handelszentrum Martaban eroberten. Das die Burmesen keinen bedeutenden Gegenangriff machten, veranlasste es König Naresuan dazu, auch dem südlich gelegenen Erzfeind einen militärischen Schlag zu versetzen. Seine Überzeugung, dass Burma zu einem Gegenschlag unfähig sei, und seinen Vorstoß nicht weiterführte sollte sich alsbald rächen. 

 

Im Mai 1593 mobilisierte König Naresuan eine 100.000 Mann-Armee gegen Kambodscha. Die siamesische Übermacht war genauso so groß wie der überraschende Angriff, so daß sich viele kambodschanische Provinzen kampflos ergaben. Der plötzliche Angriff des nördlichen Feindes war derart beängstigend, dass der König von Kambodscha und seine Söhne flohen nach Laos. Kambodscha wurde einem siamesischen Militärgouverneur unterstellt und verlor damit für immer seinen Status als ein Machtzentrum in Südostasien. Kriegsgefangene aus Khmer wurden in nördlichen Provinzen Siams unter Zwang angesiedelt, andere in den Streitkräften aufgenommen. 

 

Während Siams Truppen weiter vordringen, brechen 1594 in Burma innenpolitische Unruhen aus, die auf die Führungsschwäche von König Nanda Bhueng zurückzuführen sind. Sein Führungsstil war unberechenbar, was den ganzen Hofstaat in verschiedene Lager trennte und zudem eine Fluchtbewegung burmesischer Untertanen nach Siam in Gang setzte. Die Armee Burmas spaltete sich zwar auch in verschiedene politische Lager, konnte aber dennoch gemeinsam 1596 einen Angriff Siams abwehren. Dieser Angriff hätte jedoch anders ausgehen können, wenn Siam nicht von unzuverlässigen Bundesgenossen abhängig gewesen wäre, die die Niederlage erst möglich machten. 

 

1598 nahm Ayuthaya Handelsbeziehungen zu Spanien auf, die auf den Philippinen die Macht ausübten. Eine spanische Gesandtschaft schloss mit König Naresuan ein Freundschafts- und Handelsabkommen. Vom einzigen Glanz seiner Armee getrübt, blieb die letzte Niederlage gegen Burma für den König von Siam nicht ohne Folgen. Mehr mit den Amtsgeschäften, als mit der Militärführung beschäftigt, kam es 1600 zum unglücklichen Dilemma der siamesischen Armee, als sie in das burmesische Fürstentum Taungu einmarschierte. Da er seine Armee nicht ausreichend mit Nachschub versorgen konnte und außerdem Krankheiten ausbrachen, konnte das Fürstentum den Angriff zurückschlagen. 

 

Am 16. Mai 1605 starb König Naresuan während eines Feldzuges in Muang Hang, einer siamesischen Kleinstadt. Er hinterließ weder Frau (oder Frauen) noch Kinder. Er war einer der größten Strategen der siamesischen Militärgeschichte, einer der intelligentesten Herrscher der siamesischen Geschichte und einer der größten Kämpfer seiner Zeit. Ihm gebührte die Ehre, als Neresuan der Große in der thailändischen Geschichte einzugehen. Nach dem großen König Rama Khamheng der Sukhothai-Dynastie hatte nun auch die Ayuthaya-Dynastie einen ebenbürtigen Herrscher stellen können. 

 

 

Die Ayuthaya-Dynastie II

 

Vom Fall Ayuthaya bis zum Ende der Herrschaft von König Taksin 

 

Nachdem König Naresuan während eines Feldzuges in der kleinen siamesischen Stadt Muang Hang gestorben war, und weder Frau noch Kinder hinterließ, wurde sein Bruder Ekatotsarot (1605 - 1610) sein Nachfolger. Zu Beginn seiner Regierungszeit kamen die Niederländer nach Siam. Im Gegensatz zu seinem verstorbenen Bruder hatte er jedoch wenig Interesse an kriegerischer Politik und konzentrierte sich mehr auf die wirtschaftliche Weiterentwicklung seines Reiches und den Ausbau der Beziehungen mit Europa. Als er für die Siamesen eine Geldsteuer und für die Europäer eine Handelssteuer beschließt, bekam er von den Europäern den Spitznamen "Geiziger Mann" verliehen. 

 

Die Niederländer eröffneten 1605 ihre erste Niederlassung in Ayuthaya. Um die Handelsbeziehungen zwischen den Niederlanden und Siam zu fördern, schickte König Ekatotsarot 1608 eine Gesandtschaft nach Den Haag, um freundliche Beziehungen zu knüpfen. Zum ersten Mal betraten Thais den europäischen Boden. In seiner kurzen Regierungszeit konnte König Ekatotsarot die Weichen einer zukünftigen Handelspolitik gegenüber den Europäern stellen. So öffnete er die Grenzen Siam für alle europäische Staaten, die gute Beziehungen mit Siam eingehen wollte. Im Jahre 1608 konnten die Niederländer eine Faktorei eröffnen, wodurch der Einfluss der niederländischen Ostindienkompanie wuchs. 

 

König Ekatotsarot unternahm auch den kühnen Schritt, mit Japan freundschaftliche Beziehungen einzugehen. Ihm gelang ein Freundschaftsvertrag mit dem japanischen Shogun Levasu. 

 

Die Beziehung zwischen Japan und Siam war so eng, dass es nicht nur gute Handelsbeziehungen gab, sondern auch Zusammenarbeit in Schiffbau und Militärausbildung. Unter einem japanischen Abenteurer namens Yamada Nagamasa, der einen einflussreichen Posten am Hofe von Ayuthaya hatte, wurde eine Spezialarmee für den Schutz des Königs und seiner Familie aus ausgesuchten Samurai-Kämpfern gebildet. 

 

Auch war der thailändische Herrscher von der Kampfkraft der Samurais und der japanischen Waffen sehr beeindruckt. Etwa zu diesem Zeitpunkt kamen in der siamesischen Armee die langgriffigen japanischen Schwerter in Gebrauch. 

 

Im Jahre 1610 stirbt König Ekatotsarot. Obwohl dessen Sohn, Prinz Si Saowaphak, den Thron hätte besteigen müssen, kam alles anders. Bis heute ist ungeklärt, ob Prinz Intharaja ihn wirklich vom Thron gestürzt hatte, oder ob die ausländischen Chroniken recht haben, dass Prinz Intharaja der rechtmäßige Nachfolger und Sohn von König Ekatotsarot war. 

 

Prinz Intharaja wurde unter dem Titel König Songtham als Nachfolger ernannt, der in seiner 18jährigen Regierungszeit vorwiegend die Handelsbeziehungen zu Europa weiter ausbaute. So konnten die Engländer in seiner Regierungszeit 1612 nicht nur eine Handelsniederlassung in Ayuthaya, sondern auch eine Fabrik auf einem Stück in Patanierrichten und betreiben. Die 1600 gegründete englische Ostindienkompanie bekam die gleichen Rechte wie zuvor die Portugiesen und Niederländer. König Songtham erhoffte sich damit auch einen Wissensaustausch in der technischen Weiterverarbeitung von Rohstoffen, sowie ein Gleichgewicht der konkurrierenden Europäer. Im selben Jahr noch vergrößerten die Niederländer ihren Handelsposten und sahen in England als größten Gegenspieler. 

 

Die Europäer verfolgten natürlich zunächst ihre Interessen und sahen in Siam eher eine Zwischenstation auf dem Handelsweg nach Indien und China. Aufgrund der unberechenbaren Mosumzeiten, war eine Zwischenstation zu China unbedingt notwendig. Der Handel mit Siam stand noch in den Kinderschuhen und war vom Handelsvolumen nicht vergleichbar mit den Handelsbeziehungen zu China und Indien. So wurde Ayuthaya ein wichtiger Umschlaghafen für Waren aus Europa, China, Indien und Japan. Die Lage zwischen den Handelsgegnern England und der Niederlande war gespannt. 

 

Schließlich kam es 1618 zwischen den Niederlanden und England zum Handelskrieg, der sich bis auf die Niederlassungen in Siam ausbreitete. Nur ein Jahr später greifen 800 Niederländer zwei englische Schiffe in Pattani auf der malaiischen Halbinsel an. Erst 1620 wird zwischen den Niederlassungen in Siam ein Friedensvertrag geschlossen und die Lage entspannt sich. 

Als die Handelswege gesichert waren, wurde auch der siamesische Markt immer attraktiver für die Europäer. König Naresuan hatte Siam zuvor zu einem geeinigten, reichen Land gemacht, so dass auch neben der königlichen Familie eine große Oberschicht entstehen konnte, die wiederum einen immer größeren Bedarf an Luxusartikel hatte. Überwiegend chinesisches Porzellan und Seide, aber auch europäische Güter hatte es der Oberschicht angetan. Die siamesischen Techniker waren wiederum an die überlegende europäische Verarbeitung von Eisenerzeugnissen und an optischen Geräten sehr interessiert. 1621 eröffnete Dänemark ebenfalls eine Botschaft in Ayuthaya. 

 

Der Königshof war aber weiterhin bestrebt, durch geschickte Diplomatie, alle europäischen Mächten die gleichen Rechte einzuräumen, um einen europäischen Konflikt im Hoheitsgebiet Siams zu unterdrücken. Diese Diplomatie der Balance sollte auch eine zu große Einflussnahme im Königreich verhindern. 

 

Interessant ist die Tatsache, dass Deutschland und seine Territorien kaum Anteil an den europäischen Warenaustausch mit Südostasien hatten. Innerdeutsche politische Probleme verhinderten solch einen Handelsaustausch. Deutsche, die das damals kaum bekannte Siam kennen lernten wollten, mussten auf niederländischen, englischen, portugiesischen oder französischen Schiffen anheuern. 

 

Doch nicht nur die Handelsbeziehungen zwischen Siam und Europa waren ausgebaut worden, sondern das selbe wurde auch mit Japan versucht. Insgesamt waren die Handelsbeziehungen zwischen Japan und Siam zu dieser Zeit sogar wichtiger für Siam als die mit Europa, obwohl die Europäer technisch weiter fortgeschritten waren. Unter König Ekatotsarot wurde Siam durch den Handel mit Japan immer reicher. Die Hauptausfuhrgüter Siams waren Teakholz und andere Edelhölzer, Zucker, Felle, Gummi, Elfenbein, Reis, Kokosöl und Früchte, die die Japaner mit purem Silber bezahlten. 

 

Aber es kam alles anders. Der neue siamesische Herrscher musste eine Revolte seiner japanischen Garde niederschlagen, sowie eine laotische Invasion Widerstand entgegenbringen, die unter dem Vorwand, ihn gegen die japanischen Rebellen zu unterstützen, unbemerkt bis Lopburi vordringen konnte. Ob der japanische Shogun diese Revolte unterstützte ist nicht bekannt. Eher wird angenommen, dass sie von laotischer Seite her bestochen wurden, den König vom Thron zu stürzen. Japanischen Söldner werden später noch eine politisch bedeutsame Rolle spielen! 

 

Einen kaum beachteten Handel gab es traditionell auch weiterhin mit China und Indien. Zudem gab es ein japanisches und chinesisches Viertel in Ayuthaya mit je etwa über 1000 Einwohnern. 

 

Als König Songtham im Verlaufe einer schweren Krankheit seinen baldigen Tod erahnt, trifft er Vorkehrungen, die seinen ältesten Sohn, Prinz Jetta, die Thronnachfolge sichern sollen. Nachdem König Songtham im Alter von nur 38 Jahren verstarb, gibt es Machtkämpfe zwischen verschiedene Gruppierungen der hohen Palastbeamten. Die Gruppe der Palastbeamten, die versuchte den Bruder des verstorbenen Königs, Prinz Srisin, durch eine Palastrevolte auf den Thron zu setzen, wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Prinz Srisin wurde dabei verschont. Prinz Jetta war aber zu diesem Zeitpunkt noch ein 14jähriger Knabe und war so ein König ohne Macht und Erfahrung. 

 

Nun trat der einflussreichste Palastbeamte im Vordergrund, um die Nachfolge zu regeln. Ein gewisser Phaya Sriworawong mit großem Einfluss, hatte nicht nur die Palastrevolte aufgedeckt und die Schuldigen köpfen lassen, zu guter letzt konnte er sich selber durch seine Einflußnahme zum ""Ersatz""- Regenten ernennen, legte sich dazu den Titel Chao Phaya Kalahom zu und vertrat quasi alle Entscheidungen im Namen von König Jetta. Um seine Macht zu festigen, ließ er Prinz Srisin in eine Falle locken. Diese Hinterlist war notwendig, da zu dieser Zeit Prinz Srisin buddhistischer Mönch war und es ein unverzeihliches Verbrechen wäre einen Mönch zu ermorden. Er spekuliert damit, dass Prinz Srisin seinen Anspruch früher oder später gelten machen wird, so das er dann seinen großen Einfluss verlieren würde. Dies wollte er aber nicht da er macht besessen war. 

 

Er spricht mit dem Kommandanten der japanischen Palastwache, dass Prinz Srisin als Thronnachfolger ernannt werden soll. Um jedoch dieses Angebot anzunehmen, musste Prinz Srisin aus dem Mönchstum ausscheiden. Nachdem Prinz Srisin einwilligte, wird König Jetta erzählt, dass sein eigener Onkel ihn vom Thron stürzen will. Kalahom ließ im Namen von König Jetta Prinz Srisin verhaften und zum Tode verurteilen. Kalahom hatte sein erstes Ziel erreicht und einen eventuellen gefährlichen Kontrahenten mit Hilfe der japanischen Söldnerarmee ausgeschaltet. Im Schein ließ er zunächst Prinz Srisin begnadigen, um misstrauische Palastbeamte am Hof in Schach zu halten, kann ihm aber einige Monate später eine versuchte Palastrevolution nachweisen und erneut zum Tode verurteilen. Das Todesurteil wird kurze Zeit später auch vollstreckt. Dabei handelte es sich um eine sogenannte königliche Hinrichtung: Der Verurteilte wurde in einem Samtsack gesteckt und mit Sandelholzkeulen zu Tode geprügelt. 

 

Indessen haben die japanischen Shogune in der damaligen japanischen Hauptstadt Edo von den Vorkommnissen in Siam erfahren und waren über die Rolle der japanischen Palastwache nicht zufrieden. Sie weigerten sich zunächst, eine zweite politische Front in Siam zu dulden, und erkannten den neuen "König" Kalahom nicht als solchen an. Kalahom war derart über die Meinung der Shogune verärgert, dass er mit Hilfe seiner treuen japanischen Privatarmee die japanische Niederlassung in Ayuthaya erstürmen ließ. Einige Japaner konnten flüchten, die meisten wurden jedoch umgebracht. Damit hatten Siam und Japan eine Feindnachbarschaft aufgebaut. Doch die Shogune hielten sich ruhig, da es auch wichtigere Machtkämpfe in Japan gab, die gelöst werden mussten. 

 

Doch auch der junge König Jetta wird nun misstrauisch und bezweifelt die ehrenhaften Absichten seines einflussreichen Ministers Chao Phaya Kalahom. Im geheimen ließ er Vorkehrungen machen, um seinen mächtigen Minister auszuschalten. Kalahom hört von den Absichten und es kommt zu Palastkämpfen zwischen den Anhängern Kalahoms und König Jettas, wobei König Jetta getötet wird. Nun hatte Kalahom freie Hand und auch die wenigen letzten Zweifler am Hofe wollten ihn nun ebenfalls offiziell den Thron anbieten. 

 

Nun wurde Kalahom aber vorsichtiger und lehnt zum Schein ab. Der jüngere Bruder Königs Jetta, der erst zehnjährige Prinz Atiyawong, lebte noch und war somit rechtsmäßiger Thronnachfolger. Auf Kalahom Empfehlung hin wird Prinz Atiyawong zum König von Siam gekrönt, wobei Kalahom jedoch wiederum als "Regent auf Zeit" eingesetzt wird, bis der junge König alt genug wäre, um die Regierungsgeschäfte führen können. Nun begann wieder ein teuflisches Werk von seiten Kalahoms. Mit aller Macht ließ er den jungen König brüskieren, bis schließlich der Ministerrat des Palastes beschließt, König Atiyawong wegen Unfähigkeit abzusetzen. (Sieben Jahre später wird auch er ermordet) 

 

Dies war nun der Zeitpunkt, auf den Kalahom lange warten musste. Da es keinen Thronnachfolger mehr gibt, erwählt er sich bei dieser Gelegenheit 1630 zum neuen König und nennt sich König Prasattong. Er wird seine Macht als König 25 lange Jahre halten können. 

 

1632 kommt er erneut zu Grenzkriegen zwischen Burma und Siam, wobei die Burmesen Chiang Mai erobern können. Als im Süden des Landes zu einer Auseinandersetzung mit Kambodscha kommt, erhält König Prasattong Unterstützung durch mehrere niederländische Kriegsschiffe, die wiederum den portugiesischen Einfluss auf Kambodscha damit beenden wollen. Doch auch im Lande herrscht Unruhe. So konnten Truppen aus Ayuthaya nicht die Stadt Pattani einnehmen, die sich weigerte Tributzahlungen an den König zu schicken. Auch zwei Jahre später können die Truppen bei einem erneuten Versuch Pattani nicht einnehmen. 

 

König Prasattong wollte eine zweite Front im eigenen Lande vermeiden, da die Außengrenzen des Landes und die Interessen der Europäer gegenüber Siam ihm wichtiger waren. 1636 trifft Ayuthaya deshalb Vorkehrungen zu einem großen Feldzug gegen Pattani. Die Truppenaufmärsche müssen so beeindruckend gewesen sein, dass die Niederländer befürchteten, dass die wichtige Handelsstadt Pattani den Erdboden gleichgemacht wird. Sie versuchen zu vermitteln und können im letzten Versuch den Herrscher von Pattani davon überzeugen, dass er keine Chance gegen die Übermacht der siamesischen Truppen hätte. Auf niederländische Vermittlung hin bittet der Herrscher von Pattani König Prasattong um Vergebung für seine Handlungen und um Verschonung der Stadt. Pattani wird schließlich verschont und wieder Bestandteil des siamesischen Königreiches. 

 

Siam hatte nun seine alte Stärke und Macht bewiesen und verfügte über eine große Armee. Prasattong unterwarf den gesamten Außenhandel dem königlichen Monopol, und ließ auch alle Handelsbeziehungen und Warenverkäufe durch einen Finanzminister kontrollieren. Damit war Ayuthaya zu einem der wichtigsten Handelszentren in Südostasien aufgestiegen. Insgesamt wurden so die Interessen Siams mit denen der Europäer zum Teil ausgeglichener und der Handel blühte auf. Siam stieg zum mächtigen Handelspartner auf. 

 

Als 1641 diesmal umgekehrt die Niederländer die Portugiesen aus Malakka vertrieben hatten, (1511 eroberten die Portugiesen das Sultanat Malakka) konnten sie mit ihrer überlegenden Seemacht die Kontrolle über die Meere des Fernen Osten ausüben. Einige Jahre später übten sie auf dem erstarkten siamesischen König militärischen Druck aus und ließen ihre Flotte im Golf von Siam segeln. Damit wollten sie König Prasattong bestimmte Handelskonzessionen erpressen, der ihnen die gesamte Kontrolle über die Wirtschaft Siams ermöglichen würde. Prasattongs jüngerer Sohn Prinz Narai indessen verachtete die Niederländer deswegen und führte alleine geheime Gespräche mit Franzosen und Engländer, um die Niederländer im Einfluss zu schwächen. 

 

Nach dem Tode von König Prasattong im Jahre 1655 wurde Prinz Narai nicht sofort zum Thronnachfolger ernannt. Wieder gab es Ränkespiele innerhalb des Palastes. Zunächst wurde der älteste Sohn von König Prasattong, Prinz Chao Fa Yai zum Thronnachfolger ernannt. Der Onkel des neuen Königs, Prinz Srisutammaraja und Prinz Narai waren jedoch gegen diesen Beschluss und schmiedeten ein Komplott gegen ihn. In einer Nacht und Nebelaktion ließen sie ihn entführen und anschließend mit Sandelholzkeulen in einem Samtsack königlich hinrichten. 

 

Nach dem plötzlichen Tod des Thronnachfolgers wird Prinz Srisutammaraja zum neuen König und sein Bruder Chao Fa Jai sein engster Berater. Prinz Narai wird zum Vizekönig ernannt. Wenige Monate später kommt es wieder zu einem Machtkampf im Palast, wobei Prinz Narai schließlich eine Palastrevolte gegen den König anführt. Grund für die Palastrevolte sollen u.a. auch die Belästigungen des Königs gegenüber Prinz Narai´s jüngeren Schwester gewesen sein. Sicher waren die Machtverhältnisse das wichtigste Kriterium in der Revolte. Prinz Narai gewinnt nach mehreren Tagen den Machtkampf und ließ Srisutammaraja auf königliche Weise hinrichten. 

 

Als Prinz Narai zum König ernannt wurde, waren in seiner Regierungszeit von 1656 - 1688 zunächst die Franzosen in seiner Gunst. Kontakte mit Spaniern und Portugiesen blieben untergeordneter Bedeutung. Ihm war bewusst, dass die Europäer vorwiegend militärische und wirtschaftliche Ziele verfolgten. Trotzdem war König Narai seiner Zeit weit voraus, den er wollte internationale Verbindungen schaffen, ohne die Unabhängigkeit seines Reiches zu gefährden. Er wusste zu genau, dass die konkurrierenden europäischen Staaten ihre Interessen auch zu Lasten Siams durchsetzen versuchen würden, weshalb eine ausgewogene Balance der Diplomatie Vorrang haben musste. Trotzdem ließ er es sich auch nicht nehmen, insbesondere holländischen Einrichtungen kurzfristig durch Truppen belagern zu lassen, was zu offiziellen Protesten der Holländer führte. 

 

Während seiner langen Regierungszeit öffnete sich Siam den Europäern am weitesten, wodurch das Königreich einen bedeutenden Modernisierungsschub erhielt. Interessant ist die Tatsache, das dass damalige Königreich Preußen ebenfalls eine Ostindienkompanie mit einem Stützpunkt in Siam plante, dies jedoch aus politischen Gründen nicht realisieren konnte. 

 

1662 konnte die Franzosen Missionare nach Siam schicken, wobei die Franzosen dabei hofften, viele Siamesen zum Katholizismus bekehren zu können. Von den Jesuiten, die in Versailles großen Einfluss ausübten, gedrängt, sandte Ludwig XIV. König Narai einen Brief, in dem er ihm für das Wohlwollen dankte, das er französischen Missionaren gezeigt hatte. 

 

König Narai war überhaupt nicht an eine neue Religion interessiert, war jedoch von den architektonischen Fähigkeiten der Missionare beim Bau von Kirchenhäusern und Befestigungsanlagen begeistert. Die Franzosen erhofften sich mit einer "Bekehrung" stärkeren Einfluss auf Siam. 

 

1663 konnte König Narai das von den Burmesen vereinnahmte Chiang Mai zurückerobern, verlor die bedeutende Stadt im Norden des Landes jedoch ein Jahr später wieder. Es kam 1664 nicht nur zu einer erneuten Niederlage gegenüber den Burmesen, sondern auch zu einseitigen Handelsverträgen von Seiten der Niederländer. 

Von November 1663 bis Februar 1664 blockierten die Holländer die Zufahrt zum Menam, um die Siamesen zu zwingen, ihnen das Monopol des Häutehandels zu verleihen und ihnen das Privileg exterritorialer Rechte zu gewähren. Da die niederländische militärische Macht auf See übermächtig war, und auch eine Blockade der Handelsstraßen durchsetzen konnte, musste sich König Narai der militärischen Macht beugen. Die Niederländer erhielten so ein Monopol auf den Export siamesischer Tierhäute eingeräumt. Diese Kanonenbootpolitik war der Auslöser, um am königlichen Hof die Beziehungen zu den Europäern neu zu überdenken. 

 

Trotzdem war König Narai davon überzeugt, dass die technische Überlegenheit der Europäer auch für Siam Nutzen haben könnte. Deshalb intensivierte er nun offiziell Beziehungen auch zu anderen europäischen Ländern. Auch erhoffte er sich ein ausgewogenes Gegengewicht gegenüber den verhassten und übermächtigen Niederländern. 

 

1664 nahmen auch die innenpolitischen Probleme wieder zu. Man war bemüht Chiang Mai, erobertes burmesisches Territorium und Nordthailand zu kontrollieren. Die siamesischen Truppen wurden jedoch im gleichen Jahr aus den eroberten Gebieten und Chiang Mai von starken burmesischen Truppen vertrieben. Ein burmesischer Prinz wurde Herrscher über Chiang Mai. Damit hatte Burma wieder einmal seinen Rechtsanspruch auf die nördlichen Gebiete Siams untermauert. 

 

1680 wurde die Französisch-Ostindische Handelsgesellschaft in Ayuthaya eingerichtet. 

Zu etwa gleichen Zeit versuchten immer wieder die Engländer ihren Einfluss in Siam zu erweitern, was von den Holländern und Franzosen neidisch beobachtet wurde. Als 1682 die Niederlassung der Engländer durch Brandstiftung zerstört wurde, und insgeheim der Anstifter Phaulkon hieß, der wiederum dadurch einen militärischen Konflikt zwischen England und Holland erhoffte, um damit den Einfluss Frankreichs zu festigen, nahmen das die Engländer zum Vorwand, sich aus Siam zurückzuziehen, da die Profite im Siamhandel kaum noch von Bedeutung waren. Militärisch blieb jedoch die englische Flotte noch lange Präsent, und nahm auch Kriegshandlungen mit anderen europäischen Ländern und Siam in Kauf. 

 

Im September 1685 kam der neue französische Botschafter Chevalier de Chaumont nach Ayuthaya, und wollte König Narai einen Brief Ludwigs XIV überreichen. Er weigerte sich aber dabei dem König kniend, wie es die Hofetikette erforderte, zu übergeben. Der König war wiederum nicht bereit, sich tief genug zum Botschafter zu beugen. Händeringend konnte Phaulkon im letzten Moment einen Kompromiß abschließen. Narai erschien auf einen kleinen Balkon, unter dem de Chaumont stand und den Brief auf einem Tablett darbot. Obwohl der kniende Phaulkon ihn immer wieder anflehte, hielt der Botschafter das Tablett nicht hoch genug, damit es der König erreichen konnte. Um einen peinlichen Eklat zu vermeiden, beugte sich der König schließlich doch nieder und nahm den Brief. Ein Gemälde dieser Szene, das nach einem früheren Kupferstich entstand, ist im Museum von Lopburi zu sehen. De Chaumont kehrte im Jahre 1686 in Begleitung einer dritten Siamesischen Delegation an den Hof Ludwigs XIV zurück. 

 

Im gleichen Jahr duldete der siamesische König nicht mehr die starke, englische Militärpräsenz im Golf von Thailand und den Einfluss auf innenpolitische Politik. Die englische Ostindienkompanie wurde offiziell aufgefordert, sich aus Siam zurückzuziehen. Die diplomatischen Verbindungen gegenüber England blieben aber normal. 

 

Der bedeutendste deutsche Forscher zu jener Zeit in Siam war ein gewisser Kämpfer. Kämpfer wurde 1651 in Lemgo geboren und studierte u.a. Medizin und Geschichte. Als 30jähriger junger Mann mit Erfahrung trat er in die Dienste der niederländischen Ostindienkompanie und erreichte 1688 schließlich Batavia, das heutige Jakarta. Er besuchte auch das Königreich Siam und veröffentlichte 1712 sein in Latein geschriebenes Werk " Amoenitatum Exoticarum" seine Eindrücke. 

 

König Narai´s durchdachte Pläne gegenüber den Europäern wurden jedoch auch durch raffinierte Intrigen im Palast vereitelt. Dies geschah in erster Linie durch eine durchtriebene Einflussnahme des griechischen, königlichen Berater Constantine Phaulkon. Nachdem jedoch Phaulkon zum Kanzler ernannt wurde und den König derart täuschen und das Königreich Siam durch die starke, von ihm geförderte Einflussnahme der Franzosen gefährden konnte, machten die seit langem misstrauische, anti-französisch eingestellten Hofbeamten kurzen Prozess. 

 

Nachdem sie viele Jahre die negative Einflussnahme der Europäer geduldet hatten und Ayuthaya unter der Regentschaft Königs Narai aufblühte und von den Europäern schwärmerisch als "Venedig des Osten" bezeichnet wurde, wollten sie nun das innenpolitisch zerstrittene Siam durch einen geplanten Umsturz neu ordnen. Vom Erfolg d Chaumontsdieses Unternehmens angespornt, entsandte Frankreich 1687 eine zweite diplomatische Mission. Die Armee von 600 Franzosen, die 1687 auf Geheiß von Phaulkon mit 300 Handwerkern eintrafen und König Narai eigentlich zum Schutz gegen die Niederländer sah, waren jederzeit für einen Militärschlag jeder Art gerüstet und somit das größte Hindernis für eine durchgreifende Palastrevolte. 

 

Als König Narai 1688 schwer erkrankte, Phaulkon sich schon als Thronnachfolger sah und alleine nur die französische 600 Mann starke Privatarmee von Phaulkon lautstark unter ihrem General Desfarges durch Ayuthaya marschierte, nahm man, unter der Führung eines gewissen hohen Palastbeamten Phra Phetraja, dem Pflegebruder des Königs, zunächst König Narai in Lopburi, wo er sich am liebsten aufhielt, unter Hausarrest. Phra Phetraja war Befehlshaber des königlichen Elefantenregiments und formierte vorab mit seinem Sohn Luang Surasak im Untergrund eine Gegenpartei zu Phaulkon. Man befürchtete einen Staatsstreich der Franzosen. 

 

Er hält König Narai wochenlang praktisch als Gefangener und reißt die Staatsgeschäfte an sich. Da er nun eindeutig das Ziel verfolgt, König von Siam zu werden, läßt er den zum katholischen Glauben übergetretene Adoptivsohn König Narais, Prinz Phra Piya, der Nachfolger werden sollte, in eine Falle locken und ermorden. Zu diesem Zeitpunkt lebte König Narai noch! 

 

Phaulkon wurde schnell als Landesverräter verhaftet und innerhalb kurzer Zeit in Lop Buri hingerichtet. Nachdem Phaulkon keine Gefahr mehr darstellte, lockt der gerissene Phetraja einige Tage später zwei Brüder König Narai´s, Prinz Chao Fa Apaitot und Prinz Chao Fa Noi, unter einem Vorwand nach Lopburi und ließ sie dort ebenfalls ermorden. 

 

Am 11.Juli 1688 stirbt der große König Narai ohne einen engen Verwandten zu hinterlassen. Phra Phetraja wurde zum König ernannt, und sein oberstes Ziel war, die französischen Truppen des Landes zu verweisen und den Einfluss der Europäer zu beenden. 

 

Er entsendet siamesische Truppen nach Bangkok, um das französische Fort mit einer Übermacht zu belagern. Bangkok war zu dieser Zeit schon eine gut ausgebaute Stadt mit einem wichtigen Zwischenhafen. Die französischen Truppen waren nicht in der Lage, in irgendeiner Form einzugreifen, da alleine das militärische Kräfteverhältnis gegenüber den siamesischen Truppen beängstigend war. 

 

Die französischen Truppen waren gezwungen sich nach Pondicherry zurückzuziehen, und alle Vorrechte der Jesuiten wurden zurückgenommen. Nach einigen Verhandlungen musste zunächst das Fort geschliffen werden, und schließlich mussten alle französischen Truppen Siam verlassen. 

 

Phuket 

Später jedoch belasteten Spannungen die Beziehungen zwischen den Phuket und den Europäern. Nach dramatischen Ereignissen in Ayuthaya im Jahre1689, in denen den Franzosen landsverräterische Aktivitäten vorgeworfen wurden, und nach denen alle Europäer des Landes verwiesen wurden, kam es zwischen Frankreich und Siam zum Eklat. Aus Rache für die Vorgänge belagerte General Desfarges, der zuvor die französischen Truppen in Ayuthaya kommandiert hatte, Phuket, und forderte eine Wiedergutmachung in Form von Zinn, die die verlorenen Handelsmöglichkeiten in Ayuthaya kompensieren sollte. Darauf ließen die Thais sich nicht ein. Als dem französischen General klar wurde, daß sich noch 70 Europäer in der Gewalt von Ayuthaya befanden, ließ er mit Rücksicht auf das Leben der Geiseln von seinem Vorhaben ab. 

 

Der neue König von Siam wird zweimal gekrönt, einmal in Lopburi und dann in Ayuthaya. Er heiratet eine Tochter und eine Schwester Narais, um auch seine Staatsmacht den Anschein der Kontinuität zu geben. Trotzdem formierte sich eine starke Opposition gegen ihn, die die Berechtigung seiner Herrschaft anzweifeln. Der Königshof wurde in seiner Meinung gespalten. 

 

König Phra Petraja nimmt europäische Missionare als Geiseln und kündigt an, das er sie erst freilassen werde, sobald die siamesische Botschaft in Europa unversehrt zurückkehrt sei. Jeder tote Siamese würde den Tod eines Missionars bedeuten. Ende des Jahres 1689 kehrt die siamesische Botschaft aus Europa zurück und alle europäische Geiseln werden freigelassen. Der Handel wurde zunächst stark eingeschränkt und anschließend wurden alle Europäer des Landes verwiesen. Dadurch konnten sich China, Indien und arabische Händler weiter im Handel mit Siam etablieren und einige hohe Posten der Europäer einnahmen. 

 

1690 tauchte ein Prinz namens Tam Tien auf, der von sich behauptete ein unehelicher Sohn Königs Narai´s zu sein. Er führt eine Rebellion in der Stadt Nakhon Nayok an, die jedoch niedergeschlagen wird. Tam Tiem wird gefangengenommen und hingerichtet. Ein Jahr später wird eine weitere Rebellion in Khorat ebenfalls niedergeschlagen. König Phra Petraja führt das Land mit harter Hand und kann die Außengrenzen militärisch verstärken. Der deutsche Forscher und Arzt Engelbert Kämpfer, der sich im gleichen Jahr in Ayuthaya aufhielt, bezeichnet die Machtkämpfe als eine "siamesische Eigenart". Er begeistert sich eher für die Metropole des Königreiches. 

 

1698 versuchte Frankreich mit Siam einen neuen Freundschaftsvertrag auszuhandeln, den jedoch König Phra Petraja ablehnt. Die vielen negativen Erfahrungen mit Ausländern führte dazu, dass Ayuthaya sich für lange Zeit von der Außenwelt abschottet. Nur wenigen Europäern war es gestattet kleine Handelsbeziehungen aufrecht zu erhalten. So erfuhr man in Europa auch lange nichts über das Königreich Siam und seiner Weiterentwicklung. Die Europäer verlagerten ihren Handel mehr nach Indien. 

 

König Phra Petraja erkrankt schließlich 1703 schwer und muss nun die selben Erfahrungen machen, die er einst mit König Narai praktizierte. Ein älterer Sohn Petraja´s, Prinz Luang Sorasak, lockt seinen erst 14jährigen Bruder und Thronfolger, Prinz Chao Phra Kwan, sowie zwei Brüder Narais in eine Falle und lässt ihn ermorden. König Petraja ist darüber so empört, dass er trotz seiner schweren Krankheit, kurzum einen entfernten Neffen, Prinz Chao Phra Pijaisurindr, zum Nachfolger ernennt. 

 

Nach dem Tod von König Petraja verzichtet jedoch Pijaisurindr auf den Thron, und übergibt die Königswürde Luang Sorasak. Ob Luang Sorasak ihn drohte, kann nur vermutet werden. Fest steht, dass er ihm jedes Mittel recht war, um seinen Machtanspruch zu verteidigen. Nun kommt ein weiterer Sohn ins Spiel, und zwar Prinz Tras Noi, der den Thron beansprucht. Er kann nur der Ermordung entgehen, indem er schnellstens Mönch wurde. Luang Sorasak schien an alles gedacht zu haben und insbesondere genügend Einfluss. Er lässt sich zum König krönen und wählt den offiziellen Namen Sanpet VIII. Die Siamesen nannten ihn jedoch wegen seiner wilden Sitten, Phra Chao Sua, den Tiger-König. 

 

Doch König Phra Chao Sua war nicht nur ein harter Regent. Er ließ wichtige Bewässerungsarbeiten ausführen und unternahm einen erfolgreichen Feldzug gegen Kambodscha, in dessen Verlauf er Banteay Meas am Golf von Siam einnahm. 

 

Nur sechs Jahre konnte König Phra Chao Sua regieren, ehe er stirbt. Es heißt, dass auch seine Ausschweifungen und ein erhöhter Alkoholkonsum frühzeitig seinen Tod beschleunigte. Nach seinem Tod gibt es diesmal keine Palastrevolte oder Intrigen. Sein Sohn, Prinz Taisra, (Thai Sa) wird offiziell zum Nachfolger ernannt. Auch er ließ sich nicht unbefleckt und ließen einen seiner Rivalen, einen Sohn von Phra Petraja, hinrichten. In der Regierungszeit von König Taisra (1709-1733) wird das Königreich neu stabilisiert. Grenzstreitigkeiten mit Burma zwingen König Taisra zu einem großen Militärapparat. Außenpolitisch hatte der König jedoch kaum Anstrengungen unternommen, um seine Nachbarländer zu konsultieren. 

 

Die Kontakte zu Europa und Japan werden minimiert, und der Handel mit China nimmt zu. Siam exportiert Früchte und Reis nach China. China liefert im Gegenzug Seide, Porzellan und Waffen. 

 

Nach dem Tod von König Taisra wird sein Bruder Boromakot Thronnachfolger. Bevor König Boromakot den Thron besteigen kann, muss er in einem kurzen Bürgerkrieg drei Söhne des verstorbenen Königs Taisras besiegen, die ebenfalls Thronnachfolger werden wollen. Zwei Söhne werden besiegt, ein Sohn flieht ins Mönchsdasein. Es war also wieder einmal eine gewaltsame Thronbesteigung. 

 

In der Regierungszeit von König Boromakot (1733 - 1758) setzten im Königreich zwar neue Machtkämpfe ein, die er jedoch alle gewann. Unter seiner Herrschaft bleibt der Frieden erhalten; zunächst jedenfalls. Seine Regierungszeit wird auch als das "Goldene Zeitalter Ayuthayas" bezeichnet. Immer mehr Künstler, Handwerker, Dichter und Schriftsteller siedelten sich in Ayuthaya an. 

 

Die siamesische Kunst und Literatur hatte in seiner Regierungszeit ihren Höhepunkt, wobei der König auch in der Literatur bewandert war und selber schrieb. Es wurden viele Theaterstücke geschrieben, die sich insbesondere mit dem früheren Leben Buddhas und mit den Jatakas beschäftigten. Auf religiösem Gebiet blüht Siam auf. 

 

Als König Boromakot 1758 verstarb, kam es dann doch zum politischen Skandal. Prinz Utumpon (Uthomphon) wurde zum neuen König ernannt, obwohl er eigentlich nur an zweiter Stelle der Thronfolge stand. An erster Stelle stand sein älterer Bruder Prinz Ekatat. Prinz Ekatat (Ekhathat) war jedoch als zukünftiger Regent zu unbeholfen, so dass bereits König Boromakot ihn bereits zu Lebzeiten angewiesen hatte auf den Thron zu verzichten und Mönch auf Lebenszeit zu werden. 

 

Der neue König Utumpon herrscht mit harter Hand und lässt in den ersten Tagen seiner Herrschaft drei Halbbrüder verhaften und hinrichten. Als Prinz Ekatat nicht Mönch wurde und sogar Anspruch auf den Thron forderte, befürchtete jeder, dass auch er den Tod finden würde. Aber König Utompon schreckte vor einem Brudermord zurück, da beide ein gutes Verhältnis hatten. Er räumt kampflos den Thron für seinen Bruder und wird freiwillig auf Lebzeiten Mönch. Daher erhielt er den Namen Khun Luang Ha Wat (der König, der im Kloster Zuflucht suchte). Er soll nur einige Monate geherrscht haben. 

 

Im Todesjahr des verstorbenen Vaters noch dankte König Utompon ab und zog sich ins Wat Pradu zurück. Prinz Ekatat besteigt den Thron und nimmt den Namen Boromaraja V an. Im Lande herrschte nun weiterhin innerer Friede, der nur durch den Blick zum einstigen Erzfeind Burma getrübt wurde. 

 

In Burma konnte ein gewisser talentierter König Alaungpaya das Reich durch viele militärisch Siege, er eroberte Zentral- und Südburma sowie das laotische Königreich von Luang Prabang, festigen, gründete die Konbaung-Dynastie und konnte eine neue schlagkräftige Armee zusammenstellen, die 1759-1760 Siam angriff. Seine schlagkräftige Armee eroberten die Städte Mergui, Tavoy und Tenasserim, die heute alle zu Südburma gehören. Seine Truppen marschieren ungeschlagen bis nach Ayuthaya vor und belagern die Stadt. König Ekatat wusste, dass er nur bedingt der Regentschaft gewachsen war und bittet deshalb seinen jüngeren Bruder Utumpon um Hilfe. Utumpon sollte in dieser schwierigen Lage die Regierungsgeschäfte leiten und die militärische Leitung der Verteidigungskräfte übernehmen. 

 

Utumpon hatte nur kurze Zeit die Aufgaben übernommen, als sich das Schicksal zugunsten Siams wendete. König Alaungpaya hatte sich mit seiner eigenen Kanone schwer verletzte als er sie bediente. Da die Armee ohne seinen Führer nicht weiterkämpfen wollte, wurde der Rückzug befohlen. König Alaungpaya verstarb während des Rückzuges. Nachfolger wird 1760 Alaunsayas Sohn Prinz Manglok 

 

Utumpon ließ die Truppen und Späher zu Burma hin erhöhen, die Befestigungen in der Stadt verstärken und leitete mit seinem Bruder König Ekatat zwei Jahre lang die Regierungsgeschäfte. Da die burmesische Gefahr gebannt schien ging Utompon ins Wat zurück. Von nun an musste König Ekatat für das Schicksal Siams sorgen. 

 

Doch nur ein Jahr später änderten sich auch die Machtverhältnisse in Burma. Der burmesische König Manglok stirbt unter geheimnisvollen Gründen. Nachfolger wird sein Bruder Mongra (eine andere Benennung ist Hsinbyuhin), der nur das Ziel vor Augen hat, Siam zu unterwerfen und das Werk seines Vaters fortzusetzen. Ende 1763 erobern die Burmesen wiederum Chiang Mai im Norden des Landes sowie das laotische Fürstentum von Luang Prabang. Da es von Seiten Siams keine Gegenwehr gab, nutzte der burmesische König Mongra die Zeit, um seine Streitkräfte zu verstärken. 

 

1765 beginnen die Burmesen unter ihrem Genral Hsinbyushin einen gewaltigen Feldzug gegen Siam. Zwei Invansionsarmeen drangen mit einer Zangenbewegung von Chiang Mai Richtung Süden und von Burma Richtung Westen gegen Ayuthaya vor. Jede Gegenwehr in Richtung Ayuthaya wurde von den Burmesen gnadenlos vernichtet und weite Teile Siams werden besetzt. Ende des Jahres 1765 greift die burmesische Armee Thonburi (Bangkok) an und erleidet dabei so hohe Verluste, dass eine Belagerung von Ayuthaya verschoben werden muss, da die Truppen in Thonburi gebraucht werden. 

 

Ein gewisser Captain Ponney aus England, der die Siamesen unterstützt, konnte durch taktische Meisterleistungen und einer straffen militärischen Führung die siamesischen Truppen zu Siegen begeistern. Der siamesische König Ekatat jedoch war neidisch auf das hohe Ansehen des Engländers bei seinen Truppen, im Gegensatz zu seinen Fehlleistungen. Als er ihm deshalb eine wichtige unterstützende Rückendeckung nicht gab, konnten die Burmesen innerhalb kurzer Zeit weite Landesteile südlich von Ayuthaya kontrollieren. 

 

1766 drangen die burmesischen Streitkräfte erneut zu den Stadtmauern Ayuthayas vor. Wieder musste der handlungsunfähige König Ekatat seinen Bruder Utumpon um Hilfe bitten. Doch diesmal lehnt Utompon jegliche Verantwortung ab und verweigert jede Hilfe. Die Burmesen hatten indessen ihren Belagerungsring um die Stadt immer enger geschlossen, da die stark befestigte Stadt nicht zu erobern war. Der Untergang Ayuthayas schien besiegelt. 

 

Wenige Wochen nach der Belagerung gelingt es einem General Ekatats, Chao Phaya Taksin, als ein starkes Feuer in einem Stadtteil Ayuthayas ausbricht, mit einer Truppe von etwa 500 Mann den starken Belagerungsring zu durchbrechen und aus Ayuthaya zu fliehen. Er verschanzte sich zunächst mit seinen Soldaten im Raum Chanthaburi, wo die burmesische Besatzungsarmee am schwächsten war. Der junge General schätzte die Lage vor seinem Durchbruch richtig ein: das geschwächte Königreiches mit einem schwachen König an der Spitze und Verrat im Palast führte zur möglichen Zerstörung der Hauptstadt. General Taksin war ein brillanter Taktiker. Sein Vater war Chinese und seine Mutter Siamesin. Sein ursprünglicher Name war Hai Hong. Der Name Taksin wurde ihm später verliehen, da er für einige Jahre Gouveneur der Provinz Tak gewesen war. 

 

Der schwache König Ekatat (Ekhathat) bot sogar die Unterwerfung an, doch Mongra wollte den totalen Triumph und verlangte die bedingungslose Kapitulation. Die Lage in der Stadt wurde verzweifelt. König Ekatat bot noch die Unterwerfung an, aber Hsinbyushin wollte den totalen Triumph und verlangte eine bedingungslose Kapitulation. Nach vierzehn Monaten Belagerungszeit konnte die sehr geschwächte und ausgehungerte Stadt durch die Burmesen eingenommen werden. Am 3.April 1767 fiel die Stadt. König Ekatat konnte vor der Eroberung fliehen. (Nach einer anderen Version soll er getötet worden sein). 

 

Da Prinz Mongra jedoch auch wusste, dass einige Teile Siams unkontrollierbar waren und siamesische Truppenteile aus Ayuthaya fliehen konnten, wollte er kein Risiko eingehen, und zugleich dem Feind eine furchtbare Demonstration hinterlassen. Sein Ziel war es nicht, Siam zum Vasallen zu machen, sondern Siam für lange Zeit zu zerstören. 

 

Er ließ Ayuthaya bis auf die Grundmauern zerstören, ausplündern und verbrennen. Dadurch vernichtete er das größte Kulturgut Siams. Tempel, Paläste, Kunstschätze, alte Schriftrollen und ganze Bibliotheken wurden vernichtet. Damit war das politische und kulturelle Zentrum der Thais vernichtet. Nach einer Chronik gingen u.a. fast 90% aller juristische Schriften, der Literatur und Geschichte verloren. Auf seinem Rückmarsch ließ er alles töten, was sich in seinem Weg stellte. Über 100.000 Thais kamen in Gefangenschaft nach Burma, darunter auch Utumpon. 

 

Ayuthaya war von 1350 bis 1767, über 400 Jahre lang, die Hauptstadt Siams gewesen und brachte insgesamt 33 Könige hervor. Es war nicht alleine das militärische Geschick der Burmesen und die lange Belagerungszeit, die am Ende für die Niederlage Ayuthayas sorgten. Es war auch der Niedergang des siamesischen Königshauses. Rivalisierende Prinzen intrigierten und kämpften um die Macht, und König Ekatat war derart entschlusslos, dass er keine Beeinflussung darauf hatte. So wird noch immer angenommen, dass das sehr stark befestigte Ayuthaya verraten wurde, und eine der Fraktionen dem Feind ein Tor öffnete. 

 

Den Fall Ayuthayas haben die Thais den Burmesen bis heute nicht verziehen. Das Gold von Ayuthaya, so heißt es, bedeckt seitdem die Shwedagon-Pagode in Rangoon. Der Fall Ayuthayas ist heute noch für die Thais ein Trauma. Viele Jahrhunderte thailändischer Kultur und unzählige, unersetzbare Schriften gingen für immer verloren. 

 

Die Burmesen ließen nur eine kleine Belagerungsarmee zurück und wiegten sich in Sicherheit, da Ayuthaya vollkommen und weite Teile Siams zerstört waren, und Tod und Zerstörung auf dem Rückmarsch der burmesischen Truppen herrschte. 

Die Lage in Siam war chaotisch. Der Untergang machte sich breit. Mehrere Teilbereiche entstanden und Provinzgouverneure machten sich selbständig. Das Land schien unregierbar geworden zu sein. 

 

In der Zwischenzeit formierte der dynamische Taksin seine 500-Mann Armee versteckt im östlichen Siam. Zunächst verbündet er sich mit dem Gouverneur der Provinz Chonburi, doch bricht zwischen beiden Männern ein Führungsneid aus. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, die Taksin gewinnt. Aus diesem Umstand heraus wird Taksin Herrscher über die Provinz. Nun stoßen immer mehr Thais, aber auch Chinesen aus Thonburi, und versprengte Soldaten zu Taksin vor und verstärken somit die Provinz und seine Armee. 

 

Innerhalb kurzer Zeit stellte er eine neue schlagkräftige Armee und Flotte auf, mit der er sieben Monate später nach dem Fall Ayuthayas dort zurück segelte und die zurückgebliebene Belagerungsarmee total aufreiben konnte. Das zerstörte Ayuthaya war wieder in siamesischer Hand. Der burmesische Gouverneur wurde hingerichtet. Taksin kam aber auch zugute, dass Burma zur gleichen Zeit von einer chinesischen Invasion bedroht wurde. 

 

Nach dem Sieg beschloss er aus strategischen Gründen, die Hauptstadt zu verlegen und Ayuthaya nicht wiederaufzubauen. Sie sollte näher zum Meer liegen und damit bei einem erneuten Angriff der Burmesen auch leichter zu verteidigen zu sein. Auch sollte der notwendige Außenhandel dadurch erleichtert werden. 

 

Taksin entschied sich für den schon lange bestehenden Außenhandelsposten Thonburi (Bangkok), der in der Regierungszeit Königs Chakrapats (1548-1568) erbaut wurde, dass einst von den Franzosen mit Befestigungsanlagen ausgestattet wurde, die er nun nutzen konnte. Es dort auch ein Fort, von dem aus Eisenketten zur anderen Flußseite gespannt werden konnten, um feindliche Schiff zurückzuhalten. Zum weiteren Ausbau Thonburis wurde Ayuthaya als Vorbild genommen, und der neue Herrscher bekam Unterstützung die dort ansässigen wohlhabenden und einflussreichen chinesischen Kaufleute. Taksin wurde 1768 de facto zum König. 

 

Nun musste er im nächsten Schritt das Königreich stabilisieren, um einen erneuten burmesischen Angriff widerstehen und das Königreich halten zu können. An verschiedenen Provinzen forderten abenteuerliche Charaktere ebenfalls die Herrschaft über das zerschlagene Siam. Er lässt Siam zunächst in fünf Teilreiche aufsplittern, mit je einem regionalen Führer, um es schneller stabilisieren zu können. 

 

1768 kommt es zum innenpolitischen Eklat, als sich der Priester-König von Fang, der Herrscher über Nordsiam, sich gegen Taksin stellt. Der König marschiert daraufhin mit großen Truppenteilen zunächst in Khorat ein und kontrolliert somit sämtliche Teile von Siam, außer den nördlichen Provinzen. Erst 1775 wird Chiang Mai, aber auch Nan erobert. Der König hatte aber nicht nur wieder für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sondern musste insbesondere seit dem Fall Ayuthayas eine Zersplitterung des Königreiches in viele Fürstentümer und Einzelprovinzen entgegnen. Zudem musste er mit einem Einfall der Burmesen rechnen. 

 

Seine Truppen sind so weit erstarkt, dass er sich auch militärische Operationen in Kambodscha leisten kann, dass zum Streitobjekt zwischen Siam und Vietnam wurde. 

 

Es herrschte Chaos, Korruption, Kämpfe und Schmuggel. Deshalb führte er das Land mit harter Hand, und es wurden schwere Strafen bei Störungen von Recht und Ordnung verhängt. Ungehorsam und militärisches versagen von Offizieren wurde strengstens verfolgt. Hinrichtungen waren immer möglich. Dadurch schaffte er sich im Vorfeld auch viele Feinde. 

 

Nachdem Taksin Chiang Mai wieder zurückerobert hatte, marschierten auch kurze Zeit danach die Burmesen in Siam ein. Die Burmesen hatten zahlreiche Städte in Nordthailand erobern können. Der König gelang es aber nicht nur die Autorität der Zentralgewalt wiederherzustellen, sondern auch die Grenzen zu Burma soweit zu festigen, dass die Burmesen zurückgedrängt werden konnten und erneute burmesische Angriffe im Keim erstickt wurden. Dabei unterstüzten ihm insbesondere seine beiden Brüder, General Chao Phya Chakri und General Chao Phya Sarasih. 

 

Bis 1769 war das Territorium Thailands der Ayuthaya-Zeit im Wesentlichen wieder vereint. Im Jahre 1774 gelang es ihm, Chieang Mai, Phrae und Nan zur Anerkennung der thailändischen Oberhoheit zu bringen. 1775 wurde Lanna wieder im Königreich einverleibt. 

 

1776 versuchten die Burmesen erneut, dass verhasste Siam zu erobern und hatten dabei auch beträchtliche Anfangserfolge. So gelingt es ihnen Sukhothai und Phitsanulok einzunehmen. Die Streitmacht der Burmesen ist groß genug, um das neu aufgebaute Siam in seinen Grundfesten zu erschüttern. Nun spielt wieder das Schicksal zugunsten Siams mit. Es wird in Burma ein neuer König gewählt, der allerdings keine Ambitionen gegenüber Feldzügen hat und seine Truppen aus Siam zurückbeordert. 

 

Gerade noch der äußeren Gefahr entronnen, rebelliert wieder die Bevölkerung von Khorat. Um den inneren Frieden aufrecht zu erhalten, schickt König Taksin seinen fähigen General Chakri, um den Aufstand niederzuschlagen. General Chakri hat binnen kurzer Zeit die Kontrolle über den Khorat wiedererlangt und erhält zur Belohnung den Adelstitel Chao Phaya verliehen. 

 

1777 wurde das südlaotische Königreich Campasak erobert, kurz darauf unterstellten sich auch Luong Phra Bang und Vientiane thailändischer Oberhoheit. Sie blieben Vasallenstaaten Thailands bis zu ihrer Annexion durch Frankreich im Jahre 1893. 

 

1778 drang man in Vientiane ein, und die Stadt wurde nach fünfmonatiger Belagrung erobert. Der König von Laos, Ong Boun, wurde abgesetzt und in die Verbannung geschickt. Unter der eroberten Beute war auch der Smaragd-Buddha. Kambodscha wurde wieder Vasallenstaat von Siam. 

 

Mit Hilfe seiner fähigen Generäle konnte König Taksin so bis zum Ende seiner Herrschaft im Jahre 1782 nicht nur burmesische Angriffe abwehren, sondern sogar ganz Siam von der burmesischen Herrschaft befreien. 

 

1781 bricht in Kambodscha eine Rebellion aus, worauf König Taksin starke Truppenverbände zu ihrer Unterdrückung schickt. Die Truppen wurden von General Chakri geführt. Zu dieser Zeit war die Herrschaft Taksins von der Öffentlichkeit schon in Frage gestellt worden. General Chakri erreichte die Nachricht, dass von einem Offizier, Phraya Sankhaburi, eine Rebellion gegen Taksin geplant sei. 

 

Die Herrschaft von König Taksin dauerte zwar deshalb nur bis 1782, da er sich in seiner Persönlichkeit immer mehr veränderte. Es wird angenommen, dass er durch den großen Druck der vielen Kriege erst exzentrisch und grausam wurde. Als er sich zum Bodhisattva, zum zukünftigen Buddha, ernennen wollte und nicht hörige Mönche verprügeln ließ, formierte sich eine immer mehr stärkere Abwehr gegen ihm. Noch schützte ihn seine Heldentaten für das Land und seine einflussreichen Brüder. Doch bald litt er sogar unter Verfolgungswahn und zwang seine Familie und viele Beamte am Hof sich für Verbrechen zu bekennen, die sie nie begangen hatten. Willkürliche Hinrichtungen für geringste Vergehen setzten seine Umgebung in Schrecken. 

 

1782 kam es unter der Führung eines gewissen Hofbeamten mit dem Namen Phraya Sankhaburi zum Aufstand und König Taksin wurde unter Arrest gestellt. General Chakri hörte von der Rebellion und eilte von seinem Feldzug aus Kambodscha nach Thonburi zurück. Sein Ziel war allerdings nicht den amtierenden König zu befreien, sondern bekam genügend Informationen aller bisherigen Umstände, die in einem Rat der Generäle ausdiskutiert werden mussten. 

 

Der Rat und einflussreiche Palastbeamte unter der Führung von Phraya Sankhaburi beschlossen den Rücktritt und die Hinrichtung Taksin, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. König Taksin versuchte noch sein Leben zu retten, indem er seine Fehler zugab, sein Amt zur Verfügung stehlen wollte und zukünftig sich als Mönch im Kloster zurückziehen wollte. Es half jedoch nicht. Die Hinrichtung wurde, auf Verlangen der Berater General Chakris, am 6.April 1782 vollstreckt. Später wurde viele Anhänger Taksins ebenfalls hingerichtet. Taksin starb nach der Hinrichtungsart, die nur Personen königlichen Standes vorbehalten war. Da deren Blut nicht vergossen werden durfte, nähte man sie in einen Sack ein und ließ sie mit einem Sandelholzknüppel zu Tode prügeln. 

 

Am Hinrichtungstag bot Phya San General Chao Phya Chakri den Thron an. General Chakri wurde am gleichen Tag zum König ernannt. Es ist die Geburtsstunde der Chakri-Dynastie, die bis heute den thailändischen Thron besetzt, und das Ende der Ayuthaya-Dynastie. General Chakri wird unter den Namen Rama I zukünftig herrschen. Noch heute wird dieser Tag als Chakri-Tag begangen, an dem die gleichnamige Dynastie begründet wurde. 

 

1784 wurde König Taksin erst nachträglich durch ein großes königliches Beisetzungszeremoniell geehrt.

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